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Welt-Anti-Doping-Agentur
Wird der neue WADA-Präsident ein Pole?

Witold Banka aus Polen ist der europäische Kandidat für die Präsidentschaft der Welt-Anti-Doping-Agentur. Er ist somit die Empfehlung des Ausschusses an die Sportministerkonferenz Ende Februar, die endgültig über den Kandidaten entscheidet. Aber die Wahl hatte einen faden Beigeschmack.

Von Heinz Peter Kreutzer | 09.02.2019
    Der polnische Politiker Witold Banka hält eine Rede.
    Pole Witold Banka ist der europäischen Kandidat für die Präsidentschaft der Welt-Anti-Doping-Agentur (imago stock&people)
    "Ich erwarte und hoffe, dass sich mehr Kandidaten bewerben. Dann können wir eine offene und transparente Debatte über zukünftige Werte und Politik der Anti-Doping-Bewegung haben."
    Das sagt Linda Helleland, ehemalige Ministerin in Norwegen und jetzt Kandidatin für den Vorsitz der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Ihr Gegenspieler auf europäischer Ebene ist Polens Sportminister Witold Banka. Und der ist inzwischen in die Favoritenrolle gerutscht. Ende Februar wird von der EU-Sportministerkonferenz der europäische Kandidat gekürt. Eine Empfehlung dafür wurde bei einer Abstimmung im Ständigen Ausschuss des Europarates für Dopingfragen ermittelt. Und die hat Banka für sich entschieden. Er erhielt 28 von 49 Stimmen, Helleland nur 18. Bemerkenswert dabei: der Vorsitzende des Ausschusses ist Rafal Piechota und der war auch Wahlkampfleiter von Banka:
    "Rafal Piechota hat meine Kampagne geleitet."
    Bedankte sich Sportminister Banka artig bei seinem Stimmenbeschaffer und Mitarbeiter. Im Hauptberuf ist Piechota Direktor in Bankas Sport- und Tourismusministerium. Neben dem Vorsitz des Doping-Ausschusses im Europarat sitzt Piechota noch in mehreren WADA-Kommissionen.
    Vorgehen zeigt Doppelmoral
    Das Vorgehen der Polen zeigt ihre Doppelmoral. Denn noch im Herbst hatte Banka die Norwegerin Helleland noch aufgefordert, ihr Amt als WADA-Vize-Präsidentin während des Wahlkampfes ruhen zu lassen, weil sie dadurch Vorteile im Kampf um die Präsidentschaft habe.
    Jetzt hat Banka selbst wohl die Vorteile auf seiner Seite, nicht nur durch seinen Abstimmungssieg. Auch Hellelands russland-kritische Haltung in der Staatsdopingaffäre sei für ihr Wahlergebnis verantwortlich, heißt es. Man müsse dafür bezahlen, wenn man sich im internationalen Sport gegen Russland stelle, so Helleland in einer Pressemitteilung. Sie habe keinen einfachen Weg gewählt, aber sie sei überzeugt, den richtigen Weg gewählt zu haben.
    Als die Sperre gegen die russische Anti-Doping-Agentur aufgehoben wurde, stimmte die WADA-Vize-Präsidentin dagegen und kritisierte später:
    "Die Entscheidung wirft einen Schatten auf die Glaubwürdigkeit der Anti-Doping-Bewegung. Heute haben wir für die ehrlichen Sportler auf der ganzen Welt versagt."
    Banka sehr optimistisch
    Der polnische Sportminister sieht das ganz anders, er begründet seinen Erfolg mit seinem geplanten Reformprogramm für die Welt-Anti-Doping-Agentur. Das beinhaltet unter anderem zusätzliche akkreditierte Doping-Kontroll-Laboratorien, mehr Transparenz und einen Solidaritätsfonds für finanzschwache Staaten. Außerdem habe er die polnische Anti-Doping-Agentur sehr schnell reformiert. Banka fühlt sich schon jetzt vor der Nominierung als Präsidentschaftskandidat:
    "Nach der Empfehlung der Ad-hoc-Kommission ist die Wahl bei der Sportministerkonferenz im Europarat Ende Februar nur noch ein formeller Akt. Im Mai wählt dann die Gruppe der Regierungen in der WADA in Montreal aus den kontinentalen Kandidaten den Präsidenten."
    Für Witold Banka sind das also alles nur noch Formalien. Aber noch will seine Konkurrentin Linda Helleland nicht aufgeben. Sie tritt bei der Sportministerkonferenz am 27. Februar, wenn es um die endgültige Kür des europäischen Kandidaten geht, wieder gegen Banka an. Außerdem bewirbt sich dann später bei der kontinentalen Entscheidung Marcos Diaz aus der Dominikanischen Republik. Und Experten rechnen dazu noch mit einem Bewerber aus Asien.
    Die Kür des neuen WADA-Präsidenten ist dann auf der Welt-Anti-Doping-Konferenz im November in Kattowitz in Polen.