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Weniger Fälle von Magenkrebs

Seit das Magenbakterium Helicobacter pylori mit Antibiotika bekämpft wird, erkranken weniger Menschen in Deutschland an Magenkrebs. Sorge bereitet Experten allerdings, dass die Bakterien immer häufiger unempfindlich sind gegen gängige Antibiotika. Am Robert-Koch-Institut sind gestern die ersten Ergebnisse einer bundesweiten Studie vorgestellt worden mit Namen "ResiNet".

Von William Vorsatz | 02.03.2004
    Helicobacter-Bakterien sind der Grund für Magengeschwüre und sie verursachen noch häufiger Geschwüre im Zwölffingerdarm. Aber es gibt noch ein weiteres Risiko. Prof. Walter Londong vom Urban-Klinikum in Berlin:

    Es gibt sehr gute Daten, die zeigen, dass in Europa etwa das Risiko eines helicobacterinfizierten Patienten, ein Magenkarzinom zu bekommen, um das sechsfache gesteigert ist.

    Etwa bei jedem fünften infizierten Patienten tritt irgendwann eine behandlungsbedürftige Komplikation auf. Die kranke Magen- und Darmschleimhaut kann heute jedoch durch eine Kombinationstherapie mit Magensäureblockern und Antibiotika schnell und dauerhaft geheilt werden - wenn die Bakterien nicht unempfindlich gegen sind die Antibiotika, also resistent. Bei jedem 7. Patienten allerdings gibt es Probleme mit dem einen oder anderen Antibiotikum, das normalerweise angewendet wird. Bei etwa zwei von 100 Fällen sind die Bakterien sogar gegen zwei Antibiotika gleichzeitig resistent. Bedeutend schlechter noch fällt die Bilanz aus, wenn die Patienten in der Vergangenheit schon häufig mit Antibiotika behandelt wurden:
    Also zum Beispiel die Metronidazol-Resistenz, das ist auch in dieser Studie herausgekommen, ist häufiger bei Frauen. Und das liegt daran, dass Metronidazol bei Frauen angewendet wird bei Harnwegsinfekten bei vaginalen Entzündungen, harmlosen vaginalen Entzündungen.

    Sind die Patienten schon früher antibiotisch gegen Magengeschwüren behandelt worden, steigt die Resistentrate gar bis auf 70 Prozent, und meist liegt sogar eine Doppelresistenz gegen zwei der am häufigsten verwendete Antibiotika vor. Bisher werden die Helicobacter-infektionen immer mit den gleichen Antibiotikakombinationen behandelt, ohne vorherige Resistenztests. Zunehmend resistente Keime sind die Folge. Bei der ResiNet-Studie werden nun laufend Gewebeproben von Hunderten Patienten aus allen Regionen Deutschlands aufbereitet und auf Resistenzen gegen sechs Antibiotika getestet. Einen komplizierte Prozedur. Um fundierte Ergebnisse zu haben, soll die ResiNet-Studie noch über Jahre weiter laufen. Projektleiter Prof. Manfred Kist vom Universitätsklinikum Freiburg:

    Das wird natürlich ganz bedeutend sein im Hinblick auf Leitlinien, also auf Empfehlungen, die an die gastroenterologischen Kollegen gehen sollen, welche Medikamente denn nun verwendet werden sollten.

    Das Ziel: eine Landkarte, die zeigt, wo welche resistenten Bakterienstämme vorkommen. Damit der Arzt schnell und ohne Aufwand das richtige Medikament verabreichen kann.