Frithjof sitzt auf einem Stuhl in der dritten Etage des Bürgeramtes im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Er ist 24 Jahre alt und macht gerade sein Fachabitur nach.
"Ich bin heute hier, um noch mal zu schauen, wie mein Antrag auf Schüler-BAföG, wo der steht. Und das läuft auch schon seit August 2012. Jetzt haben wir Januar 2013. Das sind dann halt schon mal gut vier Monate."
Noch ist nichts auf Frithjofs Konto eingegangen. Er will Druck machen in der Sprechstunde des BAföG-Amtes. "Sonst passiert nichts", sagt er. Seit Monaten muss er über andere Wege Essen und Miete zu finanzieren.
"Hätte ich jetzt keine Eltern, die mir irgendwie was abdrücken könnten, dann wäre es mir wie einem Klassenkollegen ergangen, der jetzt überhaupt gar keine Förderung hat. Null Förderung. Dem sein komplettes erstes Halbjahr ist komplett verunstaltet, weil er jede Woche mindestens zweimal hierher fahren musste, um überhaupt etwas zu bekommen. Ich hab ihm sogar Geld geliehen. Zuviel Stress um die Ohren, dass er sich da noch vernünftig auf die Schule konzentrieren kann, wenn er nicht mal was zu essen hat."
Wie Frithjof und seinem Klassenkameraden geht es Tausenden Schülern und Azubis in Berlin. Monate warten sie auf ihre Ausbildungsförderung. Härtefälle erhalten zwar einen Vorschuss von bis zu 360 Euro. Aber nur vier Monate lang.
Zuständig für die Schüler-BAföG-Anträge von sieben Berliner Bezirken ist Charlottenburg-Wilmersdorf. Knapp 15.000 Anfragen hatte das dortige BAföG-Amt im vergangenen Jahr. Deutlich zu viel - Es türmte sich ein Berg aus 5000 offenen Anträgen auf. Dann kam die Notbremse. Der zuständige Bezirksstadtrat setzte Sprechstunde und Telefonberatung aus.
"Die Arbeitsbelastung und die hohe Rate an kranken Mitarbeitern hat mich dazu veranlasst, das Amt zu zumachen, im Sinne von: Wir schaffen Arbeitsruhe, um möglichst viele Anträge abzuarbeiten."
Carsten Engelmann hat das BAföG-Amt – nun – zehn Wochen später - wieder geöffnet. Aber 2.000 unbearbeitete Anträge liegen dort immer noch. Der Bezirksstadtrat von Charlottenburg-Wilmsdorf ist politisch verantwortlich für die lange Bearbeitungsdauer. Aber er verweist auf seine 19,5 Planstellen im BAföG-Amt. Die würden schon lange nicht mehr ausreichen - nicht erst seit den doppelten Abiturjahrgängen im vergangenen Jahr.
"Ich würde sagen, das ist noch mal eine hundertprozentige Steigerung gewesen zum Vorjahr. Allerdings kranken wir schon seit 2008, beziehungsweise 2010 aufgrund zweier gesetzlicher Novellierungen. Beispielsweise konnten wir in der Vergangenheit immer noch auf die elterliche Wohnung verweisen. Das können wir jetzt nicht mehr. Dadurch hat sich der Anspruchstellerkreis deutlich vergrößert."
Die Zahl der Sachbearbeiter hat sich über die Jahre nicht verändert. Und so fordert Bezirksstadtrat Engelmann von der höheren politischen Ebene - dem Berliner Senat - mehr Personal:
"Ich spreche hier von vier bis acht Vollzeitäquivalenten, wie man das so schön nennt, die uns aufgrund der Antragslage dringend fehlen."
Bewilligen könnte die Finanzsenator Ulrich Nußbaum. Aber er muss im hochverschuldeten Berlin Stellen abbauen und nicht schaffen, und so heißt es nur von einem seiner Sprecher: "Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf muss die Probleme mit den BAföG-Anträgen in eigener Prioritätensetzung regeln." Es gibt also kein Geld für neue Planstellen.
Immerhin kurzfristige Hilfe kündigte die Berliner Bildungssenatorin an. Sandra Scheeres versprach im Dezember finanzielle Mittel, damit ehemalige Mitarbeiter, die jetzt im Ruhestand sind, für ein paar Monate reaktiviert werden können. Aber niemand wollte zurück ins BAföG-Amt.
"Vielleicht ist der Job nicht attraktiv genug, die Bezahlung zu schlecht. Das kann ich nicht beantworten."
Die missliche Lage im BAföG-Amt Charlottenburg-Wilmersdorf ist kein Einzelfall. Auch das Studentenwerk ist überlastet. Auch hier wurden im vergangenen Jahr Sprechstunden reduziert, Überstunden geleistet und an Wochenenden gearbeitet. Und trotzdem gibt es immer noch 3900 offene BAföG-Anträge von Studenten. Leidtragende sind die Mitarbeiter der BAföG-Ämter und die Schüler, Azubis und Studenten, die auf ihren gesetzlicher Anspruch auf Ausbildungsförderung wohl weiterhin Monate warten müssen.
"Ich bin heute hier, um noch mal zu schauen, wie mein Antrag auf Schüler-BAföG, wo der steht. Und das läuft auch schon seit August 2012. Jetzt haben wir Januar 2013. Das sind dann halt schon mal gut vier Monate."
Noch ist nichts auf Frithjofs Konto eingegangen. Er will Druck machen in der Sprechstunde des BAföG-Amtes. "Sonst passiert nichts", sagt er. Seit Monaten muss er über andere Wege Essen und Miete zu finanzieren.
"Hätte ich jetzt keine Eltern, die mir irgendwie was abdrücken könnten, dann wäre es mir wie einem Klassenkollegen ergangen, der jetzt überhaupt gar keine Förderung hat. Null Förderung. Dem sein komplettes erstes Halbjahr ist komplett verunstaltet, weil er jede Woche mindestens zweimal hierher fahren musste, um überhaupt etwas zu bekommen. Ich hab ihm sogar Geld geliehen. Zuviel Stress um die Ohren, dass er sich da noch vernünftig auf die Schule konzentrieren kann, wenn er nicht mal was zu essen hat."
Wie Frithjof und seinem Klassenkameraden geht es Tausenden Schülern und Azubis in Berlin. Monate warten sie auf ihre Ausbildungsförderung. Härtefälle erhalten zwar einen Vorschuss von bis zu 360 Euro. Aber nur vier Monate lang.
Zuständig für die Schüler-BAföG-Anträge von sieben Berliner Bezirken ist Charlottenburg-Wilmersdorf. Knapp 15.000 Anfragen hatte das dortige BAföG-Amt im vergangenen Jahr. Deutlich zu viel - Es türmte sich ein Berg aus 5000 offenen Anträgen auf. Dann kam die Notbremse. Der zuständige Bezirksstadtrat setzte Sprechstunde und Telefonberatung aus.
"Die Arbeitsbelastung und die hohe Rate an kranken Mitarbeitern hat mich dazu veranlasst, das Amt zu zumachen, im Sinne von: Wir schaffen Arbeitsruhe, um möglichst viele Anträge abzuarbeiten."
Carsten Engelmann hat das BAföG-Amt – nun – zehn Wochen später - wieder geöffnet. Aber 2.000 unbearbeitete Anträge liegen dort immer noch. Der Bezirksstadtrat von Charlottenburg-Wilmsdorf ist politisch verantwortlich für die lange Bearbeitungsdauer. Aber er verweist auf seine 19,5 Planstellen im BAföG-Amt. Die würden schon lange nicht mehr ausreichen - nicht erst seit den doppelten Abiturjahrgängen im vergangenen Jahr.
"Ich würde sagen, das ist noch mal eine hundertprozentige Steigerung gewesen zum Vorjahr. Allerdings kranken wir schon seit 2008, beziehungsweise 2010 aufgrund zweier gesetzlicher Novellierungen. Beispielsweise konnten wir in der Vergangenheit immer noch auf die elterliche Wohnung verweisen. Das können wir jetzt nicht mehr. Dadurch hat sich der Anspruchstellerkreis deutlich vergrößert."
Die Zahl der Sachbearbeiter hat sich über die Jahre nicht verändert. Und so fordert Bezirksstadtrat Engelmann von der höheren politischen Ebene - dem Berliner Senat - mehr Personal:
"Ich spreche hier von vier bis acht Vollzeitäquivalenten, wie man das so schön nennt, die uns aufgrund der Antragslage dringend fehlen."
Bewilligen könnte die Finanzsenator Ulrich Nußbaum. Aber er muss im hochverschuldeten Berlin Stellen abbauen und nicht schaffen, und so heißt es nur von einem seiner Sprecher: "Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf muss die Probleme mit den BAföG-Anträgen in eigener Prioritätensetzung regeln." Es gibt also kein Geld für neue Planstellen.
Immerhin kurzfristige Hilfe kündigte die Berliner Bildungssenatorin an. Sandra Scheeres versprach im Dezember finanzielle Mittel, damit ehemalige Mitarbeiter, die jetzt im Ruhestand sind, für ein paar Monate reaktiviert werden können. Aber niemand wollte zurück ins BAföG-Amt.
"Vielleicht ist der Job nicht attraktiv genug, die Bezahlung zu schlecht. Das kann ich nicht beantworten."
Die missliche Lage im BAföG-Amt Charlottenburg-Wilmersdorf ist kein Einzelfall. Auch das Studentenwerk ist überlastet. Auch hier wurden im vergangenen Jahr Sprechstunden reduziert, Überstunden geleistet und an Wochenenden gearbeitet. Und trotzdem gibt es immer noch 3900 offene BAföG-Anträge von Studenten. Leidtragende sind die Mitarbeiter der BAföG-Ämter und die Schüler, Azubis und Studenten, die auf ihren gesetzlicher Anspruch auf Ausbildungsförderung wohl weiterhin Monate warten müssen.