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Wenn der Bauer krank wird

Wenn der Bauer sich verletzt oder krank wird, gerade für die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe ist das eine Katastrophe. Die einzige Chance, den Hof vor dem Ruin zu retten, sind dann oft die Agrarbetriebshelfer, ausgebildete Landwirte und Angestellte der landwirtschaftlichen Alterskassen, die als Rentenversicherungsträger für die Bauern zuständig sind.

Von Dagmar Herzsprung | 13.07.2005
    Morgens um 8.00 Uhr auf dem Hof der Familie Dohmen - der Tagesablauf wird besprochen. Der Sohn der Familie, Bernd Dohmen, und sein Betriebshelfer Martin Krämer sind inzwischen ein eingespieltes Team. Nach dem Tod des Vaters ist 37jährige Martin Krämer eingesprungen, um dem jungen Landwirt zu helfen, bis er selbst in einigen Wochen den Hof übernehmen kann. Martin Krämer ist immer dann zur Stelle, wo Not am Mann ist.

    " Für den Außenstehenden ist das, je nach dem, was das für ein Fall ist, ein schlimmer Fall, für uns ist das Alltag, Feuerwehr zu spielen. Teilweise ist das ein mulmiges Gefühl, auf der anderen Seite geht man ganz easy da dran. "

    Bereits während der schweren Krankheit des Vaters im letzten Jahr hat der Betriebshelfer auf dem Hof geholfen. Schon damals wuchs dem 33jährigen Sohn der Familie alles über den Kopf, denn es fehlte dem jungen Landwirt die Erfahrung.

    " Da habe ich wirklich gedacht: Oh Gott! Wie soll die Arbeit weiter gehen? Wie geht es weiter, wenn einer die Arbeit von zweien machen muss? Dann steht man oft, so wie der Ochse vorm Berg, da kommt einem schon ein bisschen die leise Verzweiflung, weil die Arbeit geht ja immer weiter. Man kann nicht einfach sagen, hänge ein Schild in die Tür, der Betrieb ist geschlossen. "

    Martin Krämer betreut im Auftrag der Landwirtschaftlichen Alterskasse Düsseldorf jährlich etwa zehn bis zwölf Höfe in der Region Aachen. Was ihn auf dem Bauernhof erwartet, weiß er selten. Deshalb muss der Landwirt sich immer wieder umstellen.

    " Man muss mit der Familie auskommen und sich darauf einstellen, aber auch auf die Arbeiten, die draußen sind. Weil das alles ein komplexes Kapitel sind. Da muss man sich einfach durchwursteln. Es gibt auch Momente, da ist keiner da. Da muss man wirklich von A bis Z alles nachgucken. "

    Die Arbeit eines Betriebshelfers ist hart. Einen geregelten Arbeitstag gibt es nicht. Vor allem dann, wenn auch das Vieh auf dem Hof rund um die Uhr versorgt werden muss. Inzwischen können die Landwirte nicht mehr auf die Betriebshelfer verzichten, denn gerade in Notsituationen sind sie auf fachlich kompetente Hilfe angewiesen. Bernd Dohmen.

    " Wenn jemand stirbt oder krank wird, es gibt immer Verwandte oder Bekannte, die helfen kommen. Aber es ist so, Landwirte haben oft selbst genug Arbeit, können vielleicht mal ne Stunde oder zwei aushelfen, aber die können nicht den Betrieb führen. Und Freunde oder Bekannte, die wissen nicht, was zu tun ist. Da muss jemand kommen, der weiß, worauf es ankommt, damit der Betrieb nicht in sich zusammenbricht. "

    Der Betriebshelfer Martin Krämer pendelt gerne als von Hof zu Hof. Er fühlt sich wohl, weil er helfen kann. Jedoch einen eigenen Betrieb zu führen, kommt für ihn nicht in Frage. Er will das Risiko nicht eingehen, mit dem ein selbständiger Landwirt jeden Tag kämpfen muss.

    " Ich möchte nicht selbständig sein in der heutigen Zeit. Wir haben Verantwortung gegenüber den Höfen in dem Sinne, dass alles weiter läuft. Aber wir haben nicht die finanzielle Verantwortung. Wir gehen hin, arbeiten unsere Zeit da und sind nach einer gewissen Zeit da wieder weg. Ich habe mehr Freizeit als Herr Dohmen und dann natürlich Urlaub. "