Schulschluss am Liceo classico Parini in Mailand. Das Gymnasium gehört zu den gut angesehenen der Stadt. Es liegt mitten im Zentrum, die meisten Schüler kommen aus wohlhabenden und gebildeten Familien. Vor zwei Jahren landete das Parini landesweit in den Schlagzeilen: fünf Schüler waren aus Angst vor einer Klassenarbeit nachts in die Schule eingebrochen, hatten die Wasserhähne aufgedreht und das ganze Gebäude unter Wasser gesetzt. Die Mailänder waren geschockt. So etwas war bis dato noch nicht vorgekommen, auch nicht in den Schulen am Stadtrand, die einen weit weniger guten Ruf haben als das Parini. Inzwischen mehren sich auch in Italien die Meldungen über Gewalt an Schulen, allerdings handelt es sich meist um Raufereien auf dem Heimweg. Sergio, 17 Jahre alt, hat darin Erfahrung.
"Manchmal bekomme ich schon Lust, zuzuschlagen, aber ich kontrollier mich. Zumindest auf dem Schulhof, was außerhalb passiert, ist meine Sache. In der Schule gibt es höchstens psychologische Machtspielchen, aber keine körperliche Gewalt."
Mobbing im Klassenzimmer - das ist in Italien nicht selten. Bildungsminister Giuseppe Fioroni hat im laufenden Schuljahr zwei Millionen Euro bereitgestellt, um dagegen anzugehen. Mit dem Geld wurde eine Internetseite finanziert, die Initiativen und Projekte einzelner Schulen vorstellt und die Institute miteinander vernetzt Außerdem gibt es eine Hotline für Schüler, die von Klassenkameraden unter Druck gesetzt und belästigt werden. Die Gewalt richtet sich fast immer gegen Gleichaltrige, Lehrerinnen und Lehrer bleiben davon verschont.
"Das ist etwas anderes. Die Wut drückt sich in Streichen aus, in frechen Antworten und mangelndem Respekt den Lehrern gegenüber. Wenn die dann nicht reagieren, machen die Schüler, was sie wollen."
Viele Lehrer sind pessimistischer. Marina Voli, eine Endvierzigerin mit rotgefärbtem Haar, betreut ein Projekt des Italienischen Lehrerverbandes zur Gewaltprävention. Das Blutbad von Erfurt hat sie tief erschüttert.
"Auch wir hier in Italien verlieren allmählich die Kontrolle über die Jugendlichen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis so etwas auch bei uns passiert. Wir Lehrer haben unsere Rolle als Erzieher verloren. Daran sind die Eltern schuld, die verhindern, dass ihre Kinder so bestraft werden wie früher. Immer mehr glauben, wir Lehrer würden unsere Machtposition missbrauchen, um an den Schülern unseren Frust abzureagieren, das stimmt natürlich nicht."
Einerseits gilt eine Ohrfeige mancherorts immer noch als erzieherische Maßnahme, andererseits haben Schüler und Lehrer in Italien oft ein ungezwungenes, herzliches Verhältnis zueinander. In der Grundschule lassen sich die Lehrer mit Vornamen anreden, später wird aus dem offiziellen "Professore" oder "Professoressa" ein saloppes "Prof".
"Mit manchen Lehrern sind wir richtig befreundet. Ernsthafte Probleme hat es bei uns noch nie gegeben"
Michele Pattonno geht in Prato, einer Kleinstadt in der Toskana zur Schule. Die mittelitalienischen Regionen Toskana und Umbrien schneiden in landesweiten Statistiken über Gewalt im Klassenzimmer besser ab als der Norden und der Süden des Landes.
"Ich glaube, das ist Zufall. Früher oder später wird so etwas auch bei uns passieren. Ich kenne kein Rezept gegen die steigenden Aggressionen. Wir haben viel mit Vandalismus zu kämpfen, allerdings gehen diese Aktionen meist von Einzelnen aus, das ist kein Massenphänomen."
Nach der Überschwemmung am Liceo classico Parini wurden die fünf verantwortlichen Schüler zur Rechenschaft gezogen. Das Thema ist erledigt. Jetzt herrscht wegen etwas ganz anderem Aufregung. Abiturientin Elisa:
"Wir haben ein Rundschreiben erhalten, wonach wir keine bauchnabelfreien T-Shirts tragen dürfen und keine zu tief ausgeschnittenen. Ich finde das nicht korrekt! Meiner Meinung nach sollte jeder anziehen dürfen, was er will, schließlich kommt es darauf an, wie du bist, nicht wie du die kleidest."
"Wenn jemand eine Kalaschnikow in die Schule schmuggeln will, versteckt er sie einfach im Schulrucksack. So steht es um die Sicherheit an unserer Schule."
"Manchmal bekomme ich schon Lust, zuzuschlagen, aber ich kontrollier mich. Zumindest auf dem Schulhof, was außerhalb passiert, ist meine Sache. In der Schule gibt es höchstens psychologische Machtspielchen, aber keine körperliche Gewalt."
Mobbing im Klassenzimmer - das ist in Italien nicht selten. Bildungsminister Giuseppe Fioroni hat im laufenden Schuljahr zwei Millionen Euro bereitgestellt, um dagegen anzugehen. Mit dem Geld wurde eine Internetseite finanziert, die Initiativen und Projekte einzelner Schulen vorstellt und die Institute miteinander vernetzt Außerdem gibt es eine Hotline für Schüler, die von Klassenkameraden unter Druck gesetzt und belästigt werden. Die Gewalt richtet sich fast immer gegen Gleichaltrige, Lehrerinnen und Lehrer bleiben davon verschont.
"Das ist etwas anderes. Die Wut drückt sich in Streichen aus, in frechen Antworten und mangelndem Respekt den Lehrern gegenüber. Wenn die dann nicht reagieren, machen die Schüler, was sie wollen."
Viele Lehrer sind pessimistischer. Marina Voli, eine Endvierzigerin mit rotgefärbtem Haar, betreut ein Projekt des Italienischen Lehrerverbandes zur Gewaltprävention. Das Blutbad von Erfurt hat sie tief erschüttert.
"Auch wir hier in Italien verlieren allmählich die Kontrolle über die Jugendlichen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis so etwas auch bei uns passiert. Wir Lehrer haben unsere Rolle als Erzieher verloren. Daran sind die Eltern schuld, die verhindern, dass ihre Kinder so bestraft werden wie früher. Immer mehr glauben, wir Lehrer würden unsere Machtposition missbrauchen, um an den Schülern unseren Frust abzureagieren, das stimmt natürlich nicht."
Einerseits gilt eine Ohrfeige mancherorts immer noch als erzieherische Maßnahme, andererseits haben Schüler und Lehrer in Italien oft ein ungezwungenes, herzliches Verhältnis zueinander. In der Grundschule lassen sich die Lehrer mit Vornamen anreden, später wird aus dem offiziellen "Professore" oder "Professoressa" ein saloppes "Prof".
"Mit manchen Lehrern sind wir richtig befreundet. Ernsthafte Probleme hat es bei uns noch nie gegeben"
Michele Pattonno geht in Prato, einer Kleinstadt in der Toskana zur Schule. Die mittelitalienischen Regionen Toskana und Umbrien schneiden in landesweiten Statistiken über Gewalt im Klassenzimmer besser ab als der Norden und der Süden des Landes.
"Ich glaube, das ist Zufall. Früher oder später wird so etwas auch bei uns passieren. Ich kenne kein Rezept gegen die steigenden Aggressionen. Wir haben viel mit Vandalismus zu kämpfen, allerdings gehen diese Aktionen meist von Einzelnen aus, das ist kein Massenphänomen."
Nach der Überschwemmung am Liceo classico Parini wurden die fünf verantwortlichen Schüler zur Rechenschaft gezogen. Das Thema ist erledigt. Jetzt herrscht wegen etwas ganz anderem Aufregung. Abiturientin Elisa:
"Wir haben ein Rundschreiben erhalten, wonach wir keine bauchnabelfreien T-Shirts tragen dürfen und keine zu tief ausgeschnittenen. Ich finde das nicht korrekt! Meiner Meinung nach sollte jeder anziehen dürfen, was er will, schließlich kommt es darauf an, wie du bist, nicht wie du die kleidest."
"Wenn jemand eine Kalaschnikow in die Schule schmuggeln will, versteckt er sie einfach im Schulrucksack. So steht es um die Sicherheit an unserer Schule."