Vier oder fünf Millionen Menschen – so genau weiß das niemand - wohnen in der Metropole Dar es Salaam in Tansania. Die Wasserversorgung reicht jedenfalls nicht für alle. Das Leitungsnetz ist nur 824 Kilometer lang. Viel zu wenig für eine Stadt dieser Größenordnung, die jährlich um eine zweistellige Prozentzahl wächst. Die Bewohner des Armenviertels Temeke müssen darum ihr Wasser in Eimern herbeischleppen. Für 20 Liter bezahlen sie 20 tansanische Schillinge, dass sind umgerechnet zwei Cent. Soviel verlangt der Mitarbeiter der städtischen Wasserbehörde DAWASA, der seine Wellblechhütte gleich neben dem Standrohr, einem freistehenden Wasserhahn, aufgebaut hat.
Damit gehören die Bewohner Temekes zu den siebzig Prozent der Menschen in Dar es Salaam, die laut Angaben der Weltbank "irgendwie Zugang zu Leitungswasser" haben. Härter trifft es die Zugezogenen, die täglich zu Hunderten in den Außenbezirken der Stadt eintreffen, wo sie in Blech- und Holzhütten ohne Wasserleitungen und Standrohre leben. Für die Ärmsten der Armen bleiben manchmal nur Wasserlöcher übrig, aus denen sie Wasser schöpfen, um es anschließend zu trinken. "Wenn wir uns den Zustand der Wasserversorgung anschauen, können wir diese Dienstleistung nur verbessern, indem wir sie privatisieren."
Nshoya Magotti arbeitet für die Reformkommission des tansanischen Präsidenten Benjamin Mkapa. Die Kommission soll alle noch staatseigenen Betriebe verkaufen und Magotti ist für die Privatisierung der Wasserversorung in Dar es Saalam zuständig. Der Internationale Währungsfond hat darauf gedrungen, das Wassersystem zu privatisieren und das explizit in einem Vertrag mit der tansanischen Regierung festgeschrieben. Erst wenn diese Bedingung erfüllt ist, will der IWF dem hochverschuldeten Tansania einen Teil seiner finanziellen Verpflichtungen erlassen. Noch in diesem Jahr soll deshalb die Wasserversorgung an einen ausländischen Investor geleast werden.
Die Wasserversorgung und Entsorgung seien deshalb so schlecht, erklärt Regierungsmitarbeiter Magotti, weil so viele ungenehmigte Zapfstellen benutzt würden. Außerdem gebe es kaum Zähler, um den Wasserverbrauch zu messen. Bewohner Dar es Salaams, die einen eigenen Anschluss haben, bezahlen eine Pauschale an die Wasserbehörde DAWASA. Die Regierung erweckt den Eindruck, dass sich die Auflagen des IWF erfüllen ließen, ohne dass sich für die Menschen deshalb viel ändert. "Es ist notwendig, die Tarife für Wasser zu erhöhen, aber wir erwarten keine großen Preiserhöhungen in den ersten fünf Jahren. Das ist Teil des Vertrages." Was nicht stimmt. Die Preise sollen schon im ersten Jahr nach der Übernahme durch den privaten Betreiber drastisch ansteigen. Das steht im vertraulichen Vertragsentwurf der Regierung mit dem künftigen Investor. Der Kubikmeterpreis für Wasser aus Standleitungen wird um ein Drittel steigen. Das alles geschieht unter Aufsicht der Weltbank, der Schwesterorganisation des IWF. "Gewöhnlich müssen wir die Weltbank über jeden Verhandlungsschritt informieren. Sie empfiehlt uns, wie wir weiter vorgehen sollen und wir beraten darüber. Wenn wir der Überzeugung sind, dass die Empfehlungen unseren Absichten nicht widersprechen, übernehmen wir sie. Andernfalls verhandeln wir mit der Weltbank, bis wir zu einer Übereinkunft kommen." Im Laufe dieser Verhandlungen über die Wasserprivatisierung sind drei Unternehmen in die engere Auswahl gekommen: Générale des Eaux und Saur International, zwei Konzerne aus Frankreich, sowie ein britisch-deutsches Joint-Venture, bestehend aus dem Konzern Biwater und der in Frankfurt am Main ansässigen Beratungsfirma Gauff Ingenieure. Ende März soll eines der Unternehmen den Zuschlag bekommen. Ein lukratives Geschäft. "Der Unternehmer macht einen Gewinn, will einen Gewinn machen, hat aber auf der anderen Seite auch das Risiko zu tragen."
Jürgen Berthold ist Leiter der Gauff-Niederlassung in Dar es Salaam. Um die Gewinne zu sichern, darf das Risiko allerdings nicht zu hoch sein. Den größten Teil der Investitionen in die Wasserversorgung soll deshalb der öffentliche Träger, DAWASA, aufbringen und sich dafür bei internationalen Kreditgebern wie der Weltbank mit 120 Millionen Dollar hoch verschulden. Die europäischen Investoren wollen mit der in Tansania weit verbreiteten Ansicht aufräumen, Wasser sei ein öffentliches Gut und stehe deshalb allen kostenlos zur Verfügung. Denjenigen, die nicht zahlen können, soll deshalb das Wasser abgestellt werden.
Ganz klar müssen die abgetrennt werden, und zwar vom höchsten VIP bis zum bis zum kleinsten Mann. Man muss konsequent sein, sonst klappt die Sache hinten und vorne nicht.
Von dem Investor verlangen Weltbank und tansanische Regierung lediglich 2,5 Millionen US-Dollar Einstiegskapital und eine monatliche Mietgebühr von 50.000 Dollar. Gemessen an der Neuverschuldung, zu der sich die Wasserbehörde DAWASA verpflichten musste, sind das Peanuts. Nach der Preiserhöhung wird der Umsatz monatlich auf mehr als eine Million Dollar geschätzt. Der wird jedoch genau anders herum aufgeteilt wie Schulden und Einstiegskapital. Ein Millionengeschäft für den Investor: Er erhält den Löwenanteil von zwei Dritteln, und muss davon lediglich Zähler bei den Verbrauchern anbringen und Rechnungen ausstellen. Die Wasserbehörde DAWASA muss hingegen mit einem Drittel des Umsatzes auskommen. Das muss reichen für neue Leitungen, Instandhaltung und Verbesserung der bestehenden Systeme. Außerdem soll DAWASA davon noch ihre Schulden abstottern.
Von der geplanten Preiserhöhung wissen die Bewohner in Temeke nichts. Niemand hat sie nach ihrer Meinung gefragt. Weder DAWASA oder die Reformkommission, nicht das zuständige Ministerium und auch nicht die so nachdrücklich auf Transparenz bedachte Weltbank.
Damit gehören die Bewohner Temekes zu den siebzig Prozent der Menschen in Dar es Salaam, die laut Angaben der Weltbank "irgendwie Zugang zu Leitungswasser" haben. Härter trifft es die Zugezogenen, die täglich zu Hunderten in den Außenbezirken der Stadt eintreffen, wo sie in Blech- und Holzhütten ohne Wasserleitungen und Standrohre leben. Für die Ärmsten der Armen bleiben manchmal nur Wasserlöcher übrig, aus denen sie Wasser schöpfen, um es anschließend zu trinken. "Wenn wir uns den Zustand der Wasserversorgung anschauen, können wir diese Dienstleistung nur verbessern, indem wir sie privatisieren."
Nshoya Magotti arbeitet für die Reformkommission des tansanischen Präsidenten Benjamin Mkapa. Die Kommission soll alle noch staatseigenen Betriebe verkaufen und Magotti ist für die Privatisierung der Wasserversorung in Dar es Saalam zuständig. Der Internationale Währungsfond hat darauf gedrungen, das Wassersystem zu privatisieren und das explizit in einem Vertrag mit der tansanischen Regierung festgeschrieben. Erst wenn diese Bedingung erfüllt ist, will der IWF dem hochverschuldeten Tansania einen Teil seiner finanziellen Verpflichtungen erlassen. Noch in diesem Jahr soll deshalb die Wasserversorgung an einen ausländischen Investor geleast werden.
Die Wasserversorgung und Entsorgung seien deshalb so schlecht, erklärt Regierungsmitarbeiter Magotti, weil so viele ungenehmigte Zapfstellen benutzt würden. Außerdem gebe es kaum Zähler, um den Wasserverbrauch zu messen. Bewohner Dar es Salaams, die einen eigenen Anschluss haben, bezahlen eine Pauschale an die Wasserbehörde DAWASA. Die Regierung erweckt den Eindruck, dass sich die Auflagen des IWF erfüllen ließen, ohne dass sich für die Menschen deshalb viel ändert. "Es ist notwendig, die Tarife für Wasser zu erhöhen, aber wir erwarten keine großen Preiserhöhungen in den ersten fünf Jahren. Das ist Teil des Vertrages." Was nicht stimmt. Die Preise sollen schon im ersten Jahr nach der Übernahme durch den privaten Betreiber drastisch ansteigen. Das steht im vertraulichen Vertragsentwurf der Regierung mit dem künftigen Investor. Der Kubikmeterpreis für Wasser aus Standleitungen wird um ein Drittel steigen. Das alles geschieht unter Aufsicht der Weltbank, der Schwesterorganisation des IWF. "Gewöhnlich müssen wir die Weltbank über jeden Verhandlungsschritt informieren. Sie empfiehlt uns, wie wir weiter vorgehen sollen und wir beraten darüber. Wenn wir der Überzeugung sind, dass die Empfehlungen unseren Absichten nicht widersprechen, übernehmen wir sie. Andernfalls verhandeln wir mit der Weltbank, bis wir zu einer Übereinkunft kommen." Im Laufe dieser Verhandlungen über die Wasserprivatisierung sind drei Unternehmen in die engere Auswahl gekommen: Générale des Eaux und Saur International, zwei Konzerne aus Frankreich, sowie ein britisch-deutsches Joint-Venture, bestehend aus dem Konzern Biwater und der in Frankfurt am Main ansässigen Beratungsfirma Gauff Ingenieure. Ende März soll eines der Unternehmen den Zuschlag bekommen. Ein lukratives Geschäft. "Der Unternehmer macht einen Gewinn, will einen Gewinn machen, hat aber auf der anderen Seite auch das Risiko zu tragen."
Jürgen Berthold ist Leiter der Gauff-Niederlassung in Dar es Salaam. Um die Gewinne zu sichern, darf das Risiko allerdings nicht zu hoch sein. Den größten Teil der Investitionen in die Wasserversorgung soll deshalb der öffentliche Träger, DAWASA, aufbringen und sich dafür bei internationalen Kreditgebern wie der Weltbank mit 120 Millionen Dollar hoch verschulden. Die europäischen Investoren wollen mit der in Tansania weit verbreiteten Ansicht aufräumen, Wasser sei ein öffentliches Gut und stehe deshalb allen kostenlos zur Verfügung. Denjenigen, die nicht zahlen können, soll deshalb das Wasser abgestellt werden.
Ganz klar müssen die abgetrennt werden, und zwar vom höchsten VIP bis zum bis zum kleinsten Mann. Man muss konsequent sein, sonst klappt die Sache hinten und vorne nicht.
Von dem Investor verlangen Weltbank und tansanische Regierung lediglich 2,5 Millionen US-Dollar Einstiegskapital und eine monatliche Mietgebühr von 50.000 Dollar. Gemessen an der Neuverschuldung, zu der sich die Wasserbehörde DAWASA verpflichten musste, sind das Peanuts. Nach der Preiserhöhung wird der Umsatz monatlich auf mehr als eine Million Dollar geschätzt. Der wird jedoch genau anders herum aufgeteilt wie Schulden und Einstiegskapital. Ein Millionengeschäft für den Investor: Er erhält den Löwenanteil von zwei Dritteln, und muss davon lediglich Zähler bei den Verbrauchern anbringen und Rechnungen ausstellen. Die Wasserbehörde DAWASA muss hingegen mit einem Drittel des Umsatzes auskommen. Das muss reichen für neue Leitungen, Instandhaltung und Verbesserung der bestehenden Systeme. Außerdem soll DAWASA davon noch ihre Schulden abstottern.
Von der geplanten Preiserhöhung wissen die Bewohner in Temeke nichts. Niemand hat sie nach ihrer Meinung gefragt. Weder DAWASA oder die Reformkommission, nicht das zuständige Ministerium und auch nicht die so nachdrücklich auf Transparenz bedachte Weltbank.