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Weniger Lammfleisch

An Ostern hat Lammfleisch zwar Hochsaison, allerdings verläuft der Lammfleischverkauf für die heimischen Bauern bisher eher schleppend. Einerseits ist tiefgefrorene Ware aus dem Ausland zum Teil deutlich billiger. Zum anderen gibt es aber auch Vorbehalte der Verbraucher gegenüber Lammfleisch aus Deutschland, weil hierzulande viele Lämmer unter der Blauzungenkrankheit leiden.

Von Angelika Gördes-Giesen |
    Immer wieder müssen Schäfer in dieser Ostersaison Lämmer mit der Flasche großziehen, weil ihre Mütter schon tot sind. Sie sind Opfer der Blauzungenkrankheit geworden. Metzgermeister Ferdinand Tebbe aus Dreierwalde an der niedersächsischen Grenze hat Glück. Seine Lämmer, die er schlachtet, sind in Schleswig-Holstein am Deich aufgewachsen. Hier ist die Blauzungenkrankheit noch nicht so verbreitet. Aber:

    " Wir haben doch immer welche dabei. Aber bei der Blauzungenkrankheit ist das ja kein direkter Ausfall. Die Tiere magern ab und man muss tatsächlich ab und zu mal welche wegschaffen. Die werden bei uns dann nicht mehr für den Fleischverzehr gebraucht. Die kommen weg. "

    Die Tierseuchenkasse in Nordrhein-Westfalen registrierte bis Ende des vergangenen Jahres über 22.000 tote Schafe. Damit ist NRW eines der am stärksten betroffenen Bundesländer erklärt Christoph Brundiers, Leiter des Veterinäramtes in Steinfurt:

    " Man hört von bis zu 15 Prozent Verlusten in einzelnen Beständen. Das können wir hier punktuell also auch bestätigen, so dass man schon sagen muss, die Verluste gerade bei den Schäfern sind schon beträchtlich gewesen. "

    So ist das frische Lammfleisch-Angebot in manchen Regionen gering. Das ist besonders ärgerlich für Landwirte, denn gerade in der Osterzeit wird in Deutschland das meiste Lammfleisch gekauft. Nach einer Einschätzung der Zentralen Markt- und Preisberichtsstelle, der ZMP, entfallen etwa 10 bis 15 Prozent des jährlichen Konsums in die Osterzeit. Den Appetit auf frisches Lammfleisch sollte man sich aber trotz Blauzungenkrankheit nicht verderben lassen:

    " Die Blauzungenkrankheit ist ja eine Virusinfektion, und dieses Virus ist also nur für Wiederkäuer gefährlich. Selbst wenn ein infiziertes Tier zur Schlachtung kommen sollte, ist das überhaupt keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. "

    Zudem achten die Veterinäre vermehrt auf Krankheitsanzeichen:

    " Es ist ja so, dass alle Tiere, die geschlachtet werden, auch von amtlichen Tierärzten beschaut werden, so dass also gewährleistet ist, dass nur klinisch gesunde Tiere zur Schlachtung gelangen. Und von daher muss sich wirklich hier, was den Konsum von Fleisch von Schafen angeht niemand wegen der Blauzungenkrankheit Sorgen machen. "

    Die Schäfer schauen dennoch nicht optimistisch in die Zukunft: Besonders Lämmer sind empfindlich, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist .Viele Tiere haben die Krankheit überlebt, kämpfen aber noch mit den Folgen, wie zum Beispiel vermindertes Wachstum und Sterilität. So rechnen die Schäfer in der nächsten Saison mit größeren Einbrüchen:

    " Das Kardinalsymptom ist natürlich, dass die Tiere stark speicheln, dass die Zunge angeschwollen ist, dass es also auch Schwellungen gibt am Gesäuge, dass es Lahmheiten gibt, weil eben Entzündungen an den Klauen auftreten. Das sind natürlich Symptome, die es auch bei anderen Krankheiten gibt. Aber diese Tiere, die eben entsprechende Krankheitssymptome zeigen, werden von vornherein bei der Lebendbeschau ausgeschlossen und gelangen von daher auch gar nicht zur Schlachtung. "

    Ein Blauzungentest, spezielle Blutuntersuchungen beim Lamm vor der Schlachtung sind nicht erforderlich, das gilt auch für Importware, die bei der Einfuhr routinemäßig stichprobenartig kontrolliert wird. Der Lämmerhandel ist nicht mehr eingeschränkt, da ganz Deutschland inzwischen ein sogenanntes Beobachtungsgebiet ist und die eingeschränkten Transportverbote innerhalb Deutschlands faktisch ohne Bedeutung sind. Alle hoffen jetzt auf die Impfung, die dieses Jahr für alle Schafe zur Pflicht werden soll. Aber die Lieferung des Impfstoffes verzögert sich. Und das ärgert Landwirte und Metzger wie Ferdinand Tebbe:

    " Im Moment haben wir eine gutes Gefühl, wenn die Impfung kommen sollte. Aber ob es eine Impfung bringt - ich weiß es nicht. "