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Weiterbildung an der Hochschule Konstanz

Ohne regelmäßige Weiterbildung ist an Karriere nicht zu denken. Wenn schon Weiterbildung, so denken sich viele, dann macht es Sinn, auf das Angebot einer Hochschule zurückzugreifen. Die Hochschule als Garant für ein Zertifikat ist aber nur ein Argument, dort Weiterbildungsangebote auszuwählen.

Von Thomas Wagner |
    " Wenn Sie später Sachverständige sind, werden Sie später auch Risse an Gebäuden zu bewerten haben. Risse gibt's an Fassaden zum Beispiel, dass der Putz gerissen ist. "

    Die Zuhörer sitzen auf vornehmen Biedermeier-Stühlen im lichten Tagungsraum von Schloss Langenrain, gut ein Dutzend Kilometer von Konstanz entfernt. Hier in der ländlichen Abgeschiedenheit der Bodenseeregion organisiert die Hochschule Konstanz einen Großteil ihrer Weiterbildungsseminare. Eine Woche haben sich die Bautechniker, Bauingenieure und Architekten Zeit genommen, um sich das Rüstzeug zum Gebäudesachverständigen anzueignen - ein Beispiel von vielen für das Weiterbildungsangebot der Hochschule Konstanz. Häufig sitzen hier aber auch Informatiker, Betriebswirte, Maschinenbauer und Architekten, um sich fortzubilden.

    " Weiterbildung ist als Bauingenieur immer wichtig. Man muss die neuesten Vorschriften kennen. Man kann da nicht aufhören und sich zur Ruhe setzen und sagen: Ich habe da jetzt irgendetwas gelernt. Da mache ich jetzt so mein Berufsleben lang weiter. Also man muss da schauen, dass man am Ball bleibt.

    Ich denke, dass heutzutage jeder schauen muss, dass sich jeder einfach weiterentwickelt. Es ist nicht damit getan, dass ich auf die Uni gehe, da den Abschluss mache und dann im Berufsleben mich hinschleppe. Sondern ich muss irgendwann auch schauen: Was ist denn Neues dazugekommen ? Und wie kann ich das sinnvoll einbauen?"

    Die beiden Seminarteilnehmer Alexander Kraft aus Würzburg und Klaus Richter aus München sind sich einig: Ohne regelmäßige Weiterbildung ist an Karriere nicht zu denken. Wenn schon Weiterbildung, dann macht es aus ihrer Sicht Sinn, auf das Angebot einer Hochschule zurückzugreifen.

    " Man braucht natürlich immer irgendwo in Deutschland ein Zeugnis, ein Zertifikat .Und wenn da natürlich eine Hochschule dahinter steht und nicht irgendein Verein in der Richtung, dann ist das natürlich auch von der Anerkennung ein ganz anderer Grad."

    Die Hochschule als Garant für ein Zertifikat - das ist aber nur ein Argument, dort Weiterbildungsangebote auszuwählen. Für Georg Naprafnik aus Ulm war die Lehrkompetenz der Hochschule mitentscheidend dafür, sich anzumelden.

    " Sie brauchen einfach auch ein Netzwerk als Sachverständige. Und da ist es ganz einfach sinnvoll, das Netzwerk einer Uni hinter sich zu haben. Und da ist die Konstanzer Hochschule prädestiniert. Sie genießt in Deutschland sicherlich den besten Ruf. Da sind sie am tiefsten drin in der Thematik."

    Einer, der sich über solche Aussagen besonders freut, ist Roland Luxemburger, Weiterbildungsbeauftragter der Hochschule Konstanz. Dass Seminarteilnehmer aus der ganzen Republik regelmäßig in großer Zahl in dem kleinen Schloss bei Konstanz ein- und ausgehen, hängt mit der besonderen Konzeption des Angebotes zusammen. Etwa ein Drittel eines Seminars ist in der Regel akademisch-wissenschaftlich orientiert. Diesen Part übernehmen Professoren und Dozenten. Das ist zwar wichtig, reicht aber, so Roland Luxemburger, längst nicht aus:

    " Dann haben wir das zweite Drittel. Da wird die 'Best Practice' präsentiert von renommierten Leuten aus der Praxis, die auch in ihren Unternehmen diese 'Best Practice' präsentieren. Und im dritten Teil haben Sie dann den Transfer, die Synthese von theoretisch-wissenschaftlichem 'State of the Art' auf 'Best Practice', auf die Praxis der jeweiligen Teilnehmer. Da gilt es dann die Frage zu beantworten: Was heißt es für mich in meiner Alltagspraxis im Unternehmen, wenn ich jetzt zum Thema x die Synthese mache aus 'Best Practice' und State of the Art-Wissenschaft."

    Seit 16 Jahren bietet die Hochschule Konstanz Weiterbildungsseminare an. Die sind in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden.

    " Wir haben die Umstellung der klassischen Diplomstudiengänge auf Bachelor und Master, eine Ausbildungszeitverkürzung. Das heißt, dass gerade die Weiterbildung im postgradualen Bereich, die Begleitung unserer Absolventen der beruflichen Praxis eine sehr große Bedeutung hat und haben wird. Das liegt im wesentlichen auch daran, dass, wenn die Leute bei uns abgeschlossen haben und drei, vier, fünf Jahre irgendwo gearbeitet haben, dann kommen sie oft in Funktionsbereiche, wo einfach ein Aufsatteln einer weiteren Bildungsmaßnahme Sinn macht vor dem Hintergrund der ersten Ausbildung und vor den in der Praxis gewonnenen Erfahrungen."

    Dieses Aufsatteln im Zuge einer weiteren Bildungsmaßnahme empfinden Teilnehmer wie Alexander Kraft als erheblich effizienter als den Lehrbetrieb im Studium.

    " Wobei der ganze Umgang zischen Dozenten und sage ich mal. Studierenden ganz anders ist. Man wird irgendwo als Kollege behandelt und nicht als Student. Von den Lehrinhalten, von den Themengebieten. Man geht ganz anders auf einzelne Themengebiete dann ein, wo das Interesse der Gruppe auch hingeht. Das kann man eigentlich mit dem Studium in der Form gar nicht vergleichen."

    Dafür lassen sich die Teilnehmer das Seminar am Bodensee auch einiges kosten:

    " Die Teilnehmergebühren liegen je nach Dauer der Angebote und nach Gruppengrößen zwischen 200 und 500 Euro pro Seminartag."

    Das ist üppig, hängt aber, so der Weiterbildungsbeauftragte Roland Luxemburger, mit dem besonderen Weiterbildungskonzept der Hochschule Konstanz zusammen. Die Teilnehmergebühren fließen ausschließlich in die Honorare der Dozenten und in die Miete für das Seminarzentrum im Schloss. Träger der Seminare sind zwei ausgegliederte GmbH, die zwar vollständig zur Hochschule gehören. Aber:

    " Beide Unternehmen finanzieren sich am Markt. Das heißt: Sie müssen all ihre Kosten am Markt erwirtschaften. Sie werden in keiner Form subventioniert. Das sind eigenständige Unternehmen, die Produkte entwickeln müssen, die sich am Markt einer bestimmten Nachfrage erfreuen."

    Dass die Hochschule selbst dafür nichts bezahlen muss, ist das eine. Dass sie daraus aber auch einen ganz entscheidenden Nutzen ziehen kann, aus Sicht von Roland Luxemburger das andere.

    " Für uns ist das sehr wichtig, weil die lehrenden Kollegen da auch den Kontakt zur Praxis nicht verlieren. Und in der Lehrtätigkeit mit den gestandenen Praktikern natürlich die Kollegen für ihre grundständige Lehre sehr viele Anregungen bekommen. Man abgesehen von den ganzen Netzwerken, die da entstehen und die es uns dann ermöglichen, praktische Studiensemester für Studierende, auch Abschlussarbeiten in der Praxis leichter zu ermöglichen."