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Welcome to Germany

Das Programm "Research Internships in Science and Engineering" (RISE) möchte junge Studierende aus Nordamerika und Großbritannien nach Deutschland holen. Durch den Studienaustausch soll ein gut verwurzeltes, transatlantisches Forschungsnetzwerk aufgebaut werden. Nach fünf Jahren ziehen die Organisatoren eine positive Bilanz.

Von Martina Senghas | 30.07.2009
    Mehr als 300 Studierende aus den USA, Kanada und Großbritannien sind in diesem Sommer über das RISE-Programm nach Deutschland gekommen. Auffallend an ihnen ist, wie jung sie sind. Zwischen 19 und 20 Jahre alt, stehen sie am Anfang ihres Studiums und sind allesamt Undergraduates. Das ist nicht unbedingt üblich für ein Stipendienprogramm. Doch der DAAD hat sich diese jungen Studierenden aus ganz gezielten Gründen ausgesucht. Christian Schäfer, einer der RISE-Verantwortlichen beim DAAD.

    "Ein sehr großer Vorteil von diesem RISE-Programm ist, dass es die Leute in einer sehr euphorischen, aufnahmebereiten, abenteuerlustigen Lebensphase trifft. Sie waren oft noch nie auf eigenen Füßen im Ausland - und erleben in Deutschland oft zum ersten Mal, dass sie auch ohne die wohlbehütete nordamerikanische Universitätslandschaft zurechtkommen. Und diese sehr positive Selbsterfahrung geht dann einher mit dem Erlebnis von Deutschland, sodass diese Erfahrung auch immer mit dem Deutschlandbild verbunden ist. Und das ist genau das, was wir erreichen wollen."

    Das ist - wenn man so will - gut durchdachte Psychologie, um in der weltweiten Konkurrenz um die besten Nachwuchsforscher und -forscherinnen mithalten zu können. Denn darum geht es. Man will die besten Studenten und Studentinnen erreichen und langfristig ein gut verwurzeltes, transatlantisches Forschungsnetzwerk aufbauen. Eine positive Deutschlanderfahrung soll dafür den Grundstein legen. Und ein Problem mit der deutschen Sprache lässt man erst gar nicht aufkommen, denn: Man spricht Englisch bei der Arbeit.

    Das macht die dreimonatigen Aufenthalte für Studierenden aus Nordamerika natürlich attraktiv und hinzu kommt, dass die Stipendiaten gleich mit den besten Forschungseinrichtungen in Deutschland zu tun haben. Sie gewinnen in einem Stadium ihres Studiums Einblick in hochrangige Forschungsprojekte, zu denen sie in ihren Heimatuniversitäten wahrscheinlich noch keinen Zutritt hätten.

    Dennoch könnte das Ganze natürlich nicht funktionieren, wenn auf deutscher Seite die Doktoranden und Doktorandinnen nicht auch etwas davon hätten.

    "Die Doktoranden übernehmen selbst Personalverantwortung. Sie müssen sich um Unterkunft und die sozialen Belange des Stipendiaten kümmern. Sie müssen ein geeignetes Arbeitsprogramm entwickeln und sie profitieren aber auch direkt davon. Sie profitieren davon, dass tatsächlich Arbeitsleistungen übernommen werden, sie profitieren davon, indem sie ihre Englischkenntnisse perfektionieren; und da es uns gelingt, sehr gute Studierende zur Teilnahme zu bewegen, profitieren sie auch davon, dass diese offenen Nordamerikaner auch ganz viele intelligente Fragen stellen - und sie dann dadurch oftmals auf neue Ideen kommen."

    In der Regel klappt die Zusammenarbeit zwischen Doktoranden und Stipendiaten ziemlich gut und meist gibt es auch genügend Plätze. Der Organisationsaufwand ist jedoch enorm. Mehr als 350 Teilnehmer pro Jahr sind daher nicht zu bewältigen.

    Ob die langfristigen Ziele des Programms in der Praxis greifen, kann man nach fünf Jahren noch nicht wirklich sagen. Immerhin will von den rund 1000 RISE-Stipendiaten der letzten vier Jahre die Hälfte wieder nach Deutschland zurückkommen. Was die unmittelbaren Erfahrungen anbelangt, so scheint das Konzept jedoch aufzugehen. Zum Beispiel bei Bolke Rochau, Doktorand am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Er arbeitet mit der RISE-Stipendiatin Sonya Mollinger von der Harvard Universität an der Suche nach galaktischen Sternenhaufen.

    "Ich denke, das ist eine der Stärken dieses Programms, dass es eben Doktoranden die Möglichkeit bieten, sozusagen auf die andere Seite mal zu schauen, wie es ist, ein Projekt zu führen. Und das ist für mich sehr, sehr interessant. Und da geht mein Respekt dann auch an die Betreuer der Doktor- und Diplomarbeiten. Also das ist doch sehr viel Arbeit, die man da investieren muss."

    Und auch Sonya Mollinger ist rundum glücklich mit ihrem Aufenthalt in Deutschland und der internationalen Atmosphäre, die sie hier antrifft.

    "Ich war wirklich sehr aufgeregt, in ein anderes Land zu gehen. Und es ist das erste Mal, dass ich alleine unterwegs bin. Was ich hauptsächlich entdeckt habe, ist, wie einfach es eigentlich ist, ins Ausland zu gehen. Bevor ich hierher kam, hätte ich nicht gedacht, dass es so einfach ist, an einem andern Ort als den USA zu leben und zu studieren. Nach diesem Programm kann ich mir gut vorstellen, noch einmal zurückzukommen."