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Welche Weiterbildungseinrichtung taugt was?

Ohne im Beruf ständig weiterzulernen sieht's schlecht aus für die Karriere, da sind sich eigentlich alle einig. Angebote für die Weiterbildung gibt es genug, etwa 400.000 Seminare und Lehrgänge sind in Deutschland am Markt. Wie gut diese Angebote dem Job allerdings tun, ist nicht immer so leicht einzuschätzen. Im letzten Jahr hat Bundesbildungsministerin Bulmahn deshalb das Projekt 'Stiftung Bildungstest' ins Leben gerufen. Eine neu eingerichtete Abteilung der Stiftung Warentest soll Weiterbildungsangebote stichprobenartig untersuchen und die Ergebnisse veröffentlichen. Dafür zahlt das Ministerium zunächst mal bis zum Jahr 2005 sechs Millionen Euro. Erste Pilotergebnisse gab es schon 2002.

    Ein Beitrag von Andrea Lueg

    Welche Fortbildungspläne gibt es für das neue Jahr?

    Ein Seminar zu wie ich mich selbst einschätze, wie mich andere sehen und eine Weiterbildung, da geht's darum, wie man eine Podiumsdiskussion oder überhaupt Diskussionen leitet.

    Ich werde wahrscheinlich in den Ferien für die Fortsetzung meines Studiums nach England fahren, um meine Sprachkenntnisse zu erweitern.

    Ich habe noch nichts konkretes, nee, ich weiß, ich muss irgendwie was machen, mich weiterbilden, aber das weiß ich noch nicht, was.

    Für meine Mitarbeiter auf jeden Fall, ja, die werden entsprechende Lehrgänge für Sotware-Werkzeugen besuchen.

    Wirtschaftsenglisch, ein Softwarekurs oder doch lieber ein Persönlichkeitstraining - die meisten Arbeitnehmer machen sich Gedanken darüber, was sie beruflich weiterbringen könnte. Und auch die Arbeitgeber wollen ihre Mitarbeiter beruflich fit halten, hat Reinhold Weiß vom Institut der deutschen Wirtschaft festgestellt:

    Zunächst muss man feststellen, dass Weiterbildung in den Unternehmen und wir verfolgen das seit Ende der 80er Jahre eigentlich permanent einen größeren Stellenwert bekommen hat und das ist insbesondere abzulesen an den Teilnehmerzahlen, die sind durch die Bank in den Erhebungen, die wir angestellt haben von mal zu mal angestiegen.

    Etwa jeder zweite Beschäftigte hält sich mit Hilfe seines Chefs beruflich auf dem Laufenden. Doch sich im Dschungel der Anbieter und Angebote zurechtzufinden und die effektivsten Kurse auszuwählen, ist weder für Firmen noch für Angestellte einfach. Und daran werden auch die Weiterbildungstests nicht viel ändern, meint Reinhold Weiß:

    Die Zahl der Anbieter, die Zahl der Kurse, die getestet worden sind, ist sehr begrenzt, es war die Rede von etwa 20 Kursen, die da getestet werden sollten, und bei einer Gesamtzahl von 400 000 und mehr Kursen pro Jahr kann man eigentlich nicht davon sprechen, dass damit ein wirklich nachhaltiger Einfluss auf Qualität ausgeübt worden ist.

    Tatsächlich sollen bis Ende 2005 bis zu 20 Angebote pro Jahr getestet werden. Während im letzten Jahr bereits einige Ergebnisse aus Pilotuntersuchungen veröffentlicht wurden, geht es in diesem Jahr erst so richtig los. Seminare, E-Learning, aber auch Bücher zum Selbststudium, alles kommt unter die Lupe. Ab Mai erscheinen die ersten Tests und dann noch mal ein ganzer Schwung im Herbst - doch auch das ist nur ein Tropfen im Ozean, mit dem man keinesfalls den ganzen Markt kontrollieren kann. Trotzdem hofft man, dass die Anbieter reagieren,

    Dass sie reagieren auf die Tatsache, dass solche Tests durchgeführt werden, und auch auf die Qualitätskriterien reagieren und damit, mit den Qualitätskriterien ihr eigenes Qualitätsinstrumentarium verbessern. Inwieweit das erfolgt, das bleibt allerdings abzuwarten.

    Zumindest geben die Veröffentlichungen der Stiftung Warentest den Verbrauchern Kriterien an die Hand, nach denen sie Angebote abklopfen können, denn schließlich entscheiden sie, ob ein Kurs gut besucht ist oder leer.

    Der beste Test für Bildungsanbieter ist letzten Endes der Markt und die Resonanz bei Teilnehmern. Und wenn's da nicht stimmt, und wenn da Klagen kommen, dann hat das nachhaltige Rückwirkungen auf das Instrumentarium, auf das Management von Qualität bei Bildungsanbietern.

    Abgesehen vom Bildungstest müssen Arbeitnehmer damit rechnen, dass ihre Fortbildung dank der schlechten Wirtschaftslage in diesem Jahr nicht mehr so lange dauert wie früher.

    Das hat was damit zu tun, dass die Weiterbildung insbesondere dann besonders teuer ist, wenn sie während der Arbeitszeit stattfindet und wenn der Betrieb die Kosten der Lohnfortzahlung tragen muss und wenn die Dauer reduziert wird, dann reduzieren sich eo ipso auch die Kosten von Weiterbildung, das ist eine ganz wichtige Ressource zur Effizienzsteigerung von Unternehmen.

    Außerdem werden Chefs ihre Mitarbeiter wohl häufiger mit Selbstlernmaterialien versorgen und zudem verlangen, dass sie sich an den Kosten beteiligen. Schließlich, so argumentieren die Unternehmen, nutze die Fortbildung ja auch den Arbeitnehmern.

    Und hier sehen wir die Tendenz, dass es zu Absprachen kommt, zu Aushandlungssituationen, dass ein Teil dieser Weiterbildung mit finanzieller Beteiligung auch von Mitarbeitern erfolgt bzw. in die Freizeit hineinverlagert wird und die finanzielle Beteiligung geschieht häufig in der Weise, dass Mitarbeiter bei längerfristigen Kursen sich dann verpflichten müssen, für eine bestimmte Zeit auch anschließend im Unternehmen zu arbeiten, bzw. wenn sie vorzeitig kündigen, dann einen Teil der Kosten an das Unternehmen zurückzahlen müssen.

    Auch Schulen und Hochschulen sollen nach der Vorstellung von Ministerin Bulmahn in Zukunft in den Bildungstest einbezogen werden. Doch dabei sollen sich auch die Länder beteiligen und die haben bisher noch nicht zugestimmt.