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Wenn alte Hasen Brücken bauen

Sie laufen nicht in kurzen Hosen über die Flure der Kölner Universität – auch wenn sie sich Scouts nennen. Vielmehr wollen sie Kontakte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft anbahnen und gemeinsame Projekte anregen. Als Seniorenstudenten kennen sie die Hochschule und aus ihrem langen Berufsleben die Praxis der Wirtschaft. Vor allem mittelständische Unternehmen brauchen den Brückenschlag zur Forschung. Und den wollen die SeniorenScouts nun in einem Pilotprojekt versuchen.

Von Andrea Lueg |
    Angefangen hat alles damit, dass sich Eckhard Krauß an der Uni Köln als Gasthörer in Literaturgeschichte einschrieb. Bis er 65 wurde, saß Krauß in der Führungsetage eines Großkonzerns. Dass Wissen und Erfahrung von Älteren in unserer Gesellschaft brachliegen, stört den Ex-Manager schön länger.

    Und dann las ich eines Tages in der IHK Zeitschrift, dass es ein Projekt Wissenswirtschaft gibt, wo die Universitäten Bonn, Aachen und Köln gemeinsam sich dafür stark machen wollen, dass es zu einem größeren Wissenstransfer, Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft kommen soll, etwas was in anderen Regionen Deutschlands offenbar besser funktioniert als in Nordrhein-Westfalen.

    Tatsächlich hatte sich bei einer Umfrage der Industrie und Handelskammer Köln herausgestellt, dass Unternehmen der Region die Zusammenarbeit mit Hochschulen nicht so gut finden wie Betriebe in anderen Teilen Deutschlands. Um das zu ändern, suchte die IHK nach geeigneten Vermittlern. Für Eckhard Krauß eindeutig ein Job für die alten Hasen, die inzwischen in Pension sind. Von denen hatte er an der Universität eine ganze Reihe entdeckt und fragte die IHK:

    Glauben sie nicht, dass bei diesen 2600 Seniorenstudenten, die an der Uni Köln studieren, welche dabei sind, die diese Tätigkeit ausüben können? Und dann hat man angefangen darüber nachzudenken, gemeinsam mit der Universität und mit der IHK und wir haben dann eine Struktur aufgebaut, wie es denn ginge.

    Auf einem Kongress im vergangenen Oktober machte Krauß das Vorhaben bekannt. 14 Senioren meldeten sich spontan – alles gestandene Manager und Praktiker, Männer und Frauen. Die IHK soll als Kontaktstelle dienen und auch Universitätsrektor Tassilo Küpper sagte seine Unterstützung zu. Die SeniorenScouts sollen vor allem mittelständischen Unternehmen helfen. Zum einen, weil viele von ihnen nicht wissen, dass die Hochschulen durchaus bereit sind, ihnen eine Dientstleistung anzubieten. Zum anderen weil es gerade auf dieser Ebene kulturelle Hürden gibt, meint Eckhard Krauß:

    Als Mittelständler hätte ich ein Problem mich auf einen Professor zuzubewegen, weil ich vor diesem Wissensangebot des Professors machtlos stünde und ich wüsste gar nicht was soll ich jetzt tun und da ist es eigentlich ganz gut, wenn dann Leute kommen die also die Sprache auch die Diktion haben, die Mittelständler haben und denen sagen so wir machen das was haltet ihr davon. Die Brücke muss so geschlagen werden.

    Das sieht auch Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln so.

    Sie müssen sich das so vorstellen, gerade viele Mittelständler haben ja selbst auch gar keine akademische Ausbildung für die ist die Universität ein Buch mit sieben Siegeln. Und da können die Scouts helfen, die sich in den Strukturen der Universität auskennen, die Kontakte knüpfen, sich als Kümmerer dann auch nicht nur für die Kontaktanbahnung sondern auch für die Begleitung der einzelnen Kontakte betätigen sollen und das finde ich ausgesprochen wünschenswert.

    Auch von seiten der Universität gibt es aber Defizite, räumt Tassilo Küpper, Rektor der Kölner Hochschule ein.

    Das hängt natürlich mit der grundsätzlichen Ausrichtung der Universität zusammen, die sehr stark forschungsorientiert ist und weniger ausgeprägt im Dienstleistungsbereich arbeitet und die Fragestellungen aus den Unternehmen, werden sehr konkrete spezifische Fragestellungen sein und dann muss man sehen, ob die sich einbinden lassen in das jeweilige Forschungskonzept eines Lehrstuhls.

    Wie die Arbeit der Seniorenscouts genau aussehen soll, muss sich in der Praxis noch zeigen. Herbert Ferger hat aber ein Beispiel für ein Projekt, wie es über die Scouts hätte zustandekommen können. Ganz zufällig hatte sich nämlich ein Kontakt der IHK zum Fachbereich Marketing der Uni ergeben.

    Und da zeigte sich, dass ein Problem, was uns schon eine ganze Weile umtreibt, nämlich die Frage wie kann man eigentlich Marketing für eine Institution betreiben, die Pflichtmitgliedschaft hat. Also in dem Sinne gar nicht am Markt um ihre Kunden werben muss und das hat dann auf einmal das Interesse der Wissenschaftler auch das Interesse der Studenten gefunden, die haben gesagt, da machen wir ein Projekt draus, wir haben sie dann unsererseits mit Adressmaterial und Ansprechpartnern versorgt, das läuft momentan jetzt grade und ich kann mir vorstellen, dass wir da für unsere ganze praktische Arbeit doch denn einen oder anderen wirklich wichtigen Fingerzeig bekommen.

    Damit das Projekt SeniorenScouts zum Erfolg werden kann, fehlt jetzt nur noch der dritte Partner im Boot.

    Nur müssten wir jetzt endlich auch mal die Wirtschaft mit dabei haben, dass die auch mal kommt und sagt wir wollen das auch tatsächlich wahrnehmen, denn sonst können wir das Projekt gleich wieder einstampfen.

    Kontakt:

    Unternehmen die an einem Kontakt interessiert sind, wenden sich an die IHK Köln, Herrn Friedel Breuer, Technologie- und Innovationsberatung, Tel.: 0221-1640510