Freitag, 19. April 2024

Archiv

Weltmarktführer Knorr-Bremse
Erfolgreicher Start an der Börse

Der Automobilzulieferer Knorr-Bremse hat den Schritt an die Frankfurter Börse gewagt. Eigentümer Heinz Hermann Thiele und seine Tochter nehmen mit dem Verkauf 3,9 Milliarden Euro ein. Das Unternehmen will weiter expandieren. Mit Continental will das das Unternehmen wollen autonom fahrende LKW entwickeln.

Von Brigitte Scholtes | 12.10.2018
    Börsengang von Knorr-Bremse in Frankfurt am Main: Vorstandschef Klaus Deller hält das von vorne betrachtet linke Horn des Bullen, der Mehrheitsaktionär Heinz Hermann Thiele das rechte - neben ihm seine Tochter.
    Börsengang von Knorr-Bremse in Frankfurt am Main: Vorstandschef Klaus Deller hält das von vorne betrachtet linke Horn des Bullen, der Mehrheitsaktionär Heinz Hermann Thiele das rechte - neben ihm seine Tochter. (Deutschlandradio / Brigitte Scholtes)
    Gegen zehn nach, viertelnach neun wird bei einem Börsengang meist der erste Kurs ausgerufen. Bei Knorr-Bremse dauerte es heute bis 9.25 Uhr, bis Makler Oliver Herrmann von der Baader Bank verkündete:
    Börsengang trotz turbulenter Zeiten
    Erleichterter Applaus. Die Aktien waren zum Preis von 80 Euro ausgegeben worden, wegen großen Interesses der Investoren war die Zeichnungsfrist sogar um einen Tag verkürzt worden. Sorgen habe er sich nicht gemacht, ausgerechnet in diesen doch turbulenten Tagen an die Börse zu gehen, sagte Knorr-Bremse-Chef Klaus Deller, nachdem er und seine Kollegen ausgiebig die Börsenglocke geläutet hatten:
    "Überhaupt nicht. Wissen Sie, Börse ist eine Momentaufnahme, so ein Tageskurs. Wir wissen, welche Substanz dieses Unternehmen hat, das ist von vielen Investoren, von allen Investoren hoch anerkannt. Und uns geht es um die langfristige Stabilität des Unternehmens, Grundlage zu schaffen, dass wir die Zukunftschancen aus Urbanisierung, Elektrifizierung von Triebsträngen, der Digitalisierung, mit aller uns zur Verfügung stehenden Qualität auch nutzen können."
    Erlös geht an Eigentümer Heinz Hermann Thiele
    Das Münchner Unternehmen stellt Bremssysteme für Züge und Lkw her. Zum Weltmarktführer hat es Eigentümer Heinz Hermann Thiele gemacht; er hat 30 Jahre lang das Unternehmen geführt. Thiele, jetzt schon einer der reichsten Deutschen, hat 30 Prozent der Anteile verkauft. Den Erlös aus dem zweitgrößten Börsengang dieses Jahres von 3,9 Milliarden Euro streicht er zusammen mit seiner Tochter Julia ein, er will damit sein Erbe regeln. Knorr-Bremse fließt also kein frisches Kapital zu. Das sorgt Firmenchef Deller nicht:
    "Wenn sie sich unsere Bilanz anschauen, dann sehen Sie, dass das Unternehmen kerngesund ist. Wir haben auf jeden Fall die Kraft, aus der eigenen Generierung von Mitteln auch größere Akquisitionen zu stemmen und hätten natürlich auch die Möglichkeit, uns am Kapitalmarkt jetzt bedienen zu können, wenn’s wirklich etwas ganz Großes wird."
    Weiteres Wachstum geplant
    Denn Knorr-Bremse habe viel vor, erklärt der Vorstandschef, auch wenn sich durch den Börsengang jetzt die Strategie nicht ändere:
    "Wir suchen qualitatives Wachstum, anderes ist für uns gar nicht darstellbar. Das wollen wir nicht. Wenn sie in die Bereiche schauen des autonomen Fahrens, aber auch die regionale, weitere Ausbreitung von Massentransportmitteln, gibt’s überall große Wachstumschancen für uns, und die wollen wir beherzt greifen."
    So steht für das kommende Jahr erst einmal eine Zusammenarbeit mit dem Autozulieferer Continental an, die Unternehmen wollen die Entwicklung autonom fahrender LKW vorantreiben.
    Weitere Börsengänge stehen an
    Die Anleger an der Börse sind jedenfalls zuversichtlich: Der Kurs der Aktie legte im Handelsverlauf weiter zu – anders als die des Internet-Möbelhändlers Westwing; die war beim Börsendebut am Dienstag eingebrochen. Weitere Neuemissionen stehen in diesem Jahr noch auf der Liste. Dass die wegen der letzten heftigen Börsentage einen Rückzieher machen könnten, glaubt der Chef der Deutschen Börse, Wolfram Weimer, jedoch nicht:
    "Diejenigen die an die Börse gehen, die machen das aus Überzeugung, dass sie Eigenkapital generieren wollen. Und da lässt man sich normalerweise nicht von kurzfristigen Aktienkursentwicklungen beeinflussen, von längerfristigen Trends natürlich schon."