Zwei Studierende bei der Arbeit an dem Dokumentarfilm, der am Ende des großen Wehrmachtprojektes im Lehr- und Forschungsgebiet Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der RWTH Aachen stehen wird. Insgesamt 30 Stunden Material haben die Projektteilnehmer letzten Sommer in Weißrussland, im Gebiet von Ozarichi abgedreht.
Auf den Plot haben wir uns mittlerweile gut einigen können. Was wirklich dominiert, sind die Diskussionen über die Art der Bebilderung, vor allen Dingen mit historischem Material. Da geraten wir oft sehr stark aneinander wie man die Authentizität dieser Bilder bewerten muss, wie stark man mit Bildern, die ähnliches zeigen, operieren darf. Gerade aufgrund des Mangels von wirklich authentischen Bildern ist das im Moment das Hauptthema in unseren Diskussionen.
Thomas Kirchner ist einer der 13 Studierenden, die sich seit dem Wintersemester 2003/2004 mit einem der größten Wehrmachtsverbrechen des Zweiten Weltkrieges beschäftigen. Im März 1944 hatte die 9. Armee etwa 50.000 Zivilisten, vorwiegend alte Menschen, Frauen und Kleinkinder aus dem weißrussischen Gebiet um Ozarichi deportiert und in Lager gesperrt. Die hilflosen Menschen wurden als lebende Schutzschilde missbraucht, um den Rückzug von Wehrmachtseinheiten zu decken. An die 9000 Weißrussen starben bei der generalstabsmäßig geplanten Aktion.
Die ursprüngliche, lediglich zum Quellenstudium in Bundesarchiven gedachte methodische Übung entwickelt sich bald zu einem großen Projekt. Und mit Hilfe von Alexander Dolgowskij wird eine zwölftägige Reise zur Feldforschung in Ozarichi vorbereitet. Dolgowskij ist Absolvent der weißrussischen Universität in Minsk und studiert seit drei Jahren an der Aachener TH:
Dieses Thema ist in Weißrussland auch nicht gut erforscht. Die meisten Leute wissen, es war im Ozarichi-Lager, aber was genau passiert ist, das können bestimmt nur ein paar Historiker erzählen.
Bestens ausgestattet - die RWTH stellt modernste Technik zur Verfügung, der DAAD und die Gerda Henkel Stiftung die nötigen Fördermittel - macht sich die Forschungsgruppe unter Leitung von Dr. Christoph Rass Ende August letzten Jahres auf nach Weißrussland. Durch Alexander Dolgowskijs gute Beziehungen gibt es schnell Kontakte zu Zeithistorikern. Es folgt eine offizielle Einladung der staatlichen Universität in Minsk, und schließlich darf die Aachener Forschungsgruppe sogar im Staatsarchiv recherchieren.
Peter Quadflieg und seine Mitstreiter werden überall herzlich empfangen:
Einerseits haben wir Zeitzeugen interviewt, die wir im Vorfeld schon ausfindig gemacht haben, zum anderen, das war ein ganz spannender Aspekt, sind wir dann auch aufs Land gefahren, wo die Operation stattgefunden hat, und haben versucht, Leute zu finden, die ihre Geschichte als Zeitzeuge noch nicht oder nur im Bekannten- und Freundeskreis erzählt haben, aber niemals einer interessierten Öffentlichkeit.
Bereitwillig geben die Leute Auskunft. Es kommt zu zahlreichen bewegenden Momenten, wie etwa am Denkmal von Ozarichi, wo Fünftsemestler Thomas Hartmann die schreckliche Geschichte der Deportation von Überlebenden erfährt:
In dem Moment merkte ich, dass die Tiefe der Emotionen und die Tiefe der Probleme, die die Menschen da durch die deutsche Wehrmacht vergegenwärtigen mussten, dass die auf mich einwirkte. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass der tiefe Schmerz dieser Menschen in dem Moment offenbar wird. Ein ganz komisches Gefühl, das ich mir im Nachhinein auch nicht mehr erklären kann. Aber das nehme ich für mich als besonders prägend mit.
So bringt das vielschichtige Forschungsprojekt Gewinn auf allen Ebenen, sowohl für die Studierenden als auch für den Projektleiter Christoph Rass:
Man entdeckt sehr schnell, dass es hoch motivierte Studierende gibt, die über mehr als ein Jahr mit sehr hohem persönlichen Einsatz bereit sind, so eine Sache mit zu tragen. Man entdeckt auch, dass man mit vergleichsweise geringen Ressourcen relativ weit kommt. Und so denke ich, sowohl der wissenschaftliche Ertrag als auch der Ertrag in der Qualifikation der Beteiligten ist sehr hoch.
Auf den Plot haben wir uns mittlerweile gut einigen können. Was wirklich dominiert, sind die Diskussionen über die Art der Bebilderung, vor allen Dingen mit historischem Material. Da geraten wir oft sehr stark aneinander wie man die Authentizität dieser Bilder bewerten muss, wie stark man mit Bildern, die ähnliches zeigen, operieren darf. Gerade aufgrund des Mangels von wirklich authentischen Bildern ist das im Moment das Hauptthema in unseren Diskussionen.
Thomas Kirchner ist einer der 13 Studierenden, die sich seit dem Wintersemester 2003/2004 mit einem der größten Wehrmachtsverbrechen des Zweiten Weltkrieges beschäftigen. Im März 1944 hatte die 9. Armee etwa 50.000 Zivilisten, vorwiegend alte Menschen, Frauen und Kleinkinder aus dem weißrussischen Gebiet um Ozarichi deportiert und in Lager gesperrt. Die hilflosen Menschen wurden als lebende Schutzschilde missbraucht, um den Rückzug von Wehrmachtseinheiten zu decken. An die 9000 Weißrussen starben bei der generalstabsmäßig geplanten Aktion.
Die ursprüngliche, lediglich zum Quellenstudium in Bundesarchiven gedachte methodische Übung entwickelt sich bald zu einem großen Projekt. Und mit Hilfe von Alexander Dolgowskij wird eine zwölftägige Reise zur Feldforschung in Ozarichi vorbereitet. Dolgowskij ist Absolvent der weißrussischen Universität in Minsk und studiert seit drei Jahren an der Aachener TH:
Dieses Thema ist in Weißrussland auch nicht gut erforscht. Die meisten Leute wissen, es war im Ozarichi-Lager, aber was genau passiert ist, das können bestimmt nur ein paar Historiker erzählen.
Bestens ausgestattet - die RWTH stellt modernste Technik zur Verfügung, der DAAD und die Gerda Henkel Stiftung die nötigen Fördermittel - macht sich die Forschungsgruppe unter Leitung von Dr. Christoph Rass Ende August letzten Jahres auf nach Weißrussland. Durch Alexander Dolgowskijs gute Beziehungen gibt es schnell Kontakte zu Zeithistorikern. Es folgt eine offizielle Einladung der staatlichen Universität in Minsk, und schließlich darf die Aachener Forschungsgruppe sogar im Staatsarchiv recherchieren.
Peter Quadflieg und seine Mitstreiter werden überall herzlich empfangen:
Einerseits haben wir Zeitzeugen interviewt, die wir im Vorfeld schon ausfindig gemacht haben, zum anderen, das war ein ganz spannender Aspekt, sind wir dann auch aufs Land gefahren, wo die Operation stattgefunden hat, und haben versucht, Leute zu finden, die ihre Geschichte als Zeitzeuge noch nicht oder nur im Bekannten- und Freundeskreis erzählt haben, aber niemals einer interessierten Öffentlichkeit.
Bereitwillig geben die Leute Auskunft. Es kommt zu zahlreichen bewegenden Momenten, wie etwa am Denkmal von Ozarichi, wo Fünftsemestler Thomas Hartmann die schreckliche Geschichte der Deportation von Überlebenden erfährt:
In dem Moment merkte ich, dass die Tiefe der Emotionen und die Tiefe der Probleme, die die Menschen da durch die deutsche Wehrmacht vergegenwärtigen mussten, dass die auf mich einwirkte. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass der tiefe Schmerz dieser Menschen in dem Moment offenbar wird. Ein ganz komisches Gefühl, das ich mir im Nachhinein auch nicht mehr erklären kann. Aber das nehme ich für mich als besonders prägend mit.
So bringt das vielschichtige Forschungsprojekt Gewinn auf allen Ebenen, sowohl für die Studierenden als auch für den Projektleiter Christoph Rass:
Man entdeckt sehr schnell, dass es hoch motivierte Studierende gibt, die über mehr als ein Jahr mit sehr hohem persönlichen Einsatz bereit sind, so eine Sache mit zu tragen. Man entdeckt auch, dass man mit vergleichsweise geringen Ressourcen relativ weit kommt. Und so denke ich, sowohl der wissenschaftliche Ertrag als auch der Ertrag in der Qualifikation der Beteiligten ist sehr hoch.