Ralf Krauter: Was genau wirft man den Forschern jetzt vor?
Michael Stang: Ganz einfach gesagt, sie haben ihre Hausaufgaben nicht so gut gemacht. Also eine Forschergruppe aus Kalifornien hat sich jetzt einfach mal die Daten angeguckt und gesagt, da sind ein paar statistische Unsauberkeiten drin und die machen die Interpretation, das man gesagt hat, dass der Tyrannosaurus Rex den Hühnern sehr nahe steht, nicht so einfach oder zumindest nicht so eindeutig. Zum einen haben sie gesagt, es gibt immer statistische Unsauberkeiten, so genannte Falschpositive, die sind nicht explizit herausgerechnet worden. Das ist schon mal ein Fehler. Dann, weiß man überhaupt, wie sauber die Daten sind, also die Sequenzen an sich, die man da gefunden hat, diese Peptidstrukturen. Denn es gibt auch die Möglichkeit im Laufe der Jahrmillionen, die der Oberschenkelknochen des Tyrannosaurus Rex im Boden gelagert hat, gab es einige Umwandlungen. Ob das noch die Original-Aminosäuren sind, die man jetzt gefunden hat, weiß man einfach nicht. Das heißt, die Interpretation, die man jetzt hat, das ist winziges Fragment aus einem riesigen Puzzlestück, und aus diesem kleinen auf das Ganze zu schließen und einfach zu sagen, Tyrannosaurus Rex steht ganz nah beim Huhn, das ist wirklich nicht so einfach. Und das prangern sie einfach an.
Krauter: Das heißt, die Kritik lautet, die Autoren haben sich vielleicht ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt mit ihrer Behauptung, der T. Rex sei der Vorfahr der heutigen Hühnchen. Es könnte aber schon sein, dass die Autoren trotzdem Recht haben, es ist aber unwahrscheinlicher geworden?
Stang: Ja, ausschließen kann man es natürlich nicht, weil man nicht das gesamte Bild zur Verfügung hat, wo man sagen kann, definitiv ja oder nein. Sie wehren sich auch sehr vehement, es gab eine direkte Reaktion in dem gleichen Blatt, in der heutigen Ausgabe von Science, wo sie sagen, wir haben ja nicht einfach nur diese kleinen Sequenzen hingestellt, sondern sie haben zum Beispiel auch direkt im vergangenen Jahr noch Antikörpertests gemacht, die extra auf Hühnerproteine reagieren, und haben gesagt, da haben wir in fünf von sechs Fällen Treffer gehabt. Also so unwahrscheinlich ist das nicht. Sie sagen auch, die Durchsichtigkeit der Daten ist doch da, wir haben fast alle Daten ordentlich vorgelegt und jeder kann die nachprüfen. Außerdem der eine große Kritikpunkt Anfang des Jahres war, dass die Daten so minimal sind - es ist ein Millionstel Gramm an Bruchstücken, die noch vorhanden sind, dass man die nachvollziehen kann. Eine andere Gruppe hatte das versucht und sagte, wir finden überhaupt nichts. Der Vorwurf wird jetzt damit entkräftet, dass sie einfach sagen, das war ein suboptimaler Algorithmus, mit dem das hochgerechnet wurde - also da stimmen die Methoden innerhalb der verschiedenen Forschergruppen scheinbar nicht oder sind nicht deckungsgleich.
Krauter: Ist denn damit zu rechnen, dass es Methoden, Experimente geben könnte, die Klarheit schaffen, wer denn nun recht hat?
Stang: Im Prinzip ist das die alte Sache bei den Fossilien, dass die Forscher immer sagen, wir brauchen mehr und bessere Fossilien. Also es wäre schon mal eine gute Sache, wenn man weitere T. Rex-Knochen hätte, in denen man diese Strukturen finden kann und es mehr ist als nur ein paar Millionstel Gramm von diesem Kollagen, dass man einfach von verschiedenen Tieren mehr Sachen hat und dann auch diese verschiedenen Algorithmen drüberlaufen lassen kann. Auch, was ganz normale Sachen sind, in einem anderen Labor, das von einer unabhängigen Forschergruppe abgleichen lassen kann. Und auch diese Algorithmen: die versuchen, aus den verschiedenen Fragmenten die Stücke zusammenzusetzen. Da sind unglaublich viele potenzielle Fehlerquellen drin. Das sind einfach die Sachen, die zukünftig eine Rolle spielen könnten.
Krauter: Was dem Laien auffällt, ist ja die Form der Kritik. Es ist sehr polemisch, was da heute in Science steht. Da wird zugespitzt, da werden die statistischen Unsauberkeiten fast schon der Lächerlichkeit preisgegeben. Ist das der normale Umgangston in der Zunft?
Stang: Die rechtfertigen sich einfach damit und sagen, ungewöhnliche Ergebnisse erfordern ungewöhnliche Methoden. Und wenn jemand so eine große Theorie auf den Markt wirft, muss er auch damit rechnen, dass er scharf attackiert wird und dass einfach mal nachgeguckt wird, kann man denn so etwas tatsächlich behaupten. Und sie sagen einfach, bringt uns bessere Daten, wir wollen vollständige Datensätze haben, die können wir nachprüfen. Wenn das so stimmt, dann wissen wir wirklich, wie nahe T. Rex mit dem heutigen Huhn verwandt ist.
Michael Stang: Ganz einfach gesagt, sie haben ihre Hausaufgaben nicht so gut gemacht. Also eine Forschergruppe aus Kalifornien hat sich jetzt einfach mal die Daten angeguckt und gesagt, da sind ein paar statistische Unsauberkeiten drin und die machen die Interpretation, das man gesagt hat, dass der Tyrannosaurus Rex den Hühnern sehr nahe steht, nicht so einfach oder zumindest nicht so eindeutig. Zum einen haben sie gesagt, es gibt immer statistische Unsauberkeiten, so genannte Falschpositive, die sind nicht explizit herausgerechnet worden. Das ist schon mal ein Fehler. Dann, weiß man überhaupt, wie sauber die Daten sind, also die Sequenzen an sich, die man da gefunden hat, diese Peptidstrukturen. Denn es gibt auch die Möglichkeit im Laufe der Jahrmillionen, die der Oberschenkelknochen des Tyrannosaurus Rex im Boden gelagert hat, gab es einige Umwandlungen. Ob das noch die Original-Aminosäuren sind, die man jetzt gefunden hat, weiß man einfach nicht. Das heißt, die Interpretation, die man jetzt hat, das ist winziges Fragment aus einem riesigen Puzzlestück, und aus diesem kleinen auf das Ganze zu schließen und einfach zu sagen, Tyrannosaurus Rex steht ganz nah beim Huhn, das ist wirklich nicht so einfach. Und das prangern sie einfach an.
Krauter: Das heißt, die Kritik lautet, die Autoren haben sich vielleicht ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt mit ihrer Behauptung, der T. Rex sei der Vorfahr der heutigen Hühnchen. Es könnte aber schon sein, dass die Autoren trotzdem Recht haben, es ist aber unwahrscheinlicher geworden?
Stang: Ja, ausschließen kann man es natürlich nicht, weil man nicht das gesamte Bild zur Verfügung hat, wo man sagen kann, definitiv ja oder nein. Sie wehren sich auch sehr vehement, es gab eine direkte Reaktion in dem gleichen Blatt, in der heutigen Ausgabe von Science, wo sie sagen, wir haben ja nicht einfach nur diese kleinen Sequenzen hingestellt, sondern sie haben zum Beispiel auch direkt im vergangenen Jahr noch Antikörpertests gemacht, die extra auf Hühnerproteine reagieren, und haben gesagt, da haben wir in fünf von sechs Fällen Treffer gehabt. Also so unwahrscheinlich ist das nicht. Sie sagen auch, die Durchsichtigkeit der Daten ist doch da, wir haben fast alle Daten ordentlich vorgelegt und jeder kann die nachprüfen. Außerdem der eine große Kritikpunkt Anfang des Jahres war, dass die Daten so minimal sind - es ist ein Millionstel Gramm an Bruchstücken, die noch vorhanden sind, dass man die nachvollziehen kann. Eine andere Gruppe hatte das versucht und sagte, wir finden überhaupt nichts. Der Vorwurf wird jetzt damit entkräftet, dass sie einfach sagen, das war ein suboptimaler Algorithmus, mit dem das hochgerechnet wurde - also da stimmen die Methoden innerhalb der verschiedenen Forschergruppen scheinbar nicht oder sind nicht deckungsgleich.
Krauter: Ist denn damit zu rechnen, dass es Methoden, Experimente geben könnte, die Klarheit schaffen, wer denn nun recht hat?
Stang: Im Prinzip ist das die alte Sache bei den Fossilien, dass die Forscher immer sagen, wir brauchen mehr und bessere Fossilien. Also es wäre schon mal eine gute Sache, wenn man weitere T. Rex-Knochen hätte, in denen man diese Strukturen finden kann und es mehr ist als nur ein paar Millionstel Gramm von diesem Kollagen, dass man einfach von verschiedenen Tieren mehr Sachen hat und dann auch diese verschiedenen Algorithmen drüberlaufen lassen kann. Auch, was ganz normale Sachen sind, in einem anderen Labor, das von einer unabhängigen Forschergruppe abgleichen lassen kann. Und auch diese Algorithmen: die versuchen, aus den verschiedenen Fragmenten die Stücke zusammenzusetzen. Da sind unglaublich viele potenzielle Fehlerquellen drin. Das sind einfach die Sachen, die zukünftig eine Rolle spielen könnten.
Krauter: Was dem Laien auffällt, ist ja die Form der Kritik. Es ist sehr polemisch, was da heute in Science steht. Da wird zugespitzt, da werden die statistischen Unsauberkeiten fast schon der Lächerlichkeit preisgegeben. Ist das der normale Umgangston in der Zunft?
Stang: Die rechtfertigen sich einfach damit und sagen, ungewöhnliche Ergebnisse erfordern ungewöhnliche Methoden. Und wenn jemand so eine große Theorie auf den Markt wirft, muss er auch damit rechnen, dass er scharf attackiert wird und dass einfach mal nachgeguckt wird, kann man denn so etwas tatsächlich behaupten. Und sie sagen einfach, bringt uns bessere Daten, wir wollen vollständige Datensätze haben, die können wir nachprüfen. Wenn das so stimmt, dann wissen wir wirklich, wie nahe T. Rex mit dem heutigen Huhn verwandt ist.