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Wenig Frucht, viel Zucker

Viele Deutsche trinken gerne Wasser mit Fruchtgeschmack. Die Etiketten versprechen das Beste aus frischem Obst, drin sind oft nur Aromen. Und viel Zucker, wie die Stiftung Warentest bei einer Untersuchung von 20 Produkten feststellte.

Von Dieter Nürnberger | 25.04.2013
    Die Deutschen scheinen aromatisiertes Mineralwasser mit Fruchtgeschmack zu mögen: Der Absatz stieg im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent. Vielleicht hören viele Kunden auf Ernährungsexperten, die empfehlen, mindestens 1,5 Liter am Tag zu trinken – vor allem Wasser. Die Anbieter von Mineralwasser mit Fruchtgeschmack versprechen noch einen zusätzlichen Nutzen: Auf den Etiketten sind oft appetitliche, saftige Früchte zu sehen. Und Bezeichnungen wie Apfelaroma oder natürliches Aroma gehören zur Werbung dazu. Das heißt aber nicht, dass die Aromen auch aus der Frucht kommen, sagt Birgit Rehlender von der Stiftung Warentest.

    "Stattdessen haben wir fast überall Kunstaroma gefunden. Das heißt, hier haben die Flavoristen so richtig gemixt. Haben beispielsweise auch einzelne Aromastoffe, die in den Früchten typisch sind, herausgenommen, damit die Getränke klar sind und aussehen wie natürliches Mineralwasser. Gesundheitsschädlich sind die Aromastoffe nicht. Aber der Verbraucher wird in die Irre geführt, denn er muss in das Kleingedruckte schauen, um zu sehen, dass es hier nur um einen Geschmack geht, nicht aber um Fruchtbestandteile, wie sie im Fruchtsaft enthalten sind."

    Die Aromaverordnung ist allerdings auch nicht immer leicht zu verstehen. Bei der Bezeichnung natürliches Apfelaroma müssen immerhin 95 Prozent vom Apfel stammen. Doch es dürfen eben auch 5 Prozent apfelfremde Aromen hinzugefügt werden. Steht natürliches Aroma auf dem Etikett, dann heißt dies nur, dass das Produkt aus natürlichen – konkret pflanzlichen oder tierischen Ausgangstoffen – hergestellt wurde. Aus dem Apfel muss hier allerdings nichts stammen, es reicht aus, einen apfelähnlichen Geschmack zu kreieren.

    "Die meisten Produkte schmecken nur fruchtähnlich, sie schmecken zudem auch aromatisiert - hier merkt man, dass keine volle Frucht, wie etwa in einem Apfelsaft, enthalten ist. Es gab zudem Fehler, wie beispielsweise bonbon-artige Noten, Beinoten nach ganz anderen Früchten oder auch Kochnoten und Schalenton."

    Geschmacklich waren die meisten der untersuchten 20 Mineralwässer mit Fruchtaroma somit nicht überzeugend. Negativ zudem, dass sämtliche Testprodukte allesamt auch zu süß waren. Warentesterin Brigit Rehlender:

    "Der Verbraucher liest auf dem Etikett "kalorienarm" – das sind sie auch. Denn sie dürfen nicht mehr als 200 Kilokalorien pro Liter enthalten. Aber man sollte wissen, dass hier die Kalorien ausschließlich vom Zucker kommen. Und da können in einem Liter schon 48 Gramm Zucker enthalten sein. Wenn man das umrechnet und vielleicht sogar die ganze 1,5 Literflasche austrinkt, das entspricht dann 23,5 Stück Würfelzucker."

    Die verwendeten Mineralwässer kommen bei Markenherstellern aus der angegebenen Quelle. Bei preiswerten Discountermarken stammt das Wasser hingegen aus bis zu drei verschiedenen Quellen. Das Getränk des Herstellers "Bonaqa" enthält dagegen Tafelwasser.

    Da keines der untersuchten Produkte überzeugen konnte, empfiehlt die Stiftung Warentest, Mineralwasser doch lieber selbst mit anderen Getränken zu kombinieren. Dann müsse der Verbraucher auch nicht - wie bei den Wässern mit überwiegend künstlichem Geschmack - nach der Frucht suchen.

    "Er kann das dann geschmacklich aufpeppen – etwa mit einem Schuss Zitronen- oder Orangensaft. Auch Minze- oder Basilikumblätter eigenen sich – Ingwer ist auch sehr beliebt. Zudem hat der Verbraucher dann auch ein Produkt, was nicht gesüßt ist. Man kann es sich individuell zusammenmischen."