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Weniger Einwegmaterial und Energieeinsparung

Von außen bekommen wir nicht wenig Kritik, ja warum desinfiziert ihr so wenig, ja ist es denn nicht gefährlich, wenn ihr Einwegmaterial wieder aufbereitet, rentiert sich das überhaupt, habt ihr überhaupt Kosten eingespart.

Von Nikolas Westerhoff |
    Umweltschutz im Krankenhaus spart Geld, da ist sich Professor Franz Daschner, Umweltmediziner am Universitätsklinikum Freiburg sicher - und rechnet vor: Würde weniger desinfiziert in deutschen Krankenhäusern, würden mehr Spritzen, Atemtrainer und Sauerstoffmasken recycelt, würde bei geringerer Temperatur sterilisiert, würde der Wasserfluss am Waschbecken konstant gehalten, so ließe sich Geld sparen, viel Geld: Nämlich deutschlandweit 150 Millionen Euro pro Jahr. Doch so weit ist es noch nicht. Die Realität in deutschen Krankenhäusern sieht anders aus:

    Wir verbrauchen ungefähr 6 bis 7-fach mehr Energie pro Tag als ein normaler Haushalt pro Haushaltsmitglied. Wir erzeugen sieben mal mehr Müll als ein normaler Bürger. Wir verbrauchen 7 bis 10-Mal mehr Wasser pro Tag, nämlich 600 bis 1000 Liter. Im Haushalt sind es 100 bis 120 Liter. Also an diesen ganz großen Posten kann man auch in den Kliniken noch erheblich sparen.

    Nach Schätzungen von Wissenschaftlern ließe sich der Verbrauch von Energie um 10 bis 15 Prozent verringern - zum Beispiel durch den Einsatz von Solaranlagen oder den Einbau von so genannten "Block- Heizkraftwerken". Diese Kraftwerke nutzen Energieträger wie Kohle, Gas oder Öl besonders effizient: Es geht so gut wie keine Energie verloren. Das heißt: Nur ein sehr geringer Teil der entstehenden Wärme gelangt in die Umwelt und bleibt damit ungenutzt. Bisher haben es jedoch nur wenige Krankenhäuser geschafft, ihren Energieverbrauch zu verringern. Und auch im Bereich "Abfallwirtschaft" haben die Krankenhäuser ihr vermeintliches "Sparpotenzial" bislang nicht hinreichend ausgeschöpft. Dabei sind Einsparungen möglich, wie Untersuchungen der Technischen Universität Berlin gezeigt haben. Annegret Dickhoff, Ingenieurin für technischen Umweltschutz vom Institut für Arbeitswissenschaften der TU Berlin:

    Wir hatten in einem kleinen Haus in Berlin-Dahlem eine Reduzierung der Abfallkosten um 25 Prozent erreichen können. In anderen, zum Beispiel Pflegeheimen, wo weniger Verpackungsabfälle anfallen, nur so 5 Prozent Reduzierung. Aber auch im Wasserbereich kann man davon ausgehen, dass bis zu zehn Prozent Kostenersparnisse erreicht werden können.

    Um bei großen Posten wie "Wasser", "Energie" und "Abfall" zu sparen, sind häufig erst einmal finanzielle Aufwendungen nötig. Umweltschutz spart nicht nur Geld, sondern kostet auch etwas.

    Wenn es darum geht, Umbaumaßnahmen durchzuführen, weil der Platz auf dem Hof, auf dem Abfälle und Wertstoffe gesammelt werden, zu klein ist und keine finanzielle Möglichkeit vorhanden ist, dann kann so ein Schritt schon mal zu groß werden, um das zu ändern.

    Und so setzen viele Krankenhäuser erst einmal auf das "Prinzip der kleinen Schritte": Infektiöser Müll und Hausmüll sollen strikt getrennt, die Böden nicht mehr desinfiziert werden. Und bei den Betten soll auf die Inkontinenzmatte verzichtet werden. Doch selbst diese so genannten "Klinik-spezifischen" Maßnahmen sind noch längst nicht überall umgesetzt worden. Das Problem hierbei: Umweltschutz im Kleinen gelingt nur, wenn das Personal geschult wird - und das kostet erst einmal Geld. Außerdem muss das Personal kooperieren - und zwar über einen langen Zeitraum hinweg. Das aber ist nicht einfach zu erreichen. Annegret Dickhoff hat bei der Schulung von Krankenhauspersonal immer wieder fest gestellt, dass der Umweltschutz nicht jedem am Herzen liegt. Insbesondere die Ärzte seien nicht immer bereit, aktiv mitzuwirken:

    Beim pflegerischen Personal stößt man viel häufiger auf Engagement und Bereitschaft, diese zum Teil zusätzliche Belastung in Kauf zu nehmen, um eine umweltschonendere Arbeitsumgebung zu erreichen.

    Aus Sicht von Annegret Dickhoff ist Umweltschutz im Krankenhaus ein bisschen aus der Mode gekommen. Und tatsächlich werden heute kaum noch Umweltschutzprojekte im Krankenhaus öffentlich gefördert. Und auch die von der Technischen Universität Berlin durchgeführten Projekte, einstmals finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wurden nicht "langzeit-evaluiert": Denn dafür fehlte schlicht das Geld. Was Umweltschutz im Krankenhaus also bringt, auf lange Sicht, das lässt sich nicht verlässlich sagen.

    Es scheint im Moment wieder eine Tendenz zu geben, bei der man sehen kann, dass ökologische Themen nicht so relevant sind. Und nicht so viele Fördermittel vorhanden sind, um zum Beispiel die Ökologie in Unternehmen oder in Dienstleistungsunternehmen - wie die Klinik ja eines ist - zu finanzieren.