Weg zwar sein Frust, wenn sie's Lager teilt: Leckt er die Twenbrust - ist er geheilt.
"Hochhuth", schreit der Verleger! "Hochhuth!" Aber der Jubilar bleibt ungerührt. Es ist schließlich sein Fünfundsechzigster, und einmal darf er machen, was er schon immer wollte. Zum Beispiel beweisen, daß man ohne Abitur Weltmeister in Bildungshuberei werden kann. "Alles gelesen!" triumphiert Hochhuth. "Und sogar verstanden! Alles verstanden. Ohne Abitur!" Wie schön fügt sich darein, daß die deutschen Literaturnobelpreisträger fast alle die Reifeprüfung nicht erreichten. Kein Wink mit dem Zaunpfahl, iwo, eine zart-ironische Anspielung. Schließlich: Wie-viele Autoren mit Weltgeltung hat Deutschland außer Hochhuth hervorgebracht? Und wieviele Lyriker von Weltrang - außer Hochhuth? Eine Kostprobe?
Das höchste Ruhmesblatt der Frauen wie in der Bibel - in der Dichtung: Konnte ein Mann auf eine bauen, stürzte er nie in seine Vernichtung.
Wo ist die Frau hinter Hochhuth? Wer bewahrt ihn vor seinen Veröffentlichungen? Warum hat man ihm keine Lektorin gegeben, mit der er Polygamie betreiben kann? Das Buch läßt Fragen offen. Zum Beispiel auch, warum man 1996 noch den rechtsradikalen David Irving ohne Fußnote lobend erwähnen kann. "Weil ich Hochhuth bin", sagt Hochhuth trotzig. "Ich habe Filbinger gestürzt, ich war das! Jawoll!" In Wahrheit ist ihm bis zum fünfundsechzigsten Geburtstag ein Kabinettstückchen gelungen: Der Welt vorzumachen, er sei ein linker Anarchist, obgleich er ein rechtskonservativer Renegat ist. Aber das macht alles seine Lyrik wett:
Denk' an Effie Briest; keine Katastrophen: Was Du hier liest, sofort in den Ofen!