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Wellen in Raum und Zeit

Das Sommerdreieck klettert jetzt in den Abendstunden über den Osthorizont. Sein höchster und hellster Punkt ist der Stern Wega in der Leier, die südlichste Spitze Atair im Adler. Auf der Linie zwischen diesen beiden Sternen gibt es ein besonderes Sternsystem – ein System, das Albert Einsteins Theorie von der Schwerkraft bestätigt.

Von Damond Benningfield |
    Das System heißt PSR 1913+16. Es besteht aus zwei Pulsaren, aus den verbliebenen extrem dichten Kernen von explodierten Sternen, die um den gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. Jeder der Pulsare für sich rotiert außerordentlich schnell und schickt Pulse von Strahlung ins All.

    Russell Hulse und Joseph Taylor studierten dieses System vor drei Jahrzehnten. Sie zeichneten die Pulse auf und registrierten die zeitlichen Intervalle. Mittlerweile hat man festgestellt, dass sich die beiden Pulsare immer schneller umkreisen. Das deutet darauf hin, dass sie sich einander annähern.

    Die Wissenschaftler leiten daraus ab, dass beide Sterne einen Teil ihrer Umlaufenergie durch Schwerkraftstrahlung verlieren – indem sie Wellen in der Raumzeit erzeugen, sogenannte Gravitationswellen. Albert Einstein hatte solche Wellen in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt.

    Die Relativitätstheorie besagt, dass jedes sich bewegende Objekt derartige Wellen hervorruft. Doch haben die meisten Objekte nicht genügend Masse, dass sich diese Wellen bemerkbar machen würden. Nur bei sehr massereichen Objekten kann man auf einen messbaren Effekt hoffen. Auch die Studien von Hulse und Taylor hatten nur einen indirekten Beweis für Gravitationswellen erbracht. 1993 erhielten die beiden für ihre Arbeit den Nobelpreis.