Irgendwie jedoch scheinen diejenigen, die sich diese Versuchsanordnung ausgedacht haben, der Auffassung zu sein, Dass große Kunst eine Art Wunderwirkung haben müsse: Werktätige bleiben verzaubert stehen, der Nebel des Alltags reißt auf, die Diamantstrahlen der Musik verwandeln einen scheinbaren Straßengeiger zurück in Joshua Bell. Diese Auffassung ist sympathisch, aber obsolet. Seit rund hundert Jahren wissen wir, Dass Kunst zu einem wesentlichen Teil in ihrer Behauptung besteht. Die Konzertkarte ist der Garantieschein für das Musikerlebnis, das Museum macht die ausgestellten Werke erst bedeutsam. Daraus folgt umgekehrt, Dass große Kunst zur Straßenmusik wird, wenn sie auf der Straße oder in einer U-Bahn-Station dargeboten wird.
Immerhin dürfen jetzt alle Straßenmusiker davon träumen, für Joshua Bell gehalten zu werden. Denn solche himmlischen Inkognito-Geschichten dienen immer dazu, die Menschen aufzufordern, besser auf einander zu achten. Dabei könnte sich sogar herausstellen, Dass der eine oder andere Joshua Bell tatsächlich unentdeckt an Straßenecken spielt.