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Welche Unternehmen tun etwas für den Nachwuchs?

Was tun Unternehmen eigentlich für ihre Nachwuchsförderung? Das wollten Studierende der privaten "Europa Fachhochschule Fresenius" für Medienwirtschaft in Köln wissen. 90 Unternehmen in Deutschland haben sie befragt und daraus ein Ranking erstellt. Gefragt haben sie unter anderem: Wie viele Leute bildet ihr aus? Wie bezahlt ihr sie? Wo setzt ihr sie ein? Heraus gekommen sind einige Gewinner, heraus gekommen ist aber auch: Einige Unternehmen wollten sich erst gar nicht an der Studie beteiligen. Gestern Abend haben die Studierenden die Ergebnisse auf einer Podiumsdiskussion mit Unternehmensvertretern vorgestellt.

Von Esther Körfgen |
    Um es gleich vorweg zu nehmen: Zur Blumenstraußübergabe waren natürlich nur die Gewinner des Rankings geladen. Und das sind: Die Medienunternehmen Bertelsmann und Endemol und die ThyssenKrupp AG. Denn diese Unternehmen tun viel für den Nachwuchs, sprich: bilden zum Teil weit über Bedarf aus. Allerdings, so die Studie: Von 20 Unternehmen bilden drei gar nicht aus und bieten auch keine Praktika an. Und: Von den 90 befragten Unternehmen haben zehn überhaupt keine Auskunft gegeben.

    " Das war dann klar, dass wenn wir überlegt haben: okay, jetzt hat ein Unternehmen keine Angaben gegeben, einige haben sogar gesagt: wir wollen nicht genannt werden in der Studie, haben wir das aber trotzdem getan. Weil wir dann auch einen Punkt setzen wollten, ein gewisses Zeichen, womit wir sagen wollen, dass wir das nicht so okay finden."

    Aber auch das, was sie erfahren haben, macht Stephan von Pescatore und seine 90 Mitstudierenden nicht wirklich glücklich: zum Beispiel die Vergütung: für ein Praktikum bieten die Unternehmen im Schnitt 300 Euro. Das übliche Einstiegsgehalt liegt bei rund 1000 Euro. Da müssten die Unternehmen schon mehr bieten:

    " Wir stellen natürlich, so blöd das jetzt klingt, aber auch die Zukunft dar, darauf kommt's auch an, das Unternehmen muss uns auch was bieten. Auch wenn das jetzt so ist, dass wir eher die Berufe suchen als die Berufe zu uns kommen, ist es aber trotzdem so, dass wir die Angebote selbst untersuchen."

    Also, sagen die Studierenden zu den Unternehmen: Fordert nicht immer nur, sondern tut auch was dafür, dass wir euren Anforderungen entsprechen. Alexander Beaucamp von der Unternehmensberatung Kienbaum hat da das Gefühl, die Unternehmen etwas in Schutz nehmen zu müssen - obwohl er den Anspruch der Studierenden versteht.

    " Ja, das kann ich verstehen. Es ist allerdings so, dass es falsch ist wenn man da zu so einer allgemeinen Unternehmensschelte übergeht. Es ist schon so, dass der Nachwuchs in den Unternehmen gefördert wird."

    Allerdings - die Studie spricht eine andere Sprache: von 20 befragten Unternehmen bieten 3 keine Ausbildung und auch keine Praktika. Auch der Bedarf an Absolventen ist eher gering. Er liegt bei null bis 150 pro Jahr. Und Praktikums-Plätze sind eher rar: der Durchschnitt liegt bei jährlich 50. Die Forderung der Unternehmer nach Praxis-Erfahrung: wie solle sie angesichts solcher Zahlen gedeckt werden? Das fragt sich auch Sandra Przybylski, Personalchefin des Medienunternehmens Endemol.

    " Deutschland ist immer noch ein Land der Scheine, das heißt wir sind immer noch, ich sag mal ganz heiß darauf dass sich jemand bei uns bewirbt der ganz viel vorzuweisen hat, und darum ist es gerade in diesem Beruf, der wirklich zukunftsweisend ist dass wir dort den Menschen, die für uns arbeiten auch eine anerkannte Ausbildung bekommen."

    Allerdings: Endemol selbst könne junge Medienkaufleute ausbilden und einstellen, weil die Firma sich dafür mit mehreren anderen zusammen geschlossen hätten. Sprich: große Unternehmen, und dazu gehören auch die anderen Gewinner ThyssenKrupp und Bertelsmann, hätten es nun einmal leichter, sich für die Nachwuchsförderung zu engagieren.

    Die Studierenden der Medienhochschule Fresenius finden das nur bedingt ermutigend. Dennoch versuchen sie optimistisch in die Zukunft zu blicken: schließlich haben die Unternehmen an diesem Abend zugegeben, dass sie Ehrfurcht haben vor dem vorhergesagten Fachkräftemangel und den sinkenden Studierendenzahlen. Diese Aussicht lasse sie nun doch anfangen, wieder mehr für den Nachwuchs zu tun. Stephan von Pescatore:

    " Dass doch die Unternehmen diese Perspektive haben, dass sich der Markt wandeln wird, und in dem Moment sich drauf vorbereiten auf diesen Wandel. Dass irgendwann der Bedarf doch da sein wird das ist eine Info die mir neu ist und die mich froh stimmt."

    Die Ergebnisse des Rankings kann man sich beim Onlinemagazin Meinung ansehen.