Christoph Heinemann: Herr Holzschuh, wie bewerten Sie das Urteil aus Leipzig?
Rainer Holzschuh: Als normaler Bürger ohne diese Hintergrundkenntnisse eines Volljuristen muss ich sagen: Ich bin glücklich und zufrieden, dass das ursprüngliche Urteil bestätigt worden ist und dass damit auch wirklich Genugtuung geleistet wurde für das, was die Leute um Hoyzer und Sapina getan haben. Sie haben betrogen. Sie haben nicht nur die Wetter betrogen, sie haben auch den Sport betrogen, sie haben alle Spieler betrogen, und damit ist für mich der eigentlich vollendete Betrug gegeben.
Heinemann: Die Richter haben sich die Argumentation der Bundesanwaltschaft nicht zu eigen gemacht. Gleichwohl die Frage, müssen die Gesetze verschärft werden?
Holzschuh: Das müssen Sie einen Juristen fragen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass jetzt natürlich bei vielen, die damit zu tun haben, die Gedankengänge rotieren werden und man überlegt, ob wirklich jetzt das wasserdicht gemacht wird, damit nicht doch irgendwo irgendwann in irgendeinem Fall einer durch das Netz der Juristerei schlüpfen kann. Wer betrügt, sollte auch entsprechend zur Verantwortung gezogen werden. Und insofern wäre es schlimm und fatal gewesen für alle, die nicht nur mit dem Sport zu tun haben, wenn Hoyzer und Sapina durch das Netz geschlüpft wären.
Heinemann: Was hätte ein Freispruch bedeutet?
Holzschuh: Zum Beispiel, dass weiterhin hätte betrogen werden können, zumindest eine Wettmanipulation wäre nicht ausgeschlossen gewesen so lange, bis der Gesetzgeber ein anderes Gesetz installiert hätte. Und das kann ja bekanntlich sehr lange dauern.
Heinemann: Herr Holzschuh, welche Folgen hat die ganze Affäre? Ist zum Beispiel das Ansehen der Schiedsrichter etwa auch in Jugendmannschaften beschädigt?
Holzschuh: Ich glaube, durch das Urteil jetzt ist das alles revidiert. Und diese Schiedsrichter sind eigentlich auch ein Teil zumindest der Gewinner, weil jeder jetzt weiß, dass, wenn etwas rauskommt, auch ein Schiedsrichter dann hinter Gitter gehen muss. Ich habe von verschiedenen Schiedsrichtern gehört, dass sie heute mit ganz großer Spannung auf das Urteil des BGH gewartet haben, weil sie gesagt haben, wenn Hoyzer wirklich frei kommt, dann habe ich keine Lust mehr Schiedsrichter zu sein. Dann weiß ich, dass wir in einem Berufsstand sind oder in einem, ein Beruf ist es ja nicht für die meisten -, sondern in einem Hobby tätig sind, wo wir Kollegen haben, die auch mal verschieben können, ohne dass sie zur Rechenschaft gezogen werden. In diesem Falle jetzt ist eigentlich ganz klar, dass da die Spreu vom Weizen getrennt wird, dass die schwarzen Schafe auch belangt werden und dass alle anderen Schiedsrichter sagen können, okay, wir sind eigentlich rechtschaffende Leute und wir wollen es auch bleiben.
Heinemann: Ertappen Sie sich dabei, Herr Holzschuh, dass Sie bei offensichtlich unverständlichen Schiedsrichterentscheidungen, die es ja immer gegeben hat, ab einem gewissen Zeitpunkt an Korruption denken?
Holzschuh: Nein. Mir ist immer klar, dass in jedem Berufsstand, dass überall, wo Geld fließt, dass überall, wo auch nicht nur Geld fließt, sondern wo halt irgendwelche Interessen auch gebündelt werden, schwarze Schafe etwas drehen und wenden können. Das wird auch in Zukunft nicht ausrottbar sein. Aber ich weiß, dass im Prinzip jeder Schiedsrichter versucht, das Beste zu tun. Und dass irren menschlich ist, das haben wir oft genug erlebt. Wir haben ja auch sehr, sehr oft sehen müssen, dass erst mit einer Zeitlupenkamera ein vermeintliches Fehlurteil eines Schiedsrichters wieder geändert wurde oder gedeckt wurde. Und insofern glaube ich, dass wir uns jetzt nicht pausenlos im Hinterkopf die Frage stellen müssen, ist da ein Betrug im Spiel oder nicht.
Heinemann: Sie sprachen eben vom Geld. Längst hat sich ja die schönste Nebensache der Welt für Spitzenspieler und Funktionäre zur Quelle des Reichtums entwickelt. Erfolgreich ist ja in der Regel, wer sich die besten Stars zusammenkauft. Wie erklären Sie es sich, dass die Fußballfreunde diesem Monopoly die Treue halten?
Holzschuh: Es ist ja nicht nur so, dass Geld ein Spiel gewinnt, sondern wir haben es ja oft genug erlebt, dass auch Kleine Große schlagen können, und wir sehen es jetzt gerade im internationalen Bereich, dass die Bundesliga von einem Fußballland wie Rumänien bedrängt wird in der internationalen UEFA-Wertung, von Vereinen, die vielleicht nur einen Bruchteil dessen zur Verfügung haben an Geldern, wie sie die Bundesliga generieren kann. Ich glaube auch nicht, dass man wirklich sagen kann, dass die Fans die Geldscheine nur vor Augen haben, die die Fußballer verdienen. Es ist in allen Bereich so, dass Topleute mehr verdienen als der normale Durchschnitt. Und wenn Topfußballspieler entsprechend honoriert werden, dann auch nur deswegen, weil sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen und weil sie im Fokus stehen. Das ist in der Kunst genauso, das ist in anderen Sportarten genauso und das ist im normalen Berufsleben auch so. Der Fußball hat natürlich den Vorteil, dass er sehr emotional geführt wird, dass die Menschen sehr emotional darauf reagieren und insofern glaube ich auch, dass dieses ganze Gerede um dieses zu viele Geld nur Randerscheinung ist.
Heinemann: Ist die Fußballwelt ab heute wieder in Ordnung?
Holzschuh: In Ordnung wird sie wohl nie richtig sein. Alle Fans - und ich gehöre dazu, ich begeistere mich für den Fußball - freuen sich über jedes schöne Fußballspiel. Wir wissen aber auch, dass es erstens schlechte Fußballspiele gibt, dass es auch eben auf dem Platz Betrug gibt. Nehmen Sie nur die Schwalben, die immer wieder vorkommen. Das heißt, wie müssen da sehr stark abstrahieren. Aber unter dem Strich ist der Fußball doch etwas, was uns nach wie vor begeistern kann.
Rainer Holzschuh: Als normaler Bürger ohne diese Hintergrundkenntnisse eines Volljuristen muss ich sagen: Ich bin glücklich und zufrieden, dass das ursprüngliche Urteil bestätigt worden ist und dass damit auch wirklich Genugtuung geleistet wurde für das, was die Leute um Hoyzer und Sapina getan haben. Sie haben betrogen. Sie haben nicht nur die Wetter betrogen, sie haben auch den Sport betrogen, sie haben alle Spieler betrogen, und damit ist für mich der eigentlich vollendete Betrug gegeben.
Heinemann: Die Richter haben sich die Argumentation der Bundesanwaltschaft nicht zu eigen gemacht. Gleichwohl die Frage, müssen die Gesetze verschärft werden?
Holzschuh: Das müssen Sie einen Juristen fragen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass jetzt natürlich bei vielen, die damit zu tun haben, die Gedankengänge rotieren werden und man überlegt, ob wirklich jetzt das wasserdicht gemacht wird, damit nicht doch irgendwo irgendwann in irgendeinem Fall einer durch das Netz der Juristerei schlüpfen kann. Wer betrügt, sollte auch entsprechend zur Verantwortung gezogen werden. Und insofern wäre es schlimm und fatal gewesen für alle, die nicht nur mit dem Sport zu tun haben, wenn Hoyzer und Sapina durch das Netz geschlüpft wären.
Heinemann: Was hätte ein Freispruch bedeutet?
Holzschuh: Zum Beispiel, dass weiterhin hätte betrogen werden können, zumindest eine Wettmanipulation wäre nicht ausgeschlossen gewesen so lange, bis der Gesetzgeber ein anderes Gesetz installiert hätte. Und das kann ja bekanntlich sehr lange dauern.
Heinemann: Herr Holzschuh, welche Folgen hat die ganze Affäre? Ist zum Beispiel das Ansehen der Schiedsrichter etwa auch in Jugendmannschaften beschädigt?
Holzschuh: Ich glaube, durch das Urteil jetzt ist das alles revidiert. Und diese Schiedsrichter sind eigentlich auch ein Teil zumindest der Gewinner, weil jeder jetzt weiß, dass, wenn etwas rauskommt, auch ein Schiedsrichter dann hinter Gitter gehen muss. Ich habe von verschiedenen Schiedsrichtern gehört, dass sie heute mit ganz großer Spannung auf das Urteil des BGH gewartet haben, weil sie gesagt haben, wenn Hoyzer wirklich frei kommt, dann habe ich keine Lust mehr Schiedsrichter zu sein. Dann weiß ich, dass wir in einem Berufsstand sind oder in einem, ein Beruf ist es ja nicht für die meisten -, sondern in einem Hobby tätig sind, wo wir Kollegen haben, die auch mal verschieben können, ohne dass sie zur Rechenschaft gezogen werden. In diesem Falle jetzt ist eigentlich ganz klar, dass da die Spreu vom Weizen getrennt wird, dass die schwarzen Schafe auch belangt werden und dass alle anderen Schiedsrichter sagen können, okay, wir sind eigentlich rechtschaffende Leute und wir wollen es auch bleiben.
Heinemann: Ertappen Sie sich dabei, Herr Holzschuh, dass Sie bei offensichtlich unverständlichen Schiedsrichterentscheidungen, die es ja immer gegeben hat, ab einem gewissen Zeitpunkt an Korruption denken?
Holzschuh: Nein. Mir ist immer klar, dass in jedem Berufsstand, dass überall, wo Geld fließt, dass überall, wo auch nicht nur Geld fließt, sondern wo halt irgendwelche Interessen auch gebündelt werden, schwarze Schafe etwas drehen und wenden können. Das wird auch in Zukunft nicht ausrottbar sein. Aber ich weiß, dass im Prinzip jeder Schiedsrichter versucht, das Beste zu tun. Und dass irren menschlich ist, das haben wir oft genug erlebt. Wir haben ja auch sehr, sehr oft sehen müssen, dass erst mit einer Zeitlupenkamera ein vermeintliches Fehlurteil eines Schiedsrichters wieder geändert wurde oder gedeckt wurde. Und insofern glaube ich, dass wir uns jetzt nicht pausenlos im Hinterkopf die Frage stellen müssen, ist da ein Betrug im Spiel oder nicht.
Heinemann: Sie sprachen eben vom Geld. Längst hat sich ja die schönste Nebensache der Welt für Spitzenspieler und Funktionäre zur Quelle des Reichtums entwickelt. Erfolgreich ist ja in der Regel, wer sich die besten Stars zusammenkauft. Wie erklären Sie es sich, dass die Fußballfreunde diesem Monopoly die Treue halten?
Holzschuh: Es ist ja nicht nur so, dass Geld ein Spiel gewinnt, sondern wir haben es ja oft genug erlebt, dass auch Kleine Große schlagen können, und wir sehen es jetzt gerade im internationalen Bereich, dass die Bundesliga von einem Fußballland wie Rumänien bedrängt wird in der internationalen UEFA-Wertung, von Vereinen, die vielleicht nur einen Bruchteil dessen zur Verfügung haben an Geldern, wie sie die Bundesliga generieren kann. Ich glaube auch nicht, dass man wirklich sagen kann, dass die Fans die Geldscheine nur vor Augen haben, die die Fußballer verdienen. Es ist in allen Bereich so, dass Topleute mehr verdienen als der normale Durchschnitt. Und wenn Topfußballspieler entsprechend honoriert werden, dann auch nur deswegen, weil sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen und weil sie im Fokus stehen. Das ist in der Kunst genauso, das ist in anderen Sportarten genauso und das ist im normalen Berufsleben auch so. Der Fußball hat natürlich den Vorteil, dass er sehr emotional geführt wird, dass die Menschen sehr emotional darauf reagieren und insofern glaube ich auch, dass dieses ganze Gerede um dieses zu viele Geld nur Randerscheinung ist.
Heinemann: Ist die Fußballwelt ab heute wieder in Ordnung?
Holzschuh: In Ordnung wird sie wohl nie richtig sein. Alle Fans - und ich gehöre dazu, ich begeistere mich für den Fußball - freuen sich über jedes schöne Fußballspiel. Wir wissen aber auch, dass es erstens schlechte Fußballspiele gibt, dass es auch eben auf dem Platz Betrug gibt. Nehmen Sie nur die Schwalben, die immer wieder vorkommen. Das heißt, wie müssen da sehr stark abstrahieren. Aber unter dem Strich ist der Fußball doch etwas, was uns nach wie vor begeistern kann.
