"Weltrisikobericht"
Weltweite Krisengefahr steigt - mehr Bildung und Katastrophenvorsorge gefordert

Extreme Wettereignisse, Konflikte und Pandemien können sich gegenseitig überlagern und verstärken. Das geht aus dem neuen sogenannten Weltrisikobericht eines Forschungsinstituts der Ruhr-Universität Bochum und des "Bündnisses Entwicklung Hilft" hervor. Der Studie zufolge sind die Risiken für Krisen eng miteinander verknüpft.

    Blick von oben auf das Ahrtal, das durch die Flutkatastrophe im Jahr 2021 massive Verwüstungen erlebt hat.
    Umweltkatastrophen - wie im Ahrtal 2021 - sind Teil globaler Risiken. (picture alliance / Geisler-Fotopress / Christoph Hardt)
    Insbesondere die globale Wasserkrise zeige, wie sich verschiedene Krisen gegenseitig bedingen. "Starkregen, Stürme, Überflutungen, Dürren und Ernteausfälle nehmen zu", schreiben die Forscher. "Dadurch leidet die Ernährungssicherheit weltweit, was gesundheitliche Probleme, regionale Konflikte und Flucht bedingen kann", heißt es weiter. Die Auswirkungen würden zudem durch Klimawandel, Bevölkerungswachstum und politische Polarisierung intensiviert. In dem Bericht wird empfohlen, aufgrund der multidimensionalen Risiken Bildung, Gesundheitssysteme und Katastrophenschutz zu verbessern.

    Deutschland im Mittelfeld

    Wie in den Vorjahren werden die Philippinen, Indonesien und Indien als Länder mit dem höchsten Katastrophenrisiko genannt. Dahinter folgen Kolumbien und Mexiko, wo neben Naturgefahren wie Erdbeben und Dürren auch Konflikte zwischen Drogenkartellen für Unsicherheit sorgen. Das niedrigste Katastrophenrisiko weltweit hat dem Bericht zufolge der Stadtstaat Monaco, gefolgt von Andorra und San Marino. Deutschland liegt mit Platz 98 im internationalen Vergleich im Mittelfeld.

    Hilfsorganisationen am Limit

    Durch die vielen gleichzeitigen Krisen sei es auch für Hilfsorganisationen schwieriger, den Betroffenen zielgenau zu helfen, warnten die Forscher in ihrem Bericht. "Die Zeit der einfachen Lösungen ist vorbei", erklärte die leitende Forscherin am Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum, Katrin Radtke. Das "Bündnis Entwicklung Hilft" kritisierte, im Bundeshaushalt würden Mittel für Katastrophenbewältigung und humanitäre Hilfe gestrichen. Dies sei das völlig falsche Signal, sagte Geschäftsführerin Auer-Frege.
    Für den jährlichen Weltrisikoindex analysierten die Forscher das Katastrophenrisiko von 193 Ländern, indem sie Naturgefahren wie das Erdbebenrisiko oder Klimabedingungen mit der Verwundbarkeit der Gesellschaft kombinierten. Zu den Faktoren zählen etwa die Schere zwischen armer und reicher Bevölkerung, die Gesundheitsversorgung, die Infektionszahlen von Krankheiten wie HIV und bewaffnete Konflikte in der Region.
    Diese Nachricht wurde am 09.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.