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Welt-Klimareport, die dritte

Eine Woche lang beraten Wissenschaftler und Regierungen aus mehr als 100 Ländern in Bangkok über den dritten UN-Klimabericht, der konkrete Schritte im Kampf gegen die Erderwärmung aufzeigen soll. Stärker als in seinen früheren Berichten geht der Welt-Klimarat diesmal auf die einzelnen gesellschaftlichen Sektoren ein: Wie stark sind die CO2-Emissionen von Kraftwerken und Autos gestiegen? Welche Mengen Treibhausgase werden Industrie und Landwirtschaft weiterhin ausstoßen?

Von Volker Mrasek | 02.05.2007
    All das steht ausführlich im dritten Teil des neuen Klimareports der Vereinten Nationen. Ein Bereich, von dem zuletzt viel die Rede war, erscheint dabei in einem besonders ungünstigen Licht: der Verkehr. Über ihn heißt es im Schlussentwurf des Papiers:

    "Im Jahr 2004 war der Verkehr verantwortlich für 23 Prozent des globalen Treibhausgas-Ausstoßes. Seine Emissionen sind im letzten Jahrzehnt schneller gestiegen als in jedem anderen Energie-Verbrauchssektor. Hält die Entwicklung weiter an, ist damit zu rechnen, dass die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs im Jahr 2030 ungefähr 80 Prozent höher liegen als heute."

    Drei Viertel der Emissionen gehen laut UN-Klimarat auf das Konto des Straßenverkehrs. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sei die globale PKW- und LKW-Flotte fünfmal so schnell gewachsen wie die Weltbevölkerung. Doch es gibt noch ein anderes Sorgenkind: den Flugverkehr ...

    " Den stärksten Trend sieht man tatsächlich beim Flugverkehr. Er trägt zwar noch nicht so stark zum Treibhauseffekt bei. Aber es ist besorgniserregend, wie schnell die Luftfahrt-Emissionen inzwischen wachsen. "

    So Halldor Thorgeirsson, stellvertretender Leiter des UN-Klimasekretariates in Bonn.

    Sein Haus hat schon bei früherer Gelegenheit auf die Entwicklung im Verkehr hingewiesen. Jetzt liefert der Welt-Klimarat die aktuellen Zahlen dazu, Zitat:

    "Der weltweite Passagier-Flugverkehr wächst jährlich um fünf Prozent und damit schneller als jeder andere Verkehrszweig. In manchen Regionen ist das Wachstum noch stärker. In China [beträgt es] 12 Prozent pro Jahr."

    Die UN-Experten sehen allerdings - Zitat - "exzellente Möglichkeiten", die Klimabelastung des Verkehrs stark zu drosseln. Die Autoindustrie zum Beispiel könne ohne weiteres Fahrzeuge anbieten, die viel sparsamer im Spritverbrauch seien:

    "Die CO2-Emissionen neuer PKW-Modelle könnten bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduziert werden. Dazu müsste der technische Fortschritt anhalten und die Politik sicherstellen, dass in eine höhere Kraftstoff-Effizienz investiert wird und nicht in mehr PS und schwerere Fahrzeuge. Durch neue Materialien und ein verbessertes Design könnte man das Gewicht von PKW um 20 bis 30 Prozent verringern."

    Der Welt-Klimarat hält weitere Empfehlungen bereit:

    - Genauso wie PKW ließen sich auch Kleinlaster und Busse im Stadtbetrieb mit sparsamen Hybrid-Motoren ausrüsten;
    - Der Anteil von Bio-Kraftstoffen sei zu erhöhen;
    - Man müsse die Leute dazu anhalten, ökonomischer zu fahren - am besten aber sollten sie auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

    Auch in der Luftfahrt raten die Klimasachverständigen zu einer verstärkten Leichtbauweise. Noch größere Sprit-Einsparungen verspreche der Nurflügler, ein Jet flach wie eine Flunder und ohne Heckleitwerk. In den USA wird das Konzept bereits getestet.

    Flugzeuge produzieren aber nicht nur CO2, sondern auch Kondensstreifen, aus denen wiederum künstliche Eiswolken entstehen. Sie haben ebenfalls eine Treibhauswirkung. Die Wolkenbildung variiert aber, in Abhängigkeit vom Wasserdampfgehalt und der Temperatur der Atmosphäre. Und so kann man sich fragen:

    "In welcher Höhe sollte ich fliegen, damit ich eine möglichst geringe Klimawirkung habe?"

    Die Arbeitsgruppe des Meteorologen Robert Sausen hat das bereits im Computer simuliert, am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. In niedrigen Breiten sollten Flugzeuge demnach tiefer fliegen als heute; dort ist es zu warm für die Wolkenbildung. Und in hohen Breiten höher. Dort ist es zu trocken ...

    "Es reicht wahrscheinlich schon, wenn man da 200, 300 Meter höher fliegt. Und dann hab' ich schon deutlich weniger Kondensstreifen."

    Auch der Welt-Klimarat nimmt jetzt auf die Studie Bezug und sieht die Chance, die Klimabelastung des Luftverkehrs durch veränderte Flughöhen zu reduzieren. Ob das aber auch in der Praxis funktioniert, ist noch offen. Deutsche Forscher testen das jetzt in einem Anschlussprojekt.