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Weltweite Wettervorhersage

Meteorologie. - Eine engere Vernetzung der Wetterdienste und Klimazentren soll eine bessere Vorhersage auch in Weltregionen ermöglichen, die nicht über die jüngsten Rechenmodelle und Zugang zu den aktuellsten Satellitendaten haben. Auf der 3. Klimakonferenz der Weltmeteorologie-Organisation in Genf wurde das jetzt verabredet.

Von Volker Mrasek | 04.09.2009
    Unter den rund 1500 Konferenz-Teilnehmern in Genf war auch Kofi Annan. Der vormalige Generalsekretär der Vereinten Nationen beschrieb am prägnantesten, vor welchem Dilemma eine Welt, die sich weiter erwärmt, heute steht:

    "Es ist traurig! Aber die Länder, die die Zunahme von Wetterextremen am stärksten zu spüren bekommen werden, kommen heute am schwersten an Klimadaten."

    Nach der 3. großen Klimakonferenz der Welt-Meteorologie-Organisation WMO könnte sich das bald ändern. Vertreter von mehr als 150 Ländern der Erde verabschiedeten jetzt in Genf eine Erklärung. Darin sprechen sie sich einhellig dafür aus, einen weltumspannenden Klimadienst aufzubauen. Die WMO erhielt den Auftrag, einen Expertenrat einzusetzen. Der soll bis 2011 ein konkretes Konzept für ein globales Klimaüberwachungs- und Frühwarnsystem entwickeln. Der australische Meteorologe und frühere WMO-Präsident John Zillman:

    "In einen Welt-Klimadienst müssten zunächst einmal alle Wetterzentren eingebunden werden, die längerfristige Vorhersagen rechnen. Es gibt sie schon heute, aber die meisten laufen erst im Testbetrieb. Sie müssten sich zu einem Netzwerk globaler Klimazentren zusammentun und ihre Daten an regionale Klimazentren weitergeben – sagen wir in Afrika. Dort könnte man dann auf Basis der Globaldaten eine verfeinerte Klimaprognose erstellen, wie sie etwa im Süden Afrikas gebraucht wird oder wo auch immer."

    Woran es gerade in den Entwicklungsländern hapert, beschrieb Ali Mohamed Shein in Genf, der Vize-Präsident des ostafrikanischen Staates Tansania:

    "Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die man ergreifen müsste, damit Entwicklungsländer dem Klimawandel besser begegnen können. Es fehlt ihnen an Daten, an Messstationen und an der nötigen Ausstattung mit Computern und Klimamodellen. Für einen besseren Informationsaustausch müssten ihre Wetterdienste modernisiert, ausgebaut und miteinander vernetzt werden."

    Doch auch die etablierte Klimaforschung in den Industrieländern ist noch nicht so weit, um das zu leisten, was von ihr verlangt wird, wenn die Welt-Klima-Wacht ihren Betrieb aufnehmen soll.

    "We have major challenges in front of us. We need a real Apollo-like program."

    Wir stehen vor großen Herausforderungen. Wir brauchen so etwas wie ein Apollo-Programm. So formulierte es Guy Brasseur in seinem Genfer Konferenzvortrag. Der belgische Physiker leitet seit kurzem das neue deutsche Klima-Service-Zentrum in Hamburg

    "Wir müssen Klima-Informationen in Zukunft vor allem auf regionaler Ebene bereitstellen. Dafür brauchen wir Computermodelle, die kleinräumige Prozesse behandeln können, wie etwa Bewölkung, Niederschlag und Konvektion. Idealerweise sollten diese Modelle so genau sein, dass sie eine räumliche Auflösung von einem Kilometer bieten. Doch wir haben sie heute noch nicht. Wir brauchen eine neue Generation von Klimamodellen."

    Vertreter der europäischen Raumfahrtbehörde Esa berichteten in Genf von neuen Erdbeobachtungssatelliten, die Meer und Eis überwachen sollen. Jedes Jahr sei nun eine solche Mission geplant. Dadurch werde das Klima noch besser aus dem All überwacht. Auch davon profitiere das geplante Frühwarnsystem. Doch bevor es tatsächlich kommt, sind noch entscheidende Fragen zu klären. Sind Satellitenbetreiber und Wetterdienste bereit, ihre Daten in Zukunft kostenlos abzugeben? Und werden alle Staaten am Ende dem freien Austausch wissenschaftlicher Informationen zustimmen? Das wäre unerlässlich für einen funktionierenden Welt-Klimadienst, wenn seine Warnungen wirklich auch die ärmsten Länder der Erde erreichen sollen.