Ladung überprüfen, Dokumente checken, starten und losfahren. Jeden Morgen die gleiche Routine vor der Stadtbücherei des Städtchens Proença-a-Nova. Dann verschwindet der weiße Kleintransporter mit der grünen Aufschrift 'Bibliomovel' in den engen Kurven der Landstraße. Am Steuer der fahrenden Bibliothek sitzt Nuno Marçal.
"Ich besuche 30 Dörfer, ein Seniorentageszentrum, zwei Altenheime und einen Kindergarten. Das sind die einzigen Institutionen, die noch außerhalb des Gemeindesitzes geöffnet sind. Alle anderen Einrichtungen wurden geschlossen."
Proença-a-Nova liegt in Mittelportugal, nicht weit von der spanischen Grenze entfernt. Der Ort sei das, was man gern das 'tiefe Portugal' nenne, erzählt der sympathische Mann Mitte 30, während er den Buchlaster durch endlose Pinien- und Eukalyptuswälder steuert.
"Die Landflucht und die Überalterung der Bevölkerung sind die größten Probleme hier. Ein Teufelskreis ohne Ausweg: Weil es keine Arbeit gibt, gehen die Menschen weg. Zurück bleiben nur die Alten, die leben in weit abgelegenen Dörfern. Das führt auch zu sozialer Isolation."
Die zumindest soll die rollende Bibliothek bekämpfen. Erster Halt: Das Altenheim des Dorfes Sobreira Formosa.
Zwölf Senioren sitzen bereits auf ihren Stühlen und warten. Das einzige Problem – keiner von ihnen kann lesen oder schreiben. Also liest Nuno ihnen Gedichte vor. Ein fahrender Bibliothekar müsse eben viel mehr können, als Bücher ausleihen, stellt Nuno Marçal fest:
"Ich mache so ziemlich alles: Zunächst bin ich Bibliothekar und Fahrer. Dann aber auch Elektriker und Schreiner, Psychologe und Sozialarbeiter. Vor allem aber ein geduldiger Zuhörer. Das brauchen die Menschen hier."
Dann geht es weiter durch das Alvelos-Gebirge. Bergauf, bergab. Seit sechs Jahren versorgt Nuno Marçal die abgelegenen Dörfer mit Lesestoff. In Cunqueiros wartet die 74-jährige Irmelinda Barros bereits auf ihn.
"Nuno kommt alle zwei Wochen hierher und ich lese in dieser Zeit immer mindestens ein Buch. Ich vertraue auf Nunos Empfehlungen, ich habe schon viele Bücher gelesen."
Dona Irmelinda steht vor dem Bibliothekslaster auf dem Dorfplatz, unterhält sich mit einer Bekannten und dem Bibliothekar. Nunos neuen Service schätzt sie ganz besonders:
"Wir können hier jetzt auch Fotokopien machen und Behördensachen erledigen. Nuno nimmt die Unterlagen dann mit in die Stadt ins Rathaus. Das ist Klasse."
Weiter geht's, nach Pedras Brancas und Fornias. In beiden Dörfern leben fast nur noch Rentner. Das 'tiefe Portugal' sterbe langsam aus, klagt Nuno.
Um so mehr freut er sich über die letzte Besucherin des Tages. 'Haben Sie 'Das Memorial' von José Saramago, fragt die 15-jährige Susana, während sie die Regale des Bibliothekmobils durchstöbert. Die Schülerin aus Fornias ist eine Stammkundin:
"Als ich hörte, dass die fahrende Bibliothek auch in unser Dorf kommen wird, war ich begeistert. Ich lese sehr gern und zur nächsten Bücherei muss ich eineinhalb Stunden mit dem Bus fahren. Wenn ich einmal nicht kann, mache ich eine Bücherliste für meine Mutter, sonst komme ich immer selbst."
Die Kirchenuhr schlägt fünf, Susana geht nach Hause. Und Nuno Marçal macht sich auf den Heimweg. In zwei Wochen wird er wieder kommen, Susana neuen Lesestoff bringen. Doch vorher muss er noch 27 andere Dörfer mit seiner rollenden Bibliothek mit Kultur versorgen.
"Ich besuche 30 Dörfer, ein Seniorentageszentrum, zwei Altenheime und einen Kindergarten. Das sind die einzigen Institutionen, die noch außerhalb des Gemeindesitzes geöffnet sind. Alle anderen Einrichtungen wurden geschlossen."
Proença-a-Nova liegt in Mittelportugal, nicht weit von der spanischen Grenze entfernt. Der Ort sei das, was man gern das 'tiefe Portugal' nenne, erzählt der sympathische Mann Mitte 30, während er den Buchlaster durch endlose Pinien- und Eukalyptuswälder steuert.
"Die Landflucht und die Überalterung der Bevölkerung sind die größten Probleme hier. Ein Teufelskreis ohne Ausweg: Weil es keine Arbeit gibt, gehen die Menschen weg. Zurück bleiben nur die Alten, die leben in weit abgelegenen Dörfern. Das führt auch zu sozialer Isolation."
Die zumindest soll die rollende Bibliothek bekämpfen. Erster Halt: Das Altenheim des Dorfes Sobreira Formosa.
Zwölf Senioren sitzen bereits auf ihren Stühlen und warten. Das einzige Problem – keiner von ihnen kann lesen oder schreiben. Also liest Nuno ihnen Gedichte vor. Ein fahrender Bibliothekar müsse eben viel mehr können, als Bücher ausleihen, stellt Nuno Marçal fest:
"Ich mache so ziemlich alles: Zunächst bin ich Bibliothekar und Fahrer. Dann aber auch Elektriker und Schreiner, Psychologe und Sozialarbeiter. Vor allem aber ein geduldiger Zuhörer. Das brauchen die Menschen hier."
Dann geht es weiter durch das Alvelos-Gebirge. Bergauf, bergab. Seit sechs Jahren versorgt Nuno Marçal die abgelegenen Dörfer mit Lesestoff. In Cunqueiros wartet die 74-jährige Irmelinda Barros bereits auf ihn.
"Nuno kommt alle zwei Wochen hierher und ich lese in dieser Zeit immer mindestens ein Buch. Ich vertraue auf Nunos Empfehlungen, ich habe schon viele Bücher gelesen."
Dona Irmelinda steht vor dem Bibliothekslaster auf dem Dorfplatz, unterhält sich mit einer Bekannten und dem Bibliothekar. Nunos neuen Service schätzt sie ganz besonders:
"Wir können hier jetzt auch Fotokopien machen und Behördensachen erledigen. Nuno nimmt die Unterlagen dann mit in die Stadt ins Rathaus. Das ist Klasse."
Weiter geht's, nach Pedras Brancas und Fornias. In beiden Dörfern leben fast nur noch Rentner. Das 'tiefe Portugal' sterbe langsam aus, klagt Nuno.
Um so mehr freut er sich über die letzte Besucherin des Tages. 'Haben Sie 'Das Memorial' von José Saramago, fragt die 15-jährige Susana, während sie die Regale des Bibliothekmobils durchstöbert. Die Schülerin aus Fornias ist eine Stammkundin:
"Als ich hörte, dass die fahrende Bibliothek auch in unser Dorf kommen wird, war ich begeistert. Ich lese sehr gern und zur nächsten Bücherei muss ich eineinhalb Stunden mit dem Bus fahren. Wenn ich einmal nicht kann, mache ich eine Bücherliste für meine Mutter, sonst komme ich immer selbst."
Die Kirchenuhr schlägt fünf, Susana geht nach Hause. Und Nuno Marçal macht sich auf den Heimweg. In zwei Wochen wird er wieder kommen, Susana neuen Lesestoff bringen. Doch vorher muss er noch 27 andere Dörfer mit seiner rollenden Bibliothek mit Kultur versorgen.