Wir müssen die Themen finden, die für jeden Segler von Relevanz sind, wie zum Beispiel das Wetter. Meteorologie, Navigation, das betrifft sie eigentlich alle. Selbst wenn ich auf einem Binnensee segele, muss ich wissen, was die dunkle Gewitterwolke am Horizont bedeuten kann für mich.
Eine 30-köpfige Redaktion in Hamburg bringt 14-tägig neue Nachrichten aus der Boots- und Seglerbranche auf den Markt. Die Yacht arbeitet mit durchschnittlich doppelt so vielen Leuten wie vergleichbare Seglermagazine in Europa. Der Vorteil: Das Redaktionsteam aus Talente und Experten, Spitzenseglern und Technikfreaks kann ganz tief in die Materie reinknien:
Es gibt Träumer bei uns, die Segeln hervorragend, aber man freut sich immer wenn die einen geraden Gedanken aufs Blatt bringen. Wenn es dann mal läuft, dann schreiben die, dass man sich niederkniet... ... Und es gibt dann die Technikverliebten, die einzelne Schräubchen am Schiff zählen, und die gucken ob sie aus Nirosta sind oder ob sie rosten. Das Gemeinsame für uns alle ist eigentlich die Liebe zur See. Von daher ist es nicht so schwer, dass wir am Ende alle auf einer Linie liegen.
Vor hundert Jahren, als die erste Ausgabe der Yacht erschien, waren es noch vor allem die Adeligen, die segeln gingen, so erinnert sich Konrad Wilhelm Delius, der von seinem Vater nach dem zweiten Weltkrieg als Verleger das Blatt übernommen hatte:
Die Segelei wurde ja von Kaiser Wilhelm II sehr gefördert. Der war ja sehr Seebegeistert. Die Segelei war ursprünglich eine Sache, ein Sport für Herren. Mit Jackett und weißer Hose und Seglermütze segelten die. Und so ist das allmählich erst zu einem Volkssport geworden.
Und nur einem Zufall war es kurz nach dem Krieg zu verdanken, dass Verleger Delius genügend Geld in der Kasse hatte um seine "Segler Nachrichten" wie die Yacht damals auf Befehl der Bastzungsmächte heissen musste wieder an den Start zu bringen: Noch während des Krieges druckte der Verlag die 'Seemannschaft’, - die Bibel des Segelsports, davon war nach dem Krieg eine große Zahl unverhofft und unversehrt aufgetaucht und nach einer kleinen Modifikation durfte diese sogar verkauft werden, Konrad-Wilhelm Delius erinnert sich:
Und die Auflage... ...mussten wir der englischen Militärregierung vorlegen. Und die englische Militärregierung prüfte das Buch und gab es frei. Die machte uns nur zu Auflage, dass wir das Vorwort, die erste Seite heraustrennen mussten.
Das Blatt fasste Fuß und holte 1965 Horst Stern auf den Sessel des Chefredakteurs nach Hamburg – später bekannt durch sine Fernsehsendung "Sterns Stunde":
Der hat Segelkurse gemacht, er hatte nur wenig Ahnung vom Segeln. Er hat es in die Hand genommen und hat die YACHT in der Weise verändert, dass sie auch lesbar war von den jungen Seglern, den Jollenseglern in Bluejeans.
Horst Stern modernisierte die Zeitung und war auch der erste, der Farbe ins Heft brachte und sich traute die erste Frau auf die Titelseite des sonst Männer dominierten Sports zu bringen – wie er sich selbst erinnert:
Das Revolutionäre war, das ich das erste Mal eine Frau auf ein Titelblatt der YACHT brachte. Da gab es bisher immer nur knackige Seeleute möglichst im Ölzeug und nass und ich brachte zum ersten Mal eine Frau auf das Titelblatt, und das auch noch in Farbe. Und wider erwarten kam das sehr gut an. Selbst bei den alten Salzbuckeln aus der Hierarchie des Deutschen Seglerverbandes. Niemand nahm eigentlich Anstoß. So haben wir eben auf diesem Gebiet weitergemacht.
Horst Stern wurde daraufhin ein begeisterter Segler, besaß fünf eigene Boote und blieb dem Wassersport noch lange treu. Heute ist das Magazin eine Fundgrube von Informationen über Reviere, Schiffe und nicht zuletzt Menschen, die hinter dem Sport stehen. Segleridole gibt es in Deutschland ohnehin wenige. Deshalb will Chefredakteur Rieker ausführlich über Shooting Stars der deutschen Segel Szene berichten, wie beispielsweise die deutsche Olympia Mannschaft, die zur Zeit in Athen antritt.
Jetzt vor Olympia werden wir alle halbwegs aussichtsreichen Teams ausführlich vorstellen, viel ausführlicher, als ihre sportlichen Leistungen bisher eigentlich rechtfertigen, um eben unsere Leser schon mal vertraut zu machen mit den Stars von morgen.
Rieker konnte trotz schwieriger Zeiten die Yachtauflage in den vergangenen Jahren zwischen 70 und 75.000 Stück verkaufter Exemplare stabilisieren und er hat den Online Auftritt der Zeitschrift - von manchem Zweifler als Blattkonkurrenz gefürchtet – zum erfolgreichsten Wassersportportal der Branche gemacht. Obwohl sich Rieker und seine 30-köpfige Mannschaft tagtäglich beruflich mit Segeln und was dazugehört beschäftigen ist ihre Faszination für den Segelsport noch lange nicht gebrochen:
Ich glaube, das Tolle ist, dass wir alle am Ende noch so ein Meeresleuchten in den Augen haben, wenn wir von einem Törn zurückkommen. Und montags, wenn wir in der Frühkonferenz sind, geht es eigentlich immer zunächst darum, wer hat das Gewitter voll mitgekriegt, wessen Anker ist geslippt, als eine Böenwalze niedergegangen ist, weil wir am Wochenende eben alle auch privat auf dem Wasser sind.