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Weniger Mobilität durch W-Professur

Seit dem vergangenen Jahr gilt bei der Besoldung der Professoren ein neues System. Nicht mehr C, sondern W, das ist der so genannte Wissenschaftstarif. Der Deutsche Hochschulverband hat nun festgestellt, dass sich das neue System negativ auf die Mobilität der Wissenschaftler auswirkt. Da die alte C-Besoldung besser ist als die neuen W-Tarife, wollen viele Professoren ihre Universität nicht mehr verlassen.

Von Claudia van Laak |
    Sabine Beuermann ist Professorin für Polymerchemie an der Universität Potsdam. W 2- Professorin. Nach dem alten Besoldungssystem käme das einer C 3 -Professur gleich. Der große Unterschied: die 40jährige bekommt nicht automatisch alle 2 Jahre mehr Geld. Die Chemikerin erhält ein Grundgehalt plus Leistungszulagen. Sabine Beuermann begrüßt das neue Besoldungssystem.

    "Ich denke, im Moment stehe ich mich mit der W-Professur genauso wie mit der C-Professur. Der einzige Unterschied ist, dass man bei der W-Professur ein festes Grundgehalt hat, und wenn der finanzielle Rahmen da ist dass diese Leistungszulagen gezahlt werden können auch über einen längeren Zeitraum, dann denke ich, steht man sich mit der W-Besoldung nicht schlechter. "

    Der Deutsche Hochschulverband klagt, das neue Besoldungssystem sei ein Mobilitätshemmnis. C-Professoren seien nicht bereit, auf eine W-Professur zu wechseln, deshalb blieben die Wissenschaftler an ihrer angestammten Hochschule. Die Potsdamer Chemieprofessorin Sabine Beuermann sieht ihre Karriere dadurch nicht gefährdet.

    "Angst davor, dass Hochschullehrer an ihren Sitzen kleben, habe ich nicht. man muss sich eh durchsetzen, mit dem was man macht in der Forschung und in der Lehre, nein, davor sollte man keine Angst haben. "

    Auch der Dekan der Potsdamer mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät Robert Seckler sieht das neue Besoldungssystem grundsätzlich positiv. Von 75 Professoren der Fakultät werden derzeit 6 nach dem neuen System bezahlt. Die vom Hochschulverband festgestellte geringere Mobilität sei auf die Umstellungsphase zurückzuführen, so Seckler.

    "Grundsätzlich sehe ich eigentlich nicht, dass die Umstellung auf eine leistungsbezogene Professorenbesoldung Mobilität verhindern sollte, wenn das ganze unter den richtigen Rahmenbedingungen passiert. "

    Und diese Rahmenbedingungen seien in Potsdam nicht die besten, so Robert Seckler. Der Dekan der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät hat bei Berufungsverhandlungen kaum Spielräume. Das liege zum einen am niedrigen Etat der Universität,

    "Wir sind zusätzlich außer durch den Etat begrenzt, dass wir einen Besoldungsdurchschnitt einhalten müssen, dass uns also vorgeschrieben wird, was ein Brandenburger Durchschnittshochschullehrer verdienen darf, dieser Durchschnitt ist Bundesvergleich besonders niedrig. "

    Die Spielräume für Berufungsverhandlungen werden in Zukunft noch kleiner werden, befürchtet Dekan Seckler. Das Geld, das er für Leistungszulagen zur Verfügung hat, wird aufgezehrt durch die automatischen Gehaltssteigerungen der C-professoren. Deshalb ist Seckler stolz darauf, zwei Professoren in Potsdam gehalten zu haben - sie sind von der C in die W-Besoldung gewechselt.

    "Im Einzelfall wenn eine Hochschule sehr große Anstrengungen unternimmt, einen Professor zu halten, kann er sich durchaus in w gegenüber c verbessern. "

    Bei der Besetzung des Präsidentenamtes haben Universität und Wissenschaftsministerium allerdings eine Ausnahme von der neuen Besoldungsregelung zugelassen. Der neue Präsident bzw. die neue Präsidentin der Universität Potsdam darf die C4-Professur behalten - die Interessenten hätten sonst ihre Bewerbungen zurückgezogen.