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Weltwirtschaft
OECD erwartet nur schwaches Wachstum

Trotz der griechischen Dauerkrise glaubt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass ausgerechnet die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone sich positiv entwickeln wird. Für die Weltwirtschaft hingegen sieht die Prognose düsterer aus.

Von Ursula Welter | 03.06.2015
    OECD-Logo
    Mit Blick auf die deutsche Wirtschaft fordert die OECD unter anderem den Ausbau der Ganztagsbetreuung, Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und geringere Steuerlast vor. (dpa / Julien Muguet)
    "Das Wachstum ist nach wie vor nicht toll, aber wir sehen es schon auf der positiven Seite", sagt der Direktor für wirtschaftspolitische Studien, Christian Kastrop. Die OECD hat nur die Note "ausreichend" vergeben und ihre Prognosen gesenkt. Das ausgesprochen schwache erste Quartal in den USA und in China lastet auf der Weltwirtschaft. "Das sind natürlich zwei dominierende Elemente für die Weltwirtschaft."
    Das Wachstum verlief "durchgehend langsamer als im Durchschnitt der zehn Jahre vor der weltweiten Krise" heißt es im aktuellen Bericht. Vorerst gehen die OECD-Volkswirte aber davon aus, dass die aktuelle Schwäche vorübergehend ist und dass die Weltwirtschaft allmählich anzieht.
    Weltweit rechnet die OECD noch mit 3,1 Prozent Wachstum in diesem, 3,8 Prozent im nächsten Jahr. Die Eurozone läge bei 1,4 in diesem, 2,1 Prozent im kommenden Jahr, Deutschland würde 2015 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum erreichen, im Jahr darauf 2,4 Prozent.
    OECD kritisiert schleppende Investitionen
    Zwar habe der niedrige Ölpreis das Wachstum unterstützt, auch seien deutliche Impulse von der lockeren Geldpolitik nun auch in der Eurozone ausgegangen. "Hier ist unsere Meinung, dass diese unterstützende Geldpolitik weiter gehen soll." Soweit es die jeweiligen Bedingungen erlauben, sagte Kastrop. Günstig auch, dass die Fiskalpolitik das Wachstum nicht mehr so stark bremse wie in den Vorjahren.
    Aber "schleppende Investitionstätigkeit" und ein "enttäuschendes Produktivitätswachstum" belasten die Weltwirtschaft. Die, so schreibt die OECD, in einer Situation gefangen ist, in der sich das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage auf niedrigem Niveau eingependelt habe.
    "Und auch das gibt natürlich Anlass zur Sorge." Mehr nachfrageorientierte Maßnahmen und damit einhergehend ein Investitionsschub gepaart mit dem Ende der politischen Unsicherheiten, nicht nur in der Eurozone, seien nötig.
    Deutschland stehe gut da, sagte Christian Kastrop, aber es müsse bei den öffentlichen Investitionen nachlegen. Vieles sei über Jahre versäumt worden, wie man am Zustand der Straßen und Schulen sehe. Er persönlich halte ein Beharren auf der "schwarzen Null" daher für einen Fehler. Zumal Deutschland mit seinen Investitionen auch positiv in den Euroraum wirken könne.
    Mehr Förderung für berufstätige Frauen
    In ihrem Bericht schlägt die OECD konkret den Ausbau der Ganztagsbetreuung, Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und geringere Steuerlast nicht zuletzt zur Förderung der Berufstätigkeit von Frauen vor.
    Die Rate der Arbeitslosigkeit sieht die OECD im Euroraum in diesem Jahr bei 11,1 Prozent und im nächsten bei 10,5 Prozent. Die schwache Produktivitätsentwicklung spreche grundsätzlich für Zurückhaltung bei der Lohnentwicklung, sagte der Direktor für wirtschaftspolitische Studien der OECD, aber: "Auf der anderen Seite, in Deutschland schadet es auch nicht, wenn die Lohnentwicklung für einige Zeit oberhalb der Produktivitätsentwicklung läuft, das ist auch ein Teil des Überschusslandes zum 'Rebalancing' der Eurozone insgesamt."