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Weniger Klimabelastung durch Computer

Mehr als 60 Prozent der Käufer von Rechnern, Druckern oder Handys wären bereit, mehr Geld für energiesparende Modelle auszugeben. Das gilt auch in wirtschaftlich problematischen Zeiten wie im Moment. Jetzt hat der Branchenverband Bitkom seine "Green IT-Allianz" gestartet, die zum Ziel hat, den Stromverbrauch und die CO2-Belastung durch Hightech-Geräte zu senken.

Von Dieter Nürnberger |
    Green IT, also die sogenannte grüne Informationstechnologie, hat vor allem zwei Aspekte in diesem Bereich: Zum einen geht es darum, dass Geräte wie Mobilfunktelefone, Computer oder auch ganze Rechenzentren, energieeffizienter werden. Zum anderen geht es darum, dass durch den Einsatz der Informationstechnologie energiesparende Effekte woanders ausgelöst werden. August-Wilhelm Scheer ist der Präsident des Branchenverbandes Bitkom. Und er sieht besonders im letztgenannten Bereich große Einsparpotenziale.

    "Je mehr Energie die IT-Industrie selbst verbraucht, umso besser ist es eigentlich für die Umwelt. Es gibt da eine Hebelwirkung, die ungefähr beim Faktor fünf liegt. Denn unsere Technik hilft anderen Industrien, Energie und Ressourcen einzusparen. Beispielsweise, indem wir den Einsatz von Verkehrssystemen optimieren, dass also weniger Lastwagen leer auf der Autobahn herumfahren. Oder auch, dass Produkte materiell gar nicht mehr hergestellt werden müssen, sondern es wird mehr im Computer simuliert. Die Autos für einen Crashtest im Computer braucht man nicht produzieren. Auch das spart Ressourcen und Energie."

    Mit dem heutigen Start der "Green IT Allianz" will der Branchenverband eine gemeinsame Plattform von Industrie und auch Politik gründen. Die neue Initiative wird in diesem Minuten gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium und der Bundesbildungs- und -forschungsministerin vorgestellt.

    Es ist natürlich so, dass der Stromverbrauch der Haushalte in Deutschland durch den immer weiter zunehmenden Einsatz von Endgeräten zunimmt. Fast jeder hat ja heutzutage ein Mobiltelefon - Computer, Laptops etc. werden immer wichtiger. Es sei nicht die erste Zusammenarbeit zwischen Bitkom und der Politik, sagt der Präsident des Verbandes.

    "Mit dem Bundesumweltministerium haben wir beispielsweise eine Beratungsstelle installiert, hier wollen wir den Unternehmen zeigen, wie man ein modernes Rechenzentrum baut. Gleichzeitig ist ja die öffentliche Hand auch ein großer Kunde. Ungefähr 18 Milliarden Euro gibt sie pro Jahr für Informationstechnologie aus. Dadurch kann die Politik auch Marktentwicklungen steuern. Wir haben auch gemeinsam Standards entwickelt, die auf die Umweltverträglichkeit der Produkte ausgerichtet sind."

    Die "Green IT Allianz" richtet sich auch vor allem an viele mittelständische Unternehmen. Das Bundesforschungsministerium fördert deshalb auch das Projekt "Cool Silicon" in Dresden, Ziel ist es, bis 2013 Computer zu entwickeln, die das Doppelte leisten sollen, aber nicht mehr Energie verbrauchen als heute üblich. Und langfristig geht es natürlich auch darum, den Verbrauch zu senken. Da habe es auch Fortschritte in den vergangenen Jahren gegeben, sagt August-Wilhelm Scheer.

    "Wir können zeigen, dass zwischen älteren Geräten und neuen Geräten schon ein Faktor von 3:1 besteht. Das heißt, wir haben hier schon eine Herabsenkung auf ein Drittel beim Verbrauch erreicht. Noch wichtiger ist allerdings der Umgang mit den Endgeräten - hier kann man noch ein Sechstel erreichen. Also: Fernseher öfter richtig ausschalten, nicht auf Standby belassen. Ganz einfache Dinge also. Da ist noch Potenzial."

    Nach einer aktuellen Fraunhofer Studie verbrauchen Produktion und Nutzung der Informationstechnologie rund zehn Prozent des Stromes in Deutschland. Die Tendenz ist, wie angedeutet, weiterhin steigend. Daran kann man also schon das Potenzial erkennen, welches in einer "grünen Lösung" in dieser Branche liegen könnte.