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"Weitersagen, beten. Spenden. Dankschön."

Ein Spartensender, der sich seit zehn Jahren sehr gut hält, ist bibel.TV. Bei dem christlichen Familiensender dreht sich alles um die Bibel. Finanziert wird er zu fast 90 Prozent aus Spenden. Das sind jährlich stattliche 7,5 Millionen Euro.

Von Leonard Ameln |
    "Ein ganzer Fernsehsender für ein einziges Buch - die Bibel."

    Ein Programm, eine Mission: Spätestens zehn Minuten nach dem Einschalten bleibt kein Zweifel mehr, worum sich bei diesem Sender alles dreht:

    "Inhaltlich gibt es für uns immer nur die Heilige Schrift, und wir weichen nicht davon ab, was in der Bibel geschrieben steht. "

    Sagt auch Henning Röhl, Geschäftsführer von bibel.TV.

    Erforschen Sie mit uns die Heilige Schrift.

    Also, Leute - egal was ihr getan habt - es ist nie zu spät zu Gott zu kommen.

    Ohne Aussagen wie diese kommen die wenigen Spielfilme, die auf bibel.TV laufen, nicht aus. Figuren aus dem alten Testament wie Jakob und Josef, verfolgte Christen in Afrika oder durch Schicksal und Priester bekehrte Menschen sollen den Zuschauern sozusagen die Version 2.0 der Heiligen Schrift darbieten, auch den Zweifelnden und Verzweifelten:

    Alles grau in grau? - bibel.TV bringt Farbe in ihr Leben.
    Wie viele Zuschauern genau, das lässt sich nur schätzen, 300.000 täglich und mehr sollen es nach Angaben des Senders und des Marktforschungsinstituts GfK sein. Was die Zuschauer da sehen, ist selten selbst produziert. Das Programm lebt inhaltlich zu fast 90 Prozent von unverlangten Einsendungen, Zulieferungen kirchlicher Organisationen aller Couleur und günstig eingekauften Übernahmen, vor allem aus dem US-amerikanischen Raum:

    Keiner kann sagen, ich komme nie vom Weg ab. Wenn sie aufhören, Gottes Wort zu lesen, zu beten oder zur Kirche zu gehen, werden sie vom Weg abkommen.
    Wenn sie ihn nicht haben, haben sie keinen Kompass, wenn Sie in Ihrem Leben Gottes Wort nicht haben, haben Sie keinen Anker, sie segeln blind herum. Eines Tages werden Sie Schiffbruch erleiden.

    Und so sind es jene evangelikalen Prediger, die zusammengewürfelten Gesangssendungen, teils abgehobene Bibelbesprechungen, amateurhaft ausgeleuchtete Talks und bisweilen laienhafte Ratgebersendungen.

    Der Ehekurs zu wichtigen Fragen der Partnerschaft.

    Sie alle tragen trotz modernem Corporate Designs letztlich zu einer semiprofessionellen Anmutung bei. Henning Röhl:

    "Es ist nicht immer der hohe Qualitätsstandard der Öffentlich-Rechlichen, aber das können wir uns eben nicht leisten. Glaube aber, es kommt auch nicht auf die Produktionsqualität an, sondern eher auf die Inhalte."

    Auch Übernahmen und die gespendeten oder verbilligt angebotenen Produktionen werden immer redaktionell abgenommen.

    "Es gibt vieles, was wir nicht senden, alles wird gesichtet vorher."

    Wo am Inhalt noch gespart werden kann, muss auf der anderen Seite zwingend Geld in die Verbreitung über Kabel, Satellit, DVB-T und Internet investiert werden - rund vier Mio. Euro. Der kleinste Teil des Senderbudgets stammt dabei aus Werbeerlösen. Über 90 Prozent wird aus stetig steigenden Spenden gedeckt, und das waren im vergangenen Jahr 7,5 Millionen Euro. Dafür wird auch on air offensiv geworben:

    Ich unterstütze bibel.TV - machen auch Sie mit. Weitersagen, beten. Spenden. Dankeschön."

    Die treue Spendergemeinde macht es möglich, dass der Sender seit nunmehr zehn Jahren überlebt. Was bewegt eigentlich die Menschen, einen solchen Sender zu schauen und zu unterstützen? Jürgen Kaiser, Medienwissenschaftler und Geschäftsführer des Evangelischen Medienhauses:

    "Ich denke, dass viele dieser religiösen Sendungen von Menschen angeschaut werden, die darin etwas suchen, was sie täglich brauchen, nämlich eine Bestätigung. Ich bekomme im Fernsehen das bestätigt, an was ich ohnehin glaube. Wenn täglich dieses Bibel-Pingpong stattfindet, wie das sich allmählich in einen Menschen einfleischen."

    Und noch ein weiteres Detail dürfte die Stammzuschauer an den kleinen Sender binden - seine Interaktivität. So bedankt sich der Geschäftsführer persönlich bei jedem Spender, und Zuschauerfragen werden in vielen Fällen beantwortet, auch on air. Henning Röhl:

    "Es gibt keinen Sender in Deutschland, den die Zuschauer so beeinflussen können wie bibel.TV. Ehrliche Sendungen sind ganz wichtig, das Dialogische, das Gemeinsame mit den Zuschauern."