"Wir leben in politischen Zeiten. Es passieren so viele Dinge überall auf der Welt mit denen man sich auseinandersetzen muss und das Kino merkt dies, greift diese Themen auf. Es gibt Dokumentarfilme. Es werden entsprechende Sujets verfilmt und wir gehören zu dieser Entwicklung. Wir sind ja nichts etwas sinnleeres. Popcorn und das war’s schon. Nein, das Kino ist sehr einfühlsam. Das ist wirklich auch sehr spannend muss ich sagen"
Überraschungssieger Ken Loach referiert seine Theorie dazu, warum unter allen Filmen, die internationale Jury sich ausgerechnet auf seinen Film einigen konnte. In allen Rankings Vermutungen und Prophezeiungen hatte sein Irlanddrama "Der Wind der sich erhebt" keine Rolle gespielt und Loach hatte sich in London schon wieder der Rosenzucht gewidmet, als der Anruf der Festivalleitung kam. Sein Film galt als solides politisches Statement zur Irlandpolitik der Briten. Ästhetisch aber mit Revolutionspathos und Bruderzwist im Irischen Aufstand der 20er Jahre als reichlich altbacken und uninspiriert. Seltene Einigkeit herrscht unter den Beobachtern, dass keineswegs der beste Film des diesjährigen Wettbewerbs ausgezeichnet wurde.
Dennoch spiegelt der Ehrenpreis für den Briten, der noch im Juni 70 wird, eine der Haupttendenzen des Festivals wieder. Das Kino sieht sich wieder als politische Anstalt. Nanni Moretti wirft noch einmal einen Blick auf den "Kaiman", womit Silvio Berlusconi gemeint ist. Aus Argentinien kam ein Film, der von Folter und Flucht zu Zeiten des Militärregimes erzählt. Richard Linklater klagt die USA als "Fast Food Nation" an und Rachid Bouchareb versuchte mit "Indigenès" die vergessene Geschichte der nordafrikanischer Soldaten in der französischen Armee ins Bewusstsein zu heben. Sie durften nicht einmal einen Fuß in das Land setzen, dass sie mit ihrem Blut gegen die Naziarmee verteidigten. Dafür gab es gab es einen Kollektivpreis für die in der Tat beeindruckende Schauspielerriege.
An der Prämierung eines Ensembles hatte die Jury einen solchen Spaß, dass sie auch für Pedro Almodovars Film "Volver" gleich alle Schauspielerinnen auszeichnete. Die im Film hinreißende und herausragende Hauptdarstellerin Penelope Cruz nahm es sichtlich verstimmt hin. So wie ihr Regisseur Almodovar, der zwei Wochen lang als Favorit galt, dann aber mit einem läppischen Drehbuchpreis abgespeist wurde. Für "Babel", den anderen Lieblingsfilm der Presse von Alejandro Gonzales Inarritu gab es immerhin einen tröstlichen Regiepreis.
"Keine Kompromisse werde er machen." Hatte Jurypräsident Wong Kar Wie angekündigt und sorgte dann doch dafür, dass das ästhetisch anspruchsvolle Kino fast leer ausging. Nur einmal machte die Jury eine halbe Ausnahme von ihrer politischen Vergabepolitik. Bruno Dumont erhielt für seine stilisierte Parabel "Flandern" den Großen Spezialpreis und so freute sich ein junger Filmemacher, der sich anschickt vom Geheimtipp für Cineasten zum profilierten Kinokünstler für ein größeres Publikum zu werden:
"Filmemachen heißt auch, Anerkennung durch das Publikum zu bekommen. Bilder zu machen für das Publikum, das diese Bilder dann annimmt. So ein Preis ist einfach wunderbar. Das ist eine Ermutigung für mich."
Das hätte auch Sofia Coppola gerne gesagt, denn ihr Kostümfilm "Marie Antoinette" ist ebenfalls nach "Lost in Translation" ein großer Schritt in Richtung Publikum, ohne dass sie ihren sensiblen Stil aufgegeben hätte. Ihr Film gewann dafür ebenso wie "Volver" die Abstimmung mit den Füssen in den französischen Kinos, die zeitgleich mit dem Festival stattfand. Das Publikum verliebte sich auf der Stelle in beide Filme und stürmte die Kinos. Das könnte am Ende wertvoller sein als sämtliche goldene Palmen zusammen. An der Croisette werden die gigantischen Werbetafeln abgebaut und manch einer macht sich schon Gedanken darüber wie die Jubiläumsausgabe im nächsten Jahr aussehen könnte. Die 60ste des in Ehren ergrauten größten und wichtigsten Filmfestivals der Welt.
Überraschungssieger Ken Loach referiert seine Theorie dazu, warum unter allen Filmen, die internationale Jury sich ausgerechnet auf seinen Film einigen konnte. In allen Rankings Vermutungen und Prophezeiungen hatte sein Irlanddrama "Der Wind der sich erhebt" keine Rolle gespielt und Loach hatte sich in London schon wieder der Rosenzucht gewidmet, als der Anruf der Festivalleitung kam. Sein Film galt als solides politisches Statement zur Irlandpolitik der Briten. Ästhetisch aber mit Revolutionspathos und Bruderzwist im Irischen Aufstand der 20er Jahre als reichlich altbacken und uninspiriert. Seltene Einigkeit herrscht unter den Beobachtern, dass keineswegs der beste Film des diesjährigen Wettbewerbs ausgezeichnet wurde.
Dennoch spiegelt der Ehrenpreis für den Briten, der noch im Juni 70 wird, eine der Haupttendenzen des Festivals wieder. Das Kino sieht sich wieder als politische Anstalt. Nanni Moretti wirft noch einmal einen Blick auf den "Kaiman", womit Silvio Berlusconi gemeint ist. Aus Argentinien kam ein Film, der von Folter und Flucht zu Zeiten des Militärregimes erzählt. Richard Linklater klagt die USA als "Fast Food Nation" an und Rachid Bouchareb versuchte mit "Indigenès" die vergessene Geschichte der nordafrikanischer Soldaten in der französischen Armee ins Bewusstsein zu heben. Sie durften nicht einmal einen Fuß in das Land setzen, dass sie mit ihrem Blut gegen die Naziarmee verteidigten. Dafür gab es gab es einen Kollektivpreis für die in der Tat beeindruckende Schauspielerriege.
An der Prämierung eines Ensembles hatte die Jury einen solchen Spaß, dass sie auch für Pedro Almodovars Film "Volver" gleich alle Schauspielerinnen auszeichnete. Die im Film hinreißende und herausragende Hauptdarstellerin Penelope Cruz nahm es sichtlich verstimmt hin. So wie ihr Regisseur Almodovar, der zwei Wochen lang als Favorit galt, dann aber mit einem läppischen Drehbuchpreis abgespeist wurde. Für "Babel", den anderen Lieblingsfilm der Presse von Alejandro Gonzales Inarritu gab es immerhin einen tröstlichen Regiepreis.
"Keine Kompromisse werde er machen." Hatte Jurypräsident Wong Kar Wie angekündigt und sorgte dann doch dafür, dass das ästhetisch anspruchsvolle Kino fast leer ausging. Nur einmal machte die Jury eine halbe Ausnahme von ihrer politischen Vergabepolitik. Bruno Dumont erhielt für seine stilisierte Parabel "Flandern" den Großen Spezialpreis und so freute sich ein junger Filmemacher, der sich anschickt vom Geheimtipp für Cineasten zum profilierten Kinokünstler für ein größeres Publikum zu werden:
"Filmemachen heißt auch, Anerkennung durch das Publikum zu bekommen. Bilder zu machen für das Publikum, das diese Bilder dann annimmt. So ein Preis ist einfach wunderbar. Das ist eine Ermutigung für mich."
Das hätte auch Sofia Coppola gerne gesagt, denn ihr Kostümfilm "Marie Antoinette" ist ebenfalls nach "Lost in Translation" ein großer Schritt in Richtung Publikum, ohne dass sie ihren sensiblen Stil aufgegeben hätte. Ihr Film gewann dafür ebenso wie "Volver" die Abstimmung mit den Füssen in den französischen Kinos, die zeitgleich mit dem Festival stattfand. Das Publikum verliebte sich auf der Stelle in beide Filme und stürmte die Kinos. Das könnte am Ende wertvoller sein als sämtliche goldene Palmen zusammen. An der Croisette werden die gigantischen Werbetafeln abgebaut und manch einer macht sich schon Gedanken darüber wie die Jubiläumsausgabe im nächsten Jahr aussehen könnte. Die 60ste des in Ehren ergrauten größten und wichtigsten Filmfestivals der Welt.