Die meisten senegalesischen Kleinbauern haben noch nie etwas von WTO-Verhandlungen, internationalen Handelsregeln oder europäischen Agrarsubventionen gehört. Doch sie sind es, sagt Souleymane Bassoum, die als erste jede Verschiebung auf dem weltweiten Agrarmarkt zu spüren bekommen und für die der ungerechte Welthandel buchstäblich lebensbedrohlich ist.
"Das Ergebnis ist wachsende Armut und Not in den Familien. Jetzt zum Beispiel haben wir das Problem mit dem brasilianischen Hühnerfleisch. Französische Firmen produzieren Hühnerfleisch in Brasilien und verkaufen es in den Senegal. Das zerstört unsere Geflügelwirtschaft, 5000 Menschen verlieren ihre Arbeit. Also ich sehe nicht, inwiefern wir von WTO-Verhandlungen profitieren sollten. Unsere Leute verlieren immer in dem System. Wenn wir verkaufen, verlieren wir, und wenn wir kaufen auch."
Souleymane Bassoum kommt aus dem Senegal, ist ein anerkannter Fachmann für nachhaltige Landwirtschaft in Westafrika und nun Teil der 10-köpfigen Expertengruppe des so genannten "Ecofair Trade Dialogue". Die Heinrich-Böll-Stiftung hat dieses Projekt in Zusammenarbeit mit Misereor ins Leben gerufen. Das Budget beträgt 300.000 Euro. Der Anspruch ist nicht gerade bescheiden. Die Gruppe will einen Vorschlag für einen gerechteren Weltagrarhandel erarbeiten. Vor allem zwei Dinge stehen dabei im Vordergrund: Zum einen der Schutz von Kleinbauern in den Entwicklungsländern vor der Übermacht der subventionierten Landwirtschaften des Nordens, zum anderen der Schutz der Biosphäre weltweit durch nachhaltige, organische Landwirtschaft. 10 Personen aus allen Erdteilen sind in der Gruppe vertreten und werden sich nun zwei Jahre lang regelmäßig treffen. Aufgeteilt ist dieser Prozess in zwei Phasen, erklärt Tilman Santarius vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, das den Ecofair Trade Dialogue moderiert:
"In der der ersten Phase, die sich mehr oder weniger auf das erste Jahr erstreckt, wird die Expertengruppe Policy Papers entwickeln, das heißt kurze griffige Papiere zu verschiedenen Themenbereichen. Und damit, mit diesen Papieren, werden wir dann in der zweiten Phase in eine ganze Reihe von regionalen Dialogen eintreten, wo wir verschiedene Vertreter aus der Landwirtschaft, aus den Parlamenten, von der Presse, aus der Wissenschaft dazu bekommen möchten, zu diesen Papieren Stellung zu nehmen, uns Feedback zu geben, so dass wir dann diese Papiere verbessern und veröffentlichen können. "
Doch bis dahin wird die Gruppe noch viel diskutieren müssen. Denn sie ist alles andere als homogen. Einig sind sich die Mitglieder allenfalls in der Überzeugung, dass der Weltagrarhandel weder sozial gerecht, noch ökologisch verantwortbar ist. Was nun aber zu tun ist, darüber gehen die Meinungen stark auseinander – je nach Blickwinkel. In der Gruppe sind Experten unter anderem aus Spanien, den USA, Brasilien oder von den Philippinen. Menschenrechtler sind darunter, aber auch Agrarökonomen und Umweltschützer, jeder mit seinen eigenen Akzenten. Den Initiatoren geht es deshalb bei dem Projekt auch darum, bei den Kritikern der jetzigen Handelsstrukturen mehr Verständigung untereinander zu erreichen und Differenzen zu überwinden. Jörg Haas von der Heinrich-Böll-Stiftung:
"Da gibt es zum Teil taktische Differenzen, also sozusagen in der Frage: Muss eigentlich der Landwirtschaftsbereich raus aus der WTO? Das ist eine relativ radikale Position, die von einigen Gruppen vertreten wird. Und es gibt andere, die sagen: Nein wir müssen die WTO nur reformieren. Das Zweite sind aber durchaus auch noch einmal grundsätzliche Überlegungen. Einen einzigen großen Weltmarkt zu schaffen, ist das überhaupt eine sinnvolle Perspektive, oder muss es nicht mehr in Richtung Regionalisierung gehen? Da gibt es durchaus unterschiedliche Perspektiven auch von Seiten der Kritiker des aktuellen Welthandelssystems. "
Illusionen machen sich die zehn Experten aber keine. Die Gruppe wird am Ende nicht die Anleitung zur Welthandelsreform präsentieren. Aber sie wären schon froh, sagen sie, wenn ihre Vorschläge in zwei Jahren wahrgenommen und in die internationale Diskussion mit einfließen würden.
"Das Ergebnis ist wachsende Armut und Not in den Familien. Jetzt zum Beispiel haben wir das Problem mit dem brasilianischen Hühnerfleisch. Französische Firmen produzieren Hühnerfleisch in Brasilien und verkaufen es in den Senegal. Das zerstört unsere Geflügelwirtschaft, 5000 Menschen verlieren ihre Arbeit. Also ich sehe nicht, inwiefern wir von WTO-Verhandlungen profitieren sollten. Unsere Leute verlieren immer in dem System. Wenn wir verkaufen, verlieren wir, und wenn wir kaufen auch."
Souleymane Bassoum kommt aus dem Senegal, ist ein anerkannter Fachmann für nachhaltige Landwirtschaft in Westafrika und nun Teil der 10-köpfigen Expertengruppe des so genannten "Ecofair Trade Dialogue". Die Heinrich-Böll-Stiftung hat dieses Projekt in Zusammenarbeit mit Misereor ins Leben gerufen. Das Budget beträgt 300.000 Euro. Der Anspruch ist nicht gerade bescheiden. Die Gruppe will einen Vorschlag für einen gerechteren Weltagrarhandel erarbeiten. Vor allem zwei Dinge stehen dabei im Vordergrund: Zum einen der Schutz von Kleinbauern in den Entwicklungsländern vor der Übermacht der subventionierten Landwirtschaften des Nordens, zum anderen der Schutz der Biosphäre weltweit durch nachhaltige, organische Landwirtschaft. 10 Personen aus allen Erdteilen sind in der Gruppe vertreten und werden sich nun zwei Jahre lang regelmäßig treffen. Aufgeteilt ist dieser Prozess in zwei Phasen, erklärt Tilman Santarius vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, das den Ecofair Trade Dialogue moderiert:
"In der der ersten Phase, die sich mehr oder weniger auf das erste Jahr erstreckt, wird die Expertengruppe Policy Papers entwickeln, das heißt kurze griffige Papiere zu verschiedenen Themenbereichen. Und damit, mit diesen Papieren, werden wir dann in der zweiten Phase in eine ganze Reihe von regionalen Dialogen eintreten, wo wir verschiedene Vertreter aus der Landwirtschaft, aus den Parlamenten, von der Presse, aus der Wissenschaft dazu bekommen möchten, zu diesen Papieren Stellung zu nehmen, uns Feedback zu geben, so dass wir dann diese Papiere verbessern und veröffentlichen können. "
Doch bis dahin wird die Gruppe noch viel diskutieren müssen. Denn sie ist alles andere als homogen. Einig sind sich die Mitglieder allenfalls in der Überzeugung, dass der Weltagrarhandel weder sozial gerecht, noch ökologisch verantwortbar ist. Was nun aber zu tun ist, darüber gehen die Meinungen stark auseinander – je nach Blickwinkel. In der Gruppe sind Experten unter anderem aus Spanien, den USA, Brasilien oder von den Philippinen. Menschenrechtler sind darunter, aber auch Agrarökonomen und Umweltschützer, jeder mit seinen eigenen Akzenten. Den Initiatoren geht es deshalb bei dem Projekt auch darum, bei den Kritikern der jetzigen Handelsstrukturen mehr Verständigung untereinander zu erreichen und Differenzen zu überwinden. Jörg Haas von der Heinrich-Böll-Stiftung:
"Da gibt es zum Teil taktische Differenzen, also sozusagen in der Frage: Muss eigentlich der Landwirtschaftsbereich raus aus der WTO? Das ist eine relativ radikale Position, die von einigen Gruppen vertreten wird. Und es gibt andere, die sagen: Nein wir müssen die WTO nur reformieren. Das Zweite sind aber durchaus auch noch einmal grundsätzliche Überlegungen. Einen einzigen großen Weltmarkt zu schaffen, ist das überhaupt eine sinnvolle Perspektive, oder muss es nicht mehr in Richtung Regionalisierung gehen? Da gibt es durchaus unterschiedliche Perspektiven auch von Seiten der Kritiker des aktuellen Welthandelssystems. "
Illusionen machen sich die zehn Experten aber keine. Die Gruppe wird am Ende nicht die Anleitung zur Welthandelsreform präsentieren. Aber sie wären schon froh, sagen sie, wenn ihre Vorschläge in zwei Jahren wahrgenommen und in die internationale Diskussion mit einfließen würden.