Ankunft im Dorf Mengino. Kaum ist das kleine, von kanadischen Missionaren geführte Flugzeug gelandet, setzt sich eine Gruppe von 30 Männern in Trab. Johlend umkreisen die mit Blüten, Palmblättern, Federn und Körperfarben fantastisch verkleideten Dorfbewohner den Flieger. Sie schwingen Pfeil und Bogen, vorneweg laufen zwei, die auf Bambusflöten spielen, weiter hinten wird getrommelt. Einziges Zugeständnis an die moderne Zeit sind ein paar Sonnenbrillen aus Plastik.
Mengino liegt etwa 1800 Meter über dem Meeresspiegel, in der Region Crater Mountain, mitten im Wald. Das nächste Dorf liegt zwei Stunden Fußmarsch entfernt, bis zur nächsten Straße müssen die Dorfbewohner drei Tage laufen. Das Flugzeug ist für sie daher der wichtigste Kontakt zur Außenwelt. Weil Benzin teuer ist, kommt es nur ein paar Mal im Jahr.
Gabriel Siloi ist hier der Dorflehrer. Er spricht Englisch, aber er wurde nie als Lehrer ausgebildet. Er unterrichtet nur die erste und zweite Klasse, vor allem Lesen und Schreiben. Er hat nicht genügend Fibeln, Hefte und Stifte für alle Kinder.
In Mengino ist vieles noch so, wie es jahrhundertelang war: Die Menschen leben in Hütten aus Palmblättern, ohne Strom und fließend Wasser. Sie essen, was in ihren Gärten wächst und halten ein paar Ziegen. So oder so ähnlich leben die meisten Menschen in Papua-Neuguinea. Doch das ändert sich gerade. Eine Minengesellschaft ist gekommen, hat auf dem Land, das zu Mengino gehört, Gold entdeckt. Die Dorfbewohner sind wachsam. Sie wollen ihr Land nicht verlieren. Sie brauchen den Wald zum Jagen. Das tun sie immer noch mit Pfeil und Bogen, betont Gabriel Siloi.
"Wir werden gegen die Minengesellschaft kämpfen, wenn sie auf unserem Land nach Gold zu suchen beginnt. Es ist besser, dass wir unser Land markieren."
Die Research and Conservation Foundation, kurz RCF, hilft den Menschen aus Mengino dabei, mit einem GPS-System die Grenzen ihres Landes abzustecken. Die RCF ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich im Umweltschutz und in der Armutsbekämpfung engagiert. Sie hat den Dorfbewohnern auch eine kleine Einnahmequelle verschafft: Ökokaffee. Drei Frauen stehen vor den Büschen am Dorfrand und klauben Kaffeebohnen in große Körbe. Nach der Ernte wird der Kaffee mit dem Missionarsflieger nach Goroka gebracht, erzählt der Dorfchef:
"Wir sind der Research and Conservation Foundation sehr dankbar. Denn die Regierung ist hier noch nie gewesen. Es gibt hier keine richtige Schule. Uns sind auch schon viele Menschen unter den Händen weggestorben, weil wir keinen Arzt hier haben."
Ohne die Unterstützung von Kirchen oder Nichtregierungsorganisationen wären viele Dörfer im Hochland vollkommen von der Welt abgeschnitten. Der Staat ist hier so gut wie nicht präsent. Dabei ist Papua-Neuguinea ein reiches und fruchtbares Land: Seit etwa 20 Jahren strömen Investoren aus aller Welt auf die Südseeinsel, denn im Vulkangestein des Berglandes verbergen sich viele Rohstoffe: Gold, Kupfer, Nickel, Öl und Gas, ständig werden neue Minen entdeckt. Die demokratisch gewählte Regierung verteilt Lizenzen zur Ausbeutung der Ressourcen, freimütig, und ohne die Interessen des Landes im Blick zu haben, und sie investiert die Gewinne nicht in eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Dreiviertel der Einwohner von Papua-Neuguinea leben auf dem Land, sie haben kaum Anteil am Reichtum, dabei gehört ihnen der Boden, in dem die Rohstoffe lagern. Das ist von der Regierung in der Vergangenheit manchmal übergangen worden. John Chitoa, arbeitet für eine NGO in der Provinzhauptstadt Madang:
"Unser Land, unser Boden bedeutet uns sehr viel, er ist für uns wie eine Mutter, die uns ernährt. Man könnte auch sagen, Land ist für uns das, was in westlichen Gesellschaften Geld ist. Ihr könnt nicht ohne Geld überleben, aber wir schon. Wenn die Firma mich rauswirft, kann ich sagen: Das ist mir doch egal, ich habe ja noch mein Land."
Überall in Papua-Neuguinea wird heute um Land gestritten. Die Regierung fordert die Menschen auf, ihr Land registrieren zu lassen. Sie will, dass sie ihr Eigentum verkaufen an Firmen, die es dann ausbeuten oder anderweitig nutzbar machen. Aber die Menschen haben wenig Vertrauen in die Regierung. Lieber bewahren sie ihr Stückchen Erde als eine Art Lebensversicherung.
Zu Recht, denn die Regierung von Papua-Neuguinea ist zwar demokratisch gewählt, aber sie tut wenig für ihr Volk. Es gibt kaum Straßen, die meisten Dörfer im Hochland sind nur mit dem Flugzeug erreichbar. Die Müttersterblichkeit ist hoch und die Gesundheitsversorgung hat sich verschlechtert, seit eine Verwaltungsreform noch weniger Geld bis in die Provinzen durchsickern lässt.
Zudem sind die Beamten der Regierung unerfahren beim Aushandeln von Verträgen mit ausländischen Firmen, darunter immer mehr Firmen aus China.
"Die Frage ist: wie passiert denn das, welche Standards werden dabei angelegt?"#, sagt Claudia Warning vom Evangelischen Entwicklungsdienst. Der Evangelische Entwicklungsdienst unterstützt NGOs wie die Research and Conservation Foundation aus Mengino.
"Es kann ja nicht sein, dass internationale Firmen, die in ihren eigenen Ländern bestimmte Umweltstandards einzuhalten haben, hier herkommen und zu völlig erniedrigten Standards hier produzieren und abbauen. Auf Kosten der hiesigen Bevölkerung, auf Kosten der hiesigen Umwelt. Wenn hier Millionen von Tonnen Abraum aus dem Minenabbau im Meer verklappt werden sollen, dort wo schöne Korallenriffe sind, dann ist jedermann klar, dass das so etwas in Europa nicht erlaubt wäre."
Mit verschmutzten Flüssen und Küstengewässern hat Papua-Neuguinea bereits die negativen Folgen der Industrieentwicklung zu spüren bekommen. Hier versucht die Zivilgesellschaft jetzt Druck auf die Regierung auszuüben, den Bergbau sauberer und fair zu gestalten.
Eine Schule in Rempi, ein größeres Dorf an der Küste. Anders als im Hochland kennen die Menschen hier das westliche Lebensmodell durch Missionare und die deutsche Kolonialverwaltung schon seit über hundert Jahren.
Die Kinder der siebten Klasse haben gerade eine Stunde personal development, vielleicht am ehesten dem deutschen Fach Ethik vergleichbar. Die Schüler sollen sagen, was schlechtes Benehmen ist.
Rauchen sei ein Beispiel für schlechtes Benehmen, sagt der Lehrer. In Papua-Neuguinea können heute zwei Drittel aller Kinder lesen und schreiben. Ein erster wichtiger Schritt. Entscheidend aber wird sein, ob die Regierung des Landes dafür Sorge trägt, dass diese Kinder später auch eine Ausbildung erhalten oder studieren können. Denn nur dann wird die Bevölkerung in Zukunft besser aufgestellt sein, um den Anforderungen von außen begegnen zu können.
Mengino liegt etwa 1800 Meter über dem Meeresspiegel, in der Region Crater Mountain, mitten im Wald. Das nächste Dorf liegt zwei Stunden Fußmarsch entfernt, bis zur nächsten Straße müssen die Dorfbewohner drei Tage laufen. Das Flugzeug ist für sie daher der wichtigste Kontakt zur Außenwelt. Weil Benzin teuer ist, kommt es nur ein paar Mal im Jahr.
Gabriel Siloi ist hier der Dorflehrer. Er spricht Englisch, aber er wurde nie als Lehrer ausgebildet. Er unterrichtet nur die erste und zweite Klasse, vor allem Lesen und Schreiben. Er hat nicht genügend Fibeln, Hefte und Stifte für alle Kinder.
In Mengino ist vieles noch so, wie es jahrhundertelang war: Die Menschen leben in Hütten aus Palmblättern, ohne Strom und fließend Wasser. Sie essen, was in ihren Gärten wächst und halten ein paar Ziegen. So oder so ähnlich leben die meisten Menschen in Papua-Neuguinea. Doch das ändert sich gerade. Eine Minengesellschaft ist gekommen, hat auf dem Land, das zu Mengino gehört, Gold entdeckt. Die Dorfbewohner sind wachsam. Sie wollen ihr Land nicht verlieren. Sie brauchen den Wald zum Jagen. Das tun sie immer noch mit Pfeil und Bogen, betont Gabriel Siloi.
"Wir werden gegen die Minengesellschaft kämpfen, wenn sie auf unserem Land nach Gold zu suchen beginnt. Es ist besser, dass wir unser Land markieren."
Die Research and Conservation Foundation, kurz RCF, hilft den Menschen aus Mengino dabei, mit einem GPS-System die Grenzen ihres Landes abzustecken. Die RCF ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich im Umweltschutz und in der Armutsbekämpfung engagiert. Sie hat den Dorfbewohnern auch eine kleine Einnahmequelle verschafft: Ökokaffee. Drei Frauen stehen vor den Büschen am Dorfrand und klauben Kaffeebohnen in große Körbe. Nach der Ernte wird der Kaffee mit dem Missionarsflieger nach Goroka gebracht, erzählt der Dorfchef:
"Wir sind der Research and Conservation Foundation sehr dankbar. Denn die Regierung ist hier noch nie gewesen. Es gibt hier keine richtige Schule. Uns sind auch schon viele Menschen unter den Händen weggestorben, weil wir keinen Arzt hier haben."
Ohne die Unterstützung von Kirchen oder Nichtregierungsorganisationen wären viele Dörfer im Hochland vollkommen von der Welt abgeschnitten. Der Staat ist hier so gut wie nicht präsent. Dabei ist Papua-Neuguinea ein reiches und fruchtbares Land: Seit etwa 20 Jahren strömen Investoren aus aller Welt auf die Südseeinsel, denn im Vulkangestein des Berglandes verbergen sich viele Rohstoffe: Gold, Kupfer, Nickel, Öl und Gas, ständig werden neue Minen entdeckt. Die demokratisch gewählte Regierung verteilt Lizenzen zur Ausbeutung der Ressourcen, freimütig, und ohne die Interessen des Landes im Blick zu haben, und sie investiert die Gewinne nicht in eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Dreiviertel der Einwohner von Papua-Neuguinea leben auf dem Land, sie haben kaum Anteil am Reichtum, dabei gehört ihnen der Boden, in dem die Rohstoffe lagern. Das ist von der Regierung in der Vergangenheit manchmal übergangen worden. John Chitoa, arbeitet für eine NGO in der Provinzhauptstadt Madang:
"Unser Land, unser Boden bedeutet uns sehr viel, er ist für uns wie eine Mutter, die uns ernährt. Man könnte auch sagen, Land ist für uns das, was in westlichen Gesellschaften Geld ist. Ihr könnt nicht ohne Geld überleben, aber wir schon. Wenn die Firma mich rauswirft, kann ich sagen: Das ist mir doch egal, ich habe ja noch mein Land."
Überall in Papua-Neuguinea wird heute um Land gestritten. Die Regierung fordert die Menschen auf, ihr Land registrieren zu lassen. Sie will, dass sie ihr Eigentum verkaufen an Firmen, die es dann ausbeuten oder anderweitig nutzbar machen. Aber die Menschen haben wenig Vertrauen in die Regierung. Lieber bewahren sie ihr Stückchen Erde als eine Art Lebensversicherung.
Zu Recht, denn die Regierung von Papua-Neuguinea ist zwar demokratisch gewählt, aber sie tut wenig für ihr Volk. Es gibt kaum Straßen, die meisten Dörfer im Hochland sind nur mit dem Flugzeug erreichbar. Die Müttersterblichkeit ist hoch und die Gesundheitsversorgung hat sich verschlechtert, seit eine Verwaltungsreform noch weniger Geld bis in die Provinzen durchsickern lässt.
Zudem sind die Beamten der Regierung unerfahren beim Aushandeln von Verträgen mit ausländischen Firmen, darunter immer mehr Firmen aus China.
"Die Frage ist: wie passiert denn das, welche Standards werden dabei angelegt?"#, sagt Claudia Warning vom Evangelischen Entwicklungsdienst. Der Evangelische Entwicklungsdienst unterstützt NGOs wie die Research and Conservation Foundation aus Mengino.
"Es kann ja nicht sein, dass internationale Firmen, die in ihren eigenen Ländern bestimmte Umweltstandards einzuhalten haben, hier herkommen und zu völlig erniedrigten Standards hier produzieren und abbauen. Auf Kosten der hiesigen Bevölkerung, auf Kosten der hiesigen Umwelt. Wenn hier Millionen von Tonnen Abraum aus dem Minenabbau im Meer verklappt werden sollen, dort wo schöne Korallenriffe sind, dann ist jedermann klar, dass das so etwas in Europa nicht erlaubt wäre."
Mit verschmutzten Flüssen und Küstengewässern hat Papua-Neuguinea bereits die negativen Folgen der Industrieentwicklung zu spüren bekommen. Hier versucht die Zivilgesellschaft jetzt Druck auf die Regierung auszuüben, den Bergbau sauberer und fair zu gestalten.
Eine Schule in Rempi, ein größeres Dorf an der Küste. Anders als im Hochland kennen die Menschen hier das westliche Lebensmodell durch Missionare und die deutsche Kolonialverwaltung schon seit über hundert Jahren.
Die Kinder der siebten Klasse haben gerade eine Stunde personal development, vielleicht am ehesten dem deutschen Fach Ethik vergleichbar. Die Schüler sollen sagen, was schlechtes Benehmen ist.
Rauchen sei ein Beispiel für schlechtes Benehmen, sagt der Lehrer. In Papua-Neuguinea können heute zwei Drittel aller Kinder lesen und schreiben. Ein erster wichtiger Schritt. Entscheidend aber wird sein, ob die Regierung des Landes dafür Sorge trägt, dass diese Kinder später auch eine Ausbildung erhalten oder studieren können. Denn nur dann wird die Bevölkerung in Zukunft besser aufgestellt sein, um den Anforderungen von außen begegnen zu können.