Bei der Zulassung von Kosmetika will die Europäische Union innerhalb der nächsten zehn Jahre auf Tierversuche ganz verzichten. Als Ersatzmethoden sind derzeit Tests mit Zellkulturen - in vitro - in der Prüfung. Das sagt Horst Spielmann, Leiter der ZEBET - der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatzmethoden zum Tierversuch. Sie hat zum 5. Weltkongress nach Berlin eingeladen:
" Die Reizung an der Haut ist da das Thema, mit dem wir uns am meisten beschäftigen. Da gibt's eine große Studie EU-weit, die ich koordiniere, bei der wir künstliche menschliche Hautmodelle in Laboratorien in Amerika und Europa mit 60 ausgewählten Stoffen prüfen, von denen wir Reizdaten an der menschlichen Haut haben. Und gucken, ob die Hautmodelle - das eine ist in Amerika, das andere ist in Europa entwickelt - einmal sinnvolle Ergebnisse bringen, vergleichbare mit den Daten, die wir vom Menschen kennen. Und welches von den Modellen das beste ist, das wir dann einsetzen können."
Allerdings werde das Hautmodell aus der Retorte den Kaninchentest nicht auf Anhieb völlig ersetzen können, sagt Spielmann. Denn bislang werden nur stark oder gar nicht reizende Stoffe gut identifiziert. Die Stoffe dazwischen erweisen sich als schwierig.
Auch bei der großen Überprüfung von 30 000 Altchemikalien, die die EU mit ihrem Chemikalienprogramm - englisch kurz REACH - ansteuert, soll die künstliche Haut eingesetzt werden:
" Weil wir bei REACH die toxikologischen Prüfungen machen, die normalerweise beim Arbeitsschutz erforderlich sind, wenn ein Stoff hergestellt wird. Und da gehört zur Grundinformation eben auch Haut- und Augenreizung. D.h. diese neuen Tests, aber auch der für Embryotoxizität werden sowohl bei Kosmetika, wie bei Arzneimitteln, aber vorwiegend bei chemischen Stoffen vorgeschrieben."
Trotz finanzieller Förderung der Alternativmethoden in Millionenhöhe durch die EU wird die Zahl der Tierversuche durch die Prüfung der Altchemikalien ansteigen. Das befürchten Wissenschaftler wie Politiker.
Beim 5. Weltkongress über Alternativen zu Tierversuchen stehen erstmals auch Tests zur Prüfung von Nahrungsmitteln auf der Tagesordnung. Derzeit strittig zwischen Europäischer Union und einigen Mitgliedsstaaten ist die Frage, wie Muscheln auf ihre Unbedenklichkeit geprüft werden können. Für die versammelten Wissenschaftler überraschend beharrt die Europäische Kommission auf einem Tierversuch, dessen Qualität angesichts moderner Prüfmethoden vielen zweifelhaft erscheint - und quälend für die Mäuse, an denen getestet wird. Reinhard Tiebach, Leiter des nationalen Referenzlabors im Bundesinstitut für Risikobewertung:
" Das ist ein Verfahren, da wird dem Tier ...in die Bauchhöhle ein Milliliter einer Extraktlösung aus Muschelmaterial injiziert. Das ist für das Tier mit großem Leiden verbunden und führt in der Regel früher oder später zum Tod. Je nachdem, wie lange die Zeit bis zum Tod vergeht, versucht man abzuschätzen: War die Probe toxisch und wie hoch toxisch war sie. Aber man kann damit auf gar keinen Fall Grenzwerte und Höchstmengenregelungen überwachen, die aber die EU - und die EU-Kommission - in einer Entscheidung 225 aus dem Jahr 2002 zwingend vorschreibt."
Die Muscheln werden Politik und Wissenschaft noch über den Weltkongress hinaus beschäftigen. Denn die EU liege mit Neuseeland im Streit, hieß es am Rande wissenschaftlicher Fachdiskussionen. Demnach darf Neuseeland seine Muscheln nur weiter nach Europa einführen, wenn sie am Tier getestet sind.
" Die Reizung an der Haut ist da das Thema, mit dem wir uns am meisten beschäftigen. Da gibt's eine große Studie EU-weit, die ich koordiniere, bei der wir künstliche menschliche Hautmodelle in Laboratorien in Amerika und Europa mit 60 ausgewählten Stoffen prüfen, von denen wir Reizdaten an der menschlichen Haut haben. Und gucken, ob die Hautmodelle - das eine ist in Amerika, das andere ist in Europa entwickelt - einmal sinnvolle Ergebnisse bringen, vergleichbare mit den Daten, die wir vom Menschen kennen. Und welches von den Modellen das beste ist, das wir dann einsetzen können."
Allerdings werde das Hautmodell aus der Retorte den Kaninchentest nicht auf Anhieb völlig ersetzen können, sagt Spielmann. Denn bislang werden nur stark oder gar nicht reizende Stoffe gut identifiziert. Die Stoffe dazwischen erweisen sich als schwierig.
Auch bei der großen Überprüfung von 30 000 Altchemikalien, die die EU mit ihrem Chemikalienprogramm - englisch kurz REACH - ansteuert, soll die künstliche Haut eingesetzt werden:
" Weil wir bei REACH die toxikologischen Prüfungen machen, die normalerweise beim Arbeitsschutz erforderlich sind, wenn ein Stoff hergestellt wird. Und da gehört zur Grundinformation eben auch Haut- und Augenreizung. D.h. diese neuen Tests, aber auch der für Embryotoxizität werden sowohl bei Kosmetika, wie bei Arzneimitteln, aber vorwiegend bei chemischen Stoffen vorgeschrieben."
Trotz finanzieller Förderung der Alternativmethoden in Millionenhöhe durch die EU wird die Zahl der Tierversuche durch die Prüfung der Altchemikalien ansteigen. Das befürchten Wissenschaftler wie Politiker.
Beim 5. Weltkongress über Alternativen zu Tierversuchen stehen erstmals auch Tests zur Prüfung von Nahrungsmitteln auf der Tagesordnung. Derzeit strittig zwischen Europäischer Union und einigen Mitgliedsstaaten ist die Frage, wie Muscheln auf ihre Unbedenklichkeit geprüft werden können. Für die versammelten Wissenschaftler überraschend beharrt die Europäische Kommission auf einem Tierversuch, dessen Qualität angesichts moderner Prüfmethoden vielen zweifelhaft erscheint - und quälend für die Mäuse, an denen getestet wird. Reinhard Tiebach, Leiter des nationalen Referenzlabors im Bundesinstitut für Risikobewertung:
" Das ist ein Verfahren, da wird dem Tier ...in die Bauchhöhle ein Milliliter einer Extraktlösung aus Muschelmaterial injiziert. Das ist für das Tier mit großem Leiden verbunden und führt in der Regel früher oder später zum Tod. Je nachdem, wie lange die Zeit bis zum Tod vergeht, versucht man abzuschätzen: War die Probe toxisch und wie hoch toxisch war sie. Aber man kann damit auf gar keinen Fall Grenzwerte und Höchstmengenregelungen überwachen, die aber die EU - und die EU-Kommission - in einer Entscheidung 225 aus dem Jahr 2002 zwingend vorschreibt."
Die Muscheln werden Politik und Wissenschaft noch über den Weltkongress hinaus beschäftigen. Denn die EU liege mit Neuseeland im Streit, hieß es am Rande wissenschaftlicher Fachdiskussionen. Demnach darf Neuseeland seine Muscheln nur weiter nach Europa einführen, wenn sie am Tier getestet sind.