Archiv


"Weil ich mir das nicht leisten kann!"

Hamburgs Studierende sollen in Zukunft tief in die Tasche greifen. Geht es nach Wissenschaftsminister Jörg Dräger, dann sogar tiefer, als das anderswo in Deutschland bislang geplant ist: Vor eineinhalb Jahren sprach er bereits davon, dass er gerne pro Jahr 2500 Euro hätte. Heute gab es Proteste gegen die Gebührenpläne.

Von Werner Nording |
    Trotz des nasskalten Wetters hat sich eine große Menschentraube vor dem Lautsprecherwagen direkt gegenüber vom Audimax an der Uni Hamburg versammelt. Die Studierenden wollen sich nicht mit den Studiengebühren von 500 Euro pro Semester abfinden, die sie spätestens in einem Jahr zahlen sollen. An der Demonstration beteiligen sich neben der Uni Hamburg die Hochschule für bildende Künste, die Hochschule für Angewandte Wissenschaften und die Technische Universität Hamburg-Harburg. Diese Studentin sagt, warum sie gegen die Studiengebühren protestiert.

    "Weil ich mir das gar nicht leisten kann, ich werde sowieso Schulden haben, weil ich Bafög bekomme und ich mir das gar nicht vorstellen kann, wie viel Schulden ich dann hab, ich studier so etwas wie russische Literatur, da bekommt man nicht wirklich einen Beruf, aber ganz viele Schulden, damit bin ich nicht zufrieden. "

    In der Mensa hat sich der Asta versammelt, um über den Vorstoß des Hamburger Wissenschaftssenators Jörg Dräger zu informieren. Stefan Kühn bemängelt , dass Studiengebühren viele Abiturienten vom Studium abschrecken.

    " Leute aus sozial schwächeren Familien werden grundsätzlich vom Studium abgehalten wir haben diesen Effekt insbesondere bei Frauen, die eine höhere Angst haben, sich zu verschulden. Zum zweiten ist es so, Studiengebühren führen zu einer Verschuldung, mit der man ins Berufsleben einsteigt. Übrigens hat sich auch der Ring Deutscher Makler gegen Studiengebühren ausgesprochen, weil denen die Kunden wegzubleiben drohen, wenn man Schulden hat, wird man sicherlich nicht investieren."

    12.000 Studierende an der Uni Hamburg haben sich im Frühjahr in einer Urabstimmung gegen Studiengebühren ausgesprochen. Florian Kasiske befürchtet, dass 500 Euro pro Semester nur der Einstieg sind.

    "Es ist ja so, dass Jörg Dräger, der Wissenschaftssenator, vor eineinhalb Jahren bereits davon sprach, dass er gerne pro Jahr 2500 Euro hätte, genau können wir das noch nicht absehen, wir haben allerdings in anderen Ländern die Erfahrung gemacht, dass überall, wo Studiengebühren eingeführt wurden, sie überall sukzessive darauf erhöht wurden. "

    70 Prozent der Hamburger Studierenden müssten arbeiten, um ihr Studium zu finanzieren, ausländische Studierende aus Nicht EU-Staaten hätten keine Möglichkeit einen Kredit für die Studiengebühren zu bekommen, kritisiert Janna Schumacher den Entwurf des Hamburger Wissenschaftssenators.

    "Wir hätten erwartet, dass zumindest die Gruppen, die bislang schon bei Langzeitstudiengebühren ausgenommen werden, also die Gruppen, die er auch erwähnt, Eltern mit Kindern, chronisch Kranke, Bafög-Empfängerinnen, dass die von vornherein gesetzlich ausgenommen werden, so dass wirt auf der Grundlage weitere Härtefallkriterien mit der Universität aushandeln können."

    Bundesweit werde man den Protest gegen die Einführung von Studiengebühren unterstützen.

    "Morgen ist ein Solidaritätstag, da wird es eine kleine Aktion geben, weil in NRW und Baden-Württemberg die Gesetzgebung schon weiter ist und an dem tag die Gesetze behandelt werden und da auch Demonstrationen stattfinden, am Freitag ist die Norddemo in Bremen wo norddeutschlandweit mobilisiert wird und nächste Woche machen wir eine Vollversammlung wo wir mit allen Studierenden gemeinsam beschließen werden, wie die Proteste hier aussehen. "