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Weltgrößte Tourismusmesse
Mehr Übernachtungen und mehr Nachhaltigkeit

Wenn Buchungen und Umsatz steigen wie derzeit, freuen sich Touristiker. Denn davon leben sie. Im Vorfeld der Internationalen Tourismusbörse in Berlin zeigen sie sich aber zugleich sensibel für das Problem des "Overtourism". Denn sie leben auch vom Wohlwollen der einheimischen Bevölkerung.

Von Dieter Nürnberger | 06.03.2018
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    Es gibt aus Sicht der Einheimischen verträglicheren und weniger verträglichen Tourismus. Auf der ITB in Berlin soll es dieses Jahr unter anderem um verträglicheren gehen. (picture alliance / dpa / Florian Schuh)
    Es sind durchaus sonnige Zeiten für die Tourismusbranche: Schon im vergangenen Jahr erzielten die deutschen Reiseveranstalter mit einem Umsatz von über 33 Milliarden Euro einen Rekord und ein Plus von 8 Prozent. Und die ersten Monate 2018 zeigen, dass es noch besser geht. Im Januar gab es ein Plus von 17 Prozent bei den Buchungen für das wichtige Sommergeschäft.
    Da wird auf der weltgrößten Reisemesse, der Internationalen Tourismusbörse in Berlin, schon von einem Traumstart gesprochen. Auch weltweit wächst die Bedeutung des Tourismus - Christian Göke, Geschäftsführer der Messe Berlin:
    "Jeder zehnte Arbeitsplatz - weltweit - steht in direkter Verbindung zur Reise- und Touristikindustrie. Zehn Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes werden direkt von dieser Industrie generiert."
    Doch der Boom hat auch Schattenseiten - in vielen Trend-Reisezielen wie Barcelona, Venedig oder Amsterdam fühlen sich Einheimische vom Ansturm der Reisenden überfordert. Im Branchenjargon wird inzwischen von "Overtourism" gesprochen. Auf der ITB ist dies ein Thema. Experten aus betroffenen Städten wollen ihre Konzepte gegen "Overtourism" vorstellen.
    Zielgebiete werden attraktiv durch ihre Gastfreundschaft
    Wenn zu viele Wohnungen beispielsweise nur noch an zahlungskräftige Touristen vermietet werden, fehlen sie auf dem heimischen Markt. Steigende Preise und Wohnungsknappheit sind die Folgen. Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes spricht von der Notwendigkeit einer sensiblen Steuerung:
    "Wir als Branche müssen aufpassen, dass uns das Wohlwollen der Wohnbevölkerung durch zu viele Touristen nicht verlorengeht. Denn die Attraktivität eines Zielgebietes lebt maßgeblich auch von seiner Gastfreundschaft."
    Ein anderer, schon lange beobachtbarer Trend: Inzwischen werden rund 40 Prozent der gebuchten Reiseleistungen online vorgenommen.
    Und die Deutschen bleiben die Reiseweltmeister: Über die Hälfte bucht eine organisierte Reise. Wachstumstreiber sind Kreuzfahrten und Auslandsreisen, auch der Urlaub in Verbindung mit medizinischen Leistungen gehört zu den Trendthemen.
    Ein Drittel der Deutschen mach Urlaub im eigenen Land, bei den Auslandszielen liegen Spanien und Griechenland vorn, die Türkei liegt wieder auf Platz vier - die Buchungen sind um 64 Prozent gestiegen. Auch ein anderer, unsicherer Kandidat - Ägypten - ist wieder auf Wachstumskurs.
    Manuela Schwesig: Noch kein Overtourism in Meck-Pomm
    Das Partnerland der ITB heißt in diesem Jahr Mecklenburg-Vorpommern. Am Vormittag warb Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) für Ihr Bundesland, für einen sanften Tourismus. Das böse Schlagwort vom "Overtourism" spiele hier keine - oder noch keine - Rolle:
    "Mit 69 Einwohnern pro Quadratkilometer können Sie sicher sein, dass man viele, ruhige und entspannende Orte findet."
    Für das diesjährige Partnerland wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel werben. Denn hier liegt ihr Wahlkreis Vorpommern-Rügen. Sie wird am Abend die weltgrößte Reisemesse eröffnen.