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Wenn Weinköniginnen studieren

Kellner, Pizzafahrer, Supermarktkassierer und Promoter - das sind die üblichen Jobs, die Studierende zur Aufbesserung ihrer Haushaltskasse annehmen. Es geht aber auch edler, zum Beispiel als Prinzessin oder Königin. Zumindest in Weinanbaugebieten stehen die Chancen gar nicht so schlecht, sich ein Krönchen ins Haar stecken zu lassen. In der Saale-Unstrut-Region haben von 15 nachwendlichen Weinmajestäten immerhin neun ein Studienbuch in der Tasche getragen. Auch die aktuelle Königin Franziska I. gehört zu ihnen.

Von Theo M. Lies |
    Es ist nicht mal zwei Wochen her, da die 22-jährige feierlich auf dem Marktplatz von Freyburg an der Unstrut den Thron als Weinkönigin bestieg. Hinter der hochaufgeschossenen schwarzhaarigen jungen Dame liegen bereits zwei Lehrjahre als Weinprinzessin in ihrem Heimatdorf Höhnstedt bei Halle. Gleichzeitig hat sie 2002 ihr Studium der Landschaftsarchitektur an der Dresdner TU aufgenommen. Zur Freude ihrer Kommilitonen:

    Ich bin die Weinfranzi in Dresden und wenn's um den Wein geht, dann bin ich diejenige, die angesprochen wird.

    Das Präsentieren liegt Franziska Krüger, zu ihren ersten Amtshandlungen gehörte die Preisvergabe der Landesweinprämierungen. Dazu wurde in die Berliner Landesvertretung von Sachsen-Anhalt geladen und die üblichen Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medienwelt und Hotellerie kosteten sich durch 66 medaillengeschmückte Weine. Der Umgang mit solcher Prominenz macht der redegewandten Studentin nicht aus, wenn auch die Urkundenübergabe noch etwas unsicher von der Hand läuft. An ihr Studium denkt sie zur zeit ohnehin nicht, bis zum Semesterstart sind ja noch einige Wochen Zeit. Doch allzu viel Sorgen bereitet ihr das nebeneinander der beiden Aufgaben keine Sorgen: Zumal das Grundstudium schon gemeistert wurde, wenn auch mit einigen Tricks.

    Man sollte in meinem Studium bei Übungen immer anwesend sein, aber ich hatte zum Glück immer jemanden, der für mich anwesend war. So konnte ich die Übungen immer nachreichen.

    Doch der Terminplan wird voller, die Landschaftsarchitektur wird wohl erst einmal hinten anstehen. Das ahnt Franziska Krüger wohl schon:

    Im Hauptstudium ist etwas anders konzipiert, aber ich denke dass die Fächer zu koordnieren sind, so dass ich Zeit habe, diesen Job zu erledigen.

    Diese Erfahrungen hat Sandra Polomski schon vor einem halben Jahrzehnt gemacht. Sie hat die Doppelbelastung mit Studium und Weinlaubkrone bereits hinter sich, und ist jetzt für die Gebietsweinwerbung an Saale und Unstrut zuständig:

    Der Weinbauverband hat auch damals versucht, bei Prüfungszeiten ein wenig freizustellen, zum Beispiel über Vertretungen durch Weinprinzessinnen. Es ist schon vereinbar, aber insgesamt hat sich das Studium um eineinhalb Jahre verlängert.

    So braucht sie zwar sechs Jahre für ihr BWL-Studium an der Leipziger Uni, aber gleichzeitig öffnete sich dadurch eine berufliche Perspektive.

    Darüber denkt Franziska noch nicht nach. Bleibt die entscheidende Frage, ob sich den ein solcher Job auch lohne? Franziska winkt ab:

    Man bekommt eine Kilometerpauschale, ein Kleidergeld von 100 Euro, aber das braucht man auch. Es ist ein Job, bei dem Plus-Minus-Null rauskommt, der aber wahnsinnig Spaß macht.

    Geld ist eben nicht alles, das will man den selbstbewussten Damen mit dem Weinzepter in der Hand gern glauben.