Regina Brinkmann: Von den hoch qualifizierten Frauen landen am Ende immer noch zu wenige in den Toppositionen. Die Gründe dafür reichen von männlichen Netzwerken bis hin zur schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Allerdings gibt es auch Hürden, die Bewerberinnen selbst aufstellen - zum Beispiel auf der kommunikativen Ebene. Cornelia Wolfgruber ist Dozentin und Rhetoriktrainerin an der Hochschule Kempten. Was müssen Frauen beachten, wenn sie auch rhetorisch in Führung gehen wollen?
Cornelia Wolfgruber: Ja, ich mache ja heute für die Hochschule Kempen einen Workshop zum Thema "Gesprächsführung – wer fragt, der führt" und hier steckt schon in der Formulierung drin, nämlich man kann sagen, die Probleme, und zwar die ja auch von Frauen gerade oft angesprochen werden, machen sich immer nicht besonders gut in der Führungsebene, wenn sie als Behauptung hingestellt werden. Und das ist etwas, was Frauen doch öfters passiert, dass sie zum Beispiel dann sagen, die verspätete Lieferung – zum Beispiel jetzt – von unseren kanadischen Partnern macht uns ungeheure Probleme im Absatzgebiet Ost, anstatt dass sie das als Frage reinbringen, nämlich, wer von Ihnen im Team hat denn Lösungsvorschläge wegen der verspäteten Lieferung. Das ist eben immer so eine Geschichte, wo Männer ... Es heißt ja immer, Männer bringen die Lösungen, Frauen zeigen die Probleme auf, und hier wäre es allein die Formulierung, mit der die Frau hier gleichzeitig das Problem und auch die Lösung ansprechen kann.
Brinkmann: Gibt es denn auch Momente, wo sich Frauen speziell rhetorisch klein machen, viel zu klein?
Wolfgruber: Oh ja, die gibt es, und zwar dieses persönliche Sich-klein-Machen hat natürlich auch hauptsächlich mit Ängsten zu tun, hier angreifbarer zu sein, und das steckt genau auch schon in diesen Problemen drin, nämlich in dem Moment ... Frauen reagieren eher als Betroffene, nämlich als diejenigen, die das Ganze erleiden, und Männer beobachten dann über den Rand der Expertenbrille. Ich kann Ihnen hier gerne ein Beispiel nennen, ich habe erst gestern wieder einen Vortrag in einem Kindergarten zum Thema "Erziehen – stressfrei Grenzen setzen" gehalten und die Teilnehmer gefragt, ob sie denn Probleme hätten, und die drei anwesenden Männer haben dann fast ausnahmslos gesagt, nein, sie hätten keine Probleme. Die anwesenden Frauen dagegen haben von Problemen gesprochen. Und hier kann man wieder die Krux sehen: Frauen sind die Betroffenen und Männer sind eben die Experten, die hier wieder die Lösung mit reinbringen.
Brinkmann: Inwieweit ist denn Schweigen ein geeignetes Machtinstrument?
Wolfgruber: Ja, das ist das Argument quasi, das keiner widerlegen kann. Schweigen ist etwas, was natürlich schwer widerlegbar ist und man merkt es ja auch in der interkulturellen Kommunikation, gerade Asiaten und sogenannte reaktive Kulturen, auch die Finnen, schweigen und sehen das als wirklich geeignetes Stilmittel für das Gespräch, und ich hatte auch mal in einem interkulturellen Seminar eine Teilnehmerin, die meinte, der deutsche Mann gehöre hier auch zur reaktiven Kultur, weil er Schweigen für einen wichtigen Gesprächsbeitrag ansehen würde.
Brinkmann: Aber ist es was, was Sie Frauen durchaus verstärkt empfehlen würden, auch mal zu schweigen, das auszuhalten?
Wolfgruber: Das ist richtig, also, durchaus ein Schweigen auszuhalten, aber es ist etwas anderes, als hier durch Schweigen zu agieren. Wie Sie sagen, ein Schweigen aushalten, das, glaube ich, ist hier eher die Problematik von Frauen, nämlich weil sie glauben, sie müssten die Pausen füllen. Diesen Druck haben Männer weniger beim Sprechen gerade.
Brinkmann: Welche Rolle spielt denn die Stimme?
Wolfgruber: Wir erkennen daran, wie fühlt sich jemand wirklich, und eine tiefe Stimme, wie sie nur Männern zu Eigen ist, die hört sich gleich viel sicherer und souveräner an, und Sicherheit und Souveränität sind quasi die Merkmale für die Top-Führungspositionen.
Brinkmann: Aber was mache ich, wenn ich als Frau nun mal eine hohe Stimme habe? Empfiehlt sich da, was ja in den USA auch durchaus gang und gäbe ist, ein Voice Coach?
Wolfgruber: Zu einem Voice Coach ist tatsächlich nur dann zu raten, wenn Sie, sage ich mal, ins oberste Management gehen wollen, und das ist natürlich auch mit hohen Kosten verbunden, weil wenn Sie einen Voice Coach beauftragen und sagen, ich möchte jetzt, dass meine Stimme eine Oktave tiefer gelegt wird und allein über Stimmtraining. Das ist durchaus möglich. Trotzdem denke ich, es geht auch sehr viel einfacher in vielen Fällen und es ist, wie gesagt, auch nicht alles. Die Stimme macht 38 Prozent der Aussage aus, wenn ich es mal in so banalen%en sagen kann. Sie sehen, das ist also durchaus eine ganze Menge. Trotzdem: Es gibt ganz einfache Übungen, wie man auch die Stimme zu mehr Klang bringen kann.
Brinkmann: Was für Übungen sind das?
Wolfgruber: Das wäre zum Beispiel eine Übung wie das berühmte "Om", wir lassen die Stimme schwingen in dem Summton, in dem "m" liegt vor allem eine große Klangvibration, die dann der Stimme auch entsprechend Raum und Bedeutung verschafft. Vor allem hier wäre noch mal das Thema auch Pausen, Stille aushalten angesagt. Das gibt der Stimme mehr Raum und Bedeutung, als sie vielleicht oftmals durch den Voice Coach alleine erreichen können.
Cornelia Wolfgruber: Ja, ich mache ja heute für die Hochschule Kempen einen Workshop zum Thema "Gesprächsführung – wer fragt, der führt" und hier steckt schon in der Formulierung drin, nämlich man kann sagen, die Probleme, und zwar die ja auch von Frauen gerade oft angesprochen werden, machen sich immer nicht besonders gut in der Führungsebene, wenn sie als Behauptung hingestellt werden. Und das ist etwas, was Frauen doch öfters passiert, dass sie zum Beispiel dann sagen, die verspätete Lieferung – zum Beispiel jetzt – von unseren kanadischen Partnern macht uns ungeheure Probleme im Absatzgebiet Ost, anstatt dass sie das als Frage reinbringen, nämlich, wer von Ihnen im Team hat denn Lösungsvorschläge wegen der verspäteten Lieferung. Das ist eben immer so eine Geschichte, wo Männer ... Es heißt ja immer, Männer bringen die Lösungen, Frauen zeigen die Probleme auf, und hier wäre es allein die Formulierung, mit der die Frau hier gleichzeitig das Problem und auch die Lösung ansprechen kann.
Brinkmann: Gibt es denn auch Momente, wo sich Frauen speziell rhetorisch klein machen, viel zu klein?
Wolfgruber: Oh ja, die gibt es, und zwar dieses persönliche Sich-klein-Machen hat natürlich auch hauptsächlich mit Ängsten zu tun, hier angreifbarer zu sein, und das steckt genau auch schon in diesen Problemen drin, nämlich in dem Moment ... Frauen reagieren eher als Betroffene, nämlich als diejenigen, die das Ganze erleiden, und Männer beobachten dann über den Rand der Expertenbrille. Ich kann Ihnen hier gerne ein Beispiel nennen, ich habe erst gestern wieder einen Vortrag in einem Kindergarten zum Thema "Erziehen – stressfrei Grenzen setzen" gehalten und die Teilnehmer gefragt, ob sie denn Probleme hätten, und die drei anwesenden Männer haben dann fast ausnahmslos gesagt, nein, sie hätten keine Probleme. Die anwesenden Frauen dagegen haben von Problemen gesprochen. Und hier kann man wieder die Krux sehen: Frauen sind die Betroffenen und Männer sind eben die Experten, die hier wieder die Lösung mit reinbringen.
Brinkmann: Inwieweit ist denn Schweigen ein geeignetes Machtinstrument?
Wolfgruber: Ja, das ist das Argument quasi, das keiner widerlegen kann. Schweigen ist etwas, was natürlich schwer widerlegbar ist und man merkt es ja auch in der interkulturellen Kommunikation, gerade Asiaten und sogenannte reaktive Kulturen, auch die Finnen, schweigen und sehen das als wirklich geeignetes Stilmittel für das Gespräch, und ich hatte auch mal in einem interkulturellen Seminar eine Teilnehmerin, die meinte, der deutsche Mann gehöre hier auch zur reaktiven Kultur, weil er Schweigen für einen wichtigen Gesprächsbeitrag ansehen würde.
Brinkmann: Aber ist es was, was Sie Frauen durchaus verstärkt empfehlen würden, auch mal zu schweigen, das auszuhalten?
Wolfgruber: Das ist richtig, also, durchaus ein Schweigen auszuhalten, aber es ist etwas anderes, als hier durch Schweigen zu agieren. Wie Sie sagen, ein Schweigen aushalten, das, glaube ich, ist hier eher die Problematik von Frauen, nämlich weil sie glauben, sie müssten die Pausen füllen. Diesen Druck haben Männer weniger beim Sprechen gerade.
Brinkmann: Welche Rolle spielt denn die Stimme?
Wolfgruber: Wir erkennen daran, wie fühlt sich jemand wirklich, und eine tiefe Stimme, wie sie nur Männern zu Eigen ist, die hört sich gleich viel sicherer und souveräner an, und Sicherheit und Souveränität sind quasi die Merkmale für die Top-Führungspositionen.
Brinkmann: Aber was mache ich, wenn ich als Frau nun mal eine hohe Stimme habe? Empfiehlt sich da, was ja in den USA auch durchaus gang und gäbe ist, ein Voice Coach?
Wolfgruber: Zu einem Voice Coach ist tatsächlich nur dann zu raten, wenn Sie, sage ich mal, ins oberste Management gehen wollen, und das ist natürlich auch mit hohen Kosten verbunden, weil wenn Sie einen Voice Coach beauftragen und sagen, ich möchte jetzt, dass meine Stimme eine Oktave tiefer gelegt wird und allein über Stimmtraining. Das ist durchaus möglich. Trotzdem denke ich, es geht auch sehr viel einfacher in vielen Fällen und es ist, wie gesagt, auch nicht alles. Die Stimme macht 38 Prozent der Aussage aus, wenn ich es mal in so banalen%en sagen kann. Sie sehen, das ist also durchaus eine ganze Menge. Trotzdem: Es gibt ganz einfache Übungen, wie man auch die Stimme zu mehr Klang bringen kann.
Brinkmann: Was für Übungen sind das?
Wolfgruber: Das wäre zum Beispiel eine Übung wie das berühmte "Om", wir lassen die Stimme schwingen in dem Summton, in dem "m" liegt vor allem eine große Klangvibration, die dann der Stimme auch entsprechend Raum und Bedeutung verschafft. Vor allem hier wäre noch mal das Thema auch Pausen, Stille aushalten angesagt. Das gibt der Stimme mehr Raum und Bedeutung, als sie vielleicht oftmals durch den Voice Coach alleine erreichen können.