Ein Hammerschlag oder der Knall eines Autoauspuffs kann für Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung zur Hölle werden. Sie erinnern sich automatisch an den Knall einer Bombe oder eines Autounfalls aus einer früheren traumatischen Erfahrung. Dann schießen ihnen Bilderfetzen dieses schrecklichen Erlebnisses wieder ins Gehirn: schreiende Menschen, zertrümmerter Leiber, Ströme von Blut. Die Wissenschaftler sprechen von einem traumatischen "Furchtgedächtnis" oder einer "Furchtstruktur", die sich ins Gehirn der Betroffenen eingegraben hat. Bis heute gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, wie man am besten mit solchen Patienten umgeht. Professor Frank Neuner von der Abteilung für klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität Bielefeld:
"Es gibt eine Traditionsrichtung, die auch in Deutschland sehr stark ist, die sehr viel Wert darauf legt, dass Patienten zunächst in der Therapie - zunächst oder überhaupt - nur eine Stabilität in ihrem Leben erfahren müssen. Das bedeutet, die müssen Techniken an die Hand bekommen, nicht so viel an das traumatische Ereignis zu denken. Sie bekommen Übungen angeleitet, das traumatische Ereignis im Gedächtnis irgendwo in der Vorstellung in einen Tresor einzuschließen und auf die Seite zu stellen, sich einen sicheren Ort vorzustellen. Die andere Richtung ist - auch eine Richtung, die wir eher verfolgen - dass wir sagen, dass eigentlich der wesentliche Wirkfaktor in der Therapie von Traumatisierungen ist, sich dem zu stellen, vor dem man am meisten Angst hat."
Frank Neuner argumentiert: Wenn man sich zu stark von der traumatisierenden Erinnerung abschottet, könnte sie sich ungestört noch stärker ins Unbewusste eingraben. Um diese Hypothese zu überprüfen, versucht seine Forschergruppe das traumatische Furchtgedächtnis genauer zu verstehen. In einer aktuellen Studie legte das Team Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung und gesunde Vergleichspersonen in die Röhre eines Magnetresonanztomografen. Dort sahen sie Bilder bedrohlicher Situationen, etwa von Überfällen oder Unfällen.
Der Magnetresonanztomograf registrierte dabei Veränderungen in ihrem Gehirn. Besonders interessierte die Forscher, wie lang eine bestimmte Hirnregion aktiv wurde, die Sehreize verarbeitet - der sogenannte Okzipitalcortex. Je länger und aufmerksamer man sich etwas anschaut, desto länger ist auch dieses Hirnareal aktiv.
"Und wir merken einfach: dieser Reiz, der wird nicht lange beobachtet, 200, 300 Millisekunden, dann schaltet der Okzipitalcortex ab bei den traumatisierten Patienten, während wir noch eine sehr stark anhaltende Reaktion bei den Gesunden haben. Die gucken sich diesen Reiz noch deutlich länger an."
Das traumatisierte Gedächtnis schaltet also ein Hirnareal für Wahrnehmung blitzartig ab und ersetzt seine Inhalte durch schreckliche Erinnerungen. Frank Neuner führt sich dadurch in seinem Ansatz bestätigt, dass Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung lernen müssen, sich ihrer Erfahrung zu stellen und bewusst mit ihren bedrohlichen Erinnerungen umzugehen. Denn das Ergebnis seiner Studie besagt ja, dass der innere Mechanismus des Furchtgedächtnisses darin besteht, genaue Wahrnehmung zu verhindern und sie durch unbewusste Gedächtnisinhalte zu ersetzen.
"Es passt zu dieser Idee der Furchtstruktur letztendlich, bedeutet aber auch, dass wir uns jetzt näher Gedanken machen müssen, wie auch der ganze Zeitverlauf dieser Geschichte aussieht, das heißt dass wir jetzt schon durch diese Untersuchung gesehen haben, dass diese Idee der Furchtstruktur eine Vereinfachung ist. Es ist nicht nur einfach eine Aktivierung der Furchtstruktur, sondern innerhalb der Furchtstruktur, der Elemente, gibt es unterschiedliche Aspekte, die in unterschiedlichem Zeitverlauf ablaufen."
Die weitere Analyse der inneren Prozesse der Furchtstruktur im Gehirn könnte also in Zukunft dabei helfen, die therapeutischen Angebote für Traumapatienten zu verfeinern.
"Es gibt eine Traditionsrichtung, die auch in Deutschland sehr stark ist, die sehr viel Wert darauf legt, dass Patienten zunächst in der Therapie - zunächst oder überhaupt - nur eine Stabilität in ihrem Leben erfahren müssen. Das bedeutet, die müssen Techniken an die Hand bekommen, nicht so viel an das traumatische Ereignis zu denken. Sie bekommen Übungen angeleitet, das traumatische Ereignis im Gedächtnis irgendwo in der Vorstellung in einen Tresor einzuschließen und auf die Seite zu stellen, sich einen sicheren Ort vorzustellen. Die andere Richtung ist - auch eine Richtung, die wir eher verfolgen - dass wir sagen, dass eigentlich der wesentliche Wirkfaktor in der Therapie von Traumatisierungen ist, sich dem zu stellen, vor dem man am meisten Angst hat."
Frank Neuner argumentiert: Wenn man sich zu stark von der traumatisierenden Erinnerung abschottet, könnte sie sich ungestört noch stärker ins Unbewusste eingraben. Um diese Hypothese zu überprüfen, versucht seine Forschergruppe das traumatische Furchtgedächtnis genauer zu verstehen. In einer aktuellen Studie legte das Team Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung und gesunde Vergleichspersonen in die Röhre eines Magnetresonanztomografen. Dort sahen sie Bilder bedrohlicher Situationen, etwa von Überfällen oder Unfällen.
Der Magnetresonanztomograf registrierte dabei Veränderungen in ihrem Gehirn. Besonders interessierte die Forscher, wie lang eine bestimmte Hirnregion aktiv wurde, die Sehreize verarbeitet - der sogenannte Okzipitalcortex. Je länger und aufmerksamer man sich etwas anschaut, desto länger ist auch dieses Hirnareal aktiv.
"Und wir merken einfach: dieser Reiz, der wird nicht lange beobachtet, 200, 300 Millisekunden, dann schaltet der Okzipitalcortex ab bei den traumatisierten Patienten, während wir noch eine sehr stark anhaltende Reaktion bei den Gesunden haben. Die gucken sich diesen Reiz noch deutlich länger an."
Das traumatisierte Gedächtnis schaltet also ein Hirnareal für Wahrnehmung blitzartig ab und ersetzt seine Inhalte durch schreckliche Erinnerungen. Frank Neuner führt sich dadurch in seinem Ansatz bestätigt, dass Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung lernen müssen, sich ihrer Erfahrung zu stellen und bewusst mit ihren bedrohlichen Erinnerungen umzugehen. Denn das Ergebnis seiner Studie besagt ja, dass der innere Mechanismus des Furchtgedächtnisses darin besteht, genaue Wahrnehmung zu verhindern und sie durch unbewusste Gedächtnisinhalte zu ersetzen.
"Es passt zu dieser Idee der Furchtstruktur letztendlich, bedeutet aber auch, dass wir uns jetzt näher Gedanken machen müssen, wie auch der ganze Zeitverlauf dieser Geschichte aussieht, das heißt dass wir jetzt schon durch diese Untersuchung gesehen haben, dass diese Idee der Furchtstruktur eine Vereinfachung ist. Es ist nicht nur einfach eine Aktivierung der Furchtstruktur, sondern innerhalb der Furchtstruktur, der Elemente, gibt es unterschiedliche Aspekte, die in unterschiedlichem Zeitverlauf ablaufen."
Die weitere Analyse der inneren Prozesse der Furchtstruktur im Gehirn könnte also in Zukunft dabei helfen, die therapeutischen Angebote für Traumapatienten zu verfeinern.