Die "Stern"-Journalistin Christina Elmer sitzt in ihrem Hamburger Büro und zeigt auf eine Tabelle. Eng beschrieben und unübersichtlich.
"Hier hab ich zum Beispiel einen Datensatz aus der Kriminalstatistik. Und zwar haben wir hier für alle kreisfreien Städte in Deutschland diverse Kennzahlen aus der Kriminalstatistik. Da geht's um Einbruchdiebstahl, Straßenkriminalität usw. Und das alles in Form von einer Exceltabelle. Ziemlich groß, dadurch, dass es 400 Kreise und kreisfreie Städte, und man sieht ja vor allem auch in so einer Tabelle gar nicht, ob es irgendwelche Muster gibt."
Deswegen trägt die Datenjournalistin die Daten mithilfe des Computerprogramms Quantum Gis auf eine Landkarte an einem zweiten Bildschirm auf. Zwei-drei Klicks, und die Kreise färben sich in unterschiedliche Rot- und Grüntöne.
"Und das ist einfach sehr sehr spannend. In diesem Fall sieht man, dass es bei der Straßenkriminalität in Bayern relativ wenig passiert, auch im Saarland ist nicht so viel, währen d in Nordrhein-Westfalen relativ viel los ist."
Der Datenjournalismus dreht die Arbeitsweise von Journalisten um: Daten werden nicht mehr zur Unterfütterung einer These herangezogen - sondern aus dem Datensatz entsteht die Fragestellung. Und dann die eigentliche journalistische Arbeit. In diesem Fall:
"Wo man Experten fragen muss, auch noch mal in eine Stadt reist, um sich das vor Ort anzuschauen, und Betroffene zurate zieht usw. Also den Fehler sollte man nicht machen zu denken, dass es an der Stelle schon zu Ende ist. Man muss jetzt einfach noch ganz viel normales journalistisches Handwerk anwenden, um aus diesem Datensatz eine Story zu machen."
Technisches Verständnis, ein Faible für Zahlen und Statistiken braucht man als Datenjournalist. Christina Elmer hat Wissenschaftsjournalismus mit dem Nebenfach Biologie studiert. Beim Magazin "Stern" unterstützt die 28-Jährige das Team für investigative Recherche. Und wertet Daten für sämtliche Ressorts aus. Seitdem der "Guardian" und andere Zeitungen die Wikileaksdaten veröffentlicht haben, ist ihr Berufsbild bekannter geworden - wird aber auch kritischer betrachtet.
"Also es geht ja beim Datenjournalismus gar nicht darum, persönliche Daten von Menschen auszuwerten, dass dann jeder sozusagen gläsern im Internet ist. Das wird oft so ein bisschen miteinander vermischt. Es geht vor allem um statistische und oft anonymisierte Daten, um Auswertung von bereits öffentlichen Daten. Und da sieht man schon, dass da auch die Befürchtungen zugenommen haben. Aber verändert hat es sich auch zum Positiven. Immer mehr Behörden gehen mit dem Thema Open Data besser um. Haben zum Teil eigene Plattformen ins Internet gestellt, in Berlin gibt es zum Beispiel eine. Und das sind Schritte, die in die richtige Richtung gehen."
Thomas Birkner:
"Eine Antwort kann dieser Datenjournalismus sein."
Sagt der Kommunikationswissenschaftler und Medienhistoriker Thomas Birkner von der Universität Münster,
"Wenn er mit den großen Datenmengen verantwortungsvoll umgeht, sie spannend präsentieren kann. Dann ist diese Form von Datenjournalismus sicherlich eine genuin journalistische Antwort auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts im Netz, wo wir von einer Datenflut überrollt werden, und wir unbedingt kompetente Leute brauchen, die das sortieren, erklären, einordnen für die Gesellschaft."
Diese Erklärungskompetenz dürften sich die Journalisten aber auf keinen Fall aus der Hand nehmen lassen. Zeit- und Geldnot könnten dazu führen,
"Dass wir es irgendwann tatsächlich Datenauswertungsprogrammen überlassen, die Auswertung von Daten komplett zu übernehmen. Und das wir dann nur noch irgendwelche Algorithmen über Daten laufen lassen, und am Ende spuckt ein Computer irgendwelche Resultate aus und sagt: So, haben wir jetzt diesen Griechenland-Rettungsschirm zu deuten. Das wäre eine Sorge."
Denn wenn die Daten nicht nur einfach in Infografiken präsentiert werden, sondern darüber hinaus genutzt werden sollen, um daraus Geschichten zu entwickeln und weiter zu recherchieren - dann braucht ein Datenjournalist mehr Zeit als ein klassischer Journalist. Ob der Trend anhält, entscheidet sich dementsprechend vor allem daran, ob die Medienunternehmen sich das leisten können und wollen.
"Hier hab ich zum Beispiel einen Datensatz aus der Kriminalstatistik. Und zwar haben wir hier für alle kreisfreien Städte in Deutschland diverse Kennzahlen aus der Kriminalstatistik. Da geht's um Einbruchdiebstahl, Straßenkriminalität usw. Und das alles in Form von einer Exceltabelle. Ziemlich groß, dadurch, dass es 400 Kreise und kreisfreie Städte, und man sieht ja vor allem auch in so einer Tabelle gar nicht, ob es irgendwelche Muster gibt."
Deswegen trägt die Datenjournalistin die Daten mithilfe des Computerprogramms Quantum Gis auf eine Landkarte an einem zweiten Bildschirm auf. Zwei-drei Klicks, und die Kreise färben sich in unterschiedliche Rot- und Grüntöne.
"Und das ist einfach sehr sehr spannend. In diesem Fall sieht man, dass es bei der Straßenkriminalität in Bayern relativ wenig passiert, auch im Saarland ist nicht so viel, währen d in Nordrhein-Westfalen relativ viel los ist."
Der Datenjournalismus dreht die Arbeitsweise von Journalisten um: Daten werden nicht mehr zur Unterfütterung einer These herangezogen - sondern aus dem Datensatz entsteht die Fragestellung. Und dann die eigentliche journalistische Arbeit. In diesem Fall:
"Wo man Experten fragen muss, auch noch mal in eine Stadt reist, um sich das vor Ort anzuschauen, und Betroffene zurate zieht usw. Also den Fehler sollte man nicht machen zu denken, dass es an der Stelle schon zu Ende ist. Man muss jetzt einfach noch ganz viel normales journalistisches Handwerk anwenden, um aus diesem Datensatz eine Story zu machen."
Technisches Verständnis, ein Faible für Zahlen und Statistiken braucht man als Datenjournalist. Christina Elmer hat Wissenschaftsjournalismus mit dem Nebenfach Biologie studiert. Beim Magazin "Stern" unterstützt die 28-Jährige das Team für investigative Recherche. Und wertet Daten für sämtliche Ressorts aus. Seitdem der "Guardian" und andere Zeitungen die Wikileaksdaten veröffentlicht haben, ist ihr Berufsbild bekannter geworden - wird aber auch kritischer betrachtet.
"Also es geht ja beim Datenjournalismus gar nicht darum, persönliche Daten von Menschen auszuwerten, dass dann jeder sozusagen gläsern im Internet ist. Das wird oft so ein bisschen miteinander vermischt. Es geht vor allem um statistische und oft anonymisierte Daten, um Auswertung von bereits öffentlichen Daten. Und da sieht man schon, dass da auch die Befürchtungen zugenommen haben. Aber verändert hat es sich auch zum Positiven. Immer mehr Behörden gehen mit dem Thema Open Data besser um. Haben zum Teil eigene Plattformen ins Internet gestellt, in Berlin gibt es zum Beispiel eine. Und das sind Schritte, die in die richtige Richtung gehen."
Thomas Birkner:
"Eine Antwort kann dieser Datenjournalismus sein."
Sagt der Kommunikationswissenschaftler und Medienhistoriker Thomas Birkner von der Universität Münster,
"Wenn er mit den großen Datenmengen verantwortungsvoll umgeht, sie spannend präsentieren kann. Dann ist diese Form von Datenjournalismus sicherlich eine genuin journalistische Antwort auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts im Netz, wo wir von einer Datenflut überrollt werden, und wir unbedingt kompetente Leute brauchen, die das sortieren, erklären, einordnen für die Gesellschaft."
Diese Erklärungskompetenz dürften sich die Journalisten aber auf keinen Fall aus der Hand nehmen lassen. Zeit- und Geldnot könnten dazu führen,
"Dass wir es irgendwann tatsächlich Datenauswertungsprogrammen überlassen, die Auswertung von Daten komplett zu übernehmen. Und das wir dann nur noch irgendwelche Algorithmen über Daten laufen lassen, und am Ende spuckt ein Computer irgendwelche Resultate aus und sagt: So, haben wir jetzt diesen Griechenland-Rettungsschirm zu deuten. Das wäre eine Sorge."
Denn wenn die Daten nicht nur einfach in Infografiken präsentiert werden, sondern darüber hinaus genutzt werden sollen, um daraus Geschichten zu entwickeln und weiter zu recherchieren - dann braucht ein Datenjournalist mehr Zeit als ein klassischer Journalist. Ob der Trend anhält, entscheidet sich dementsprechend vor allem daran, ob die Medienunternehmen sich das leisten können und wollen.