Deutsche Juristen sind auf internationaler Ebene unterrepräsentiert - zum Beispiel in den Verwaltungen der Europäischen Union. Genau an diesem Punkt setzt die internationale Hanse-Law-School an: Der gemeinsame Studiengang der Universitäten Bremen, Oldenburg und Groningen in den Niederlanden will weg von der klassischen, national geprägten Juristenausbildung. Professor Hagen Lichtenberg von der Uni Bremen:
Ich erhoffe mir davon, dass wir eine neue Generation von Juristen ausbilden können ? die offen sind für internationale Fragen, die vorbereit sind darauf, in internationalen Organisationen, in der Wirtschaft, aber später auch in der Anwaltschaft Aufgaben zu übernehmen, für die man einfach den Blick über den Tellerrand braucht.
Alte Zöpfe abzuschneiden?, das ist auch das erklärte Ziel von Dagmar Schiek, Professorin für Europäisches Wirtschaftsrecht an der Uni Oldenburg. Die Absolventen seien dem deutschen "Einheitsjuristen", im 19. Jahrhundert für den preußischen Nationalstaat konzipiert, für Aufgaben auf europäischer Ebene weit überlegen? Nicht zuletzt auch, weil die Studierenden drei verschiedene Rechtssysteme kennenlernen müssten:
Das Ziel ist ein Studium für das sich wandelnde Recht. Deswegen sind die drei Schwerpunkte die Rechtsvergleichung, des deutschen und des niederländischen Rechts, sowie der für die wirtschaftliche Beratung besonders wichtige Bereich des common law. Der zweite Schwerpunkt ist das EU-Recht, und der 3. Schwerpunkt ist eine leistungsorientierte Prüfung mit einem verpflichtenden Auslandssemester in der Bachelor-Phase und einem weiteren in der Master-Phase.
Den Bachelor-Abschluss haben die Studierenden nach drei Jahren in der Tasche, den Master nach vier Jahren. Während diese Zeit besuchen sie alle drei Universitäten in Oldenburg, Bremen und Groningen. Anschließend steht den Absolventen auch der Weg offen, eine Anwaltskarriere einzuschlagen, sagt Dagmar Schiek von der Uni Oldenburg - und das ohne Staatsexamen:
Die Universität Groningen verleiht ja den "master in de rechten mit dem effectus civilis", das heißt, sie haben den Zugang zur niederländischen Anwaltschaft. Dort, das ist der normale Weg, können die Absolventen drei Jahre lang eine Ausbildung zum Advocat unter Anleitung machen und wir werden von der Hanse-Law-School dafür sorgen, dass diese Ausbildung auch so ausgerichtet ist, dass deutsche Kanzleien daran beteiligt sind. Im Anschluß erhalten sie mit einer Zusatzprüfung nach Paragraph 16 Eurag Zugang zur deutschen Anwaltschaft ? diese Zusatzprüfung dürfte unseren Absolventen leicht fallen, denn sie haben ja deutsches und niederländisches Recht gleichermaßen studiert.
27 Plätze stehen in Deutschland, 25 in den Niederlanden zur Verfügung. Der Studiengang ist kostenfrei und zulassungsbeschränkt: Es entscheiden die Abiturnote und ein Sprachtest. Für das im Oktober beginnende Wintersemester haben sich dreimal mehr junge Leute beworben, als freie Plätze vorhanden sind. Die Neulinge müssen sich aber auf viel Arbeit einstellen, sagt Professor Lichtenberg von der Uni Bremen:
Da muss man schon von Anfang an richtig ranklotzen. Dazu kommen die sprachlichen Probleme, nämlich, man muss auf deutsch und englisch arbeiten, und wir verlangen von allen Studierenden, dass sie auch die niederländische Sprache lernen. Das ist eine große Herausforderung für die Studierenden, aber sie bekommen dafür auch etwas, nämlich eine ganz individuelle Betreuung durch die Professoren. Großvorlesungen finden Sie bei uns nicht, 25 ist das größte, und da kennt man sich und kann auch was für die Studierenden tun.
Zunächst ist die Lebensdauer der Hanse-Law-School auf fünf Jahre befristet, solange stellen private Sponsoren aus der Wirtschaft Geld für den neuen Studiengang zur Verfügung. Die Unternehmen hoffen, unter den Absolventen ihren künftigen Nachwuchs rekrutieren zu können, sagt Winfried Barnstedt von einer Oldenburger Bank:
Unabhängig von unserer Sponsorenschaft erhoffen wir uns Impulse für die Region. Es darf nicht sein, dass die Elite aus unserer Region abwandert in die Ballungsgebiete, sondern dass diese gut ausgebildeten jungen Leute in der Region gute und sichere Arbeitsplätze finden.
(Autor: Andreas Barnickel)
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Hanse Law School
Ich erhoffe mir davon, dass wir eine neue Generation von Juristen ausbilden können ? die offen sind für internationale Fragen, die vorbereit sind darauf, in internationalen Organisationen, in der Wirtschaft, aber später auch in der Anwaltschaft Aufgaben zu übernehmen, für die man einfach den Blick über den Tellerrand braucht.
Alte Zöpfe abzuschneiden?, das ist auch das erklärte Ziel von Dagmar Schiek, Professorin für Europäisches Wirtschaftsrecht an der Uni Oldenburg. Die Absolventen seien dem deutschen "Einheitsjuristen", im 19. Jahrhundert für den preußischen Nationalstaat konzipiert, für Aufgaben auf europäischer Ebene weit überlegen? Nicht zuletzt auch, weil die Studierenden drei verschiedene Rechtssysteme kennenlernen müssten:
Das Ziel ist ein Studium für das sich wandelnde Recht. Deswegen sind die drei Schwerpunkte die Rechtsvergleichung, des deutschen und des niederländischen Rechts, sowie der für die wirtschaftliche Beratung besonders wichtige Bereich des common law. Der zweite Schwerpunkt ist das EU-Recht, und der 3. Schwerpunkt ist eine leistungsorientierte Prüfung mit einem verpflichtenden Auslandssemester in der Bachelor-Phase und einem weiteren in der Master-Phase.
Den Bachelor-Abschluss haben die Studierenden nach drei Jahren in der Tasche, den Master nach vier Jahren. Während diese Zeit besuchen sie alle drei Universitäten in Oldenburg, Bremen und Groningen. Anschließend steht den Absolventen auch der Weg offen, eine Anwaltskarriere einzuschlagen, sagt Dagmar Schiek von der Uni Oldenburg - und das ohne Staatsexamen:
Die Universität Groningen verleiht ja den "master in de rechten mit dem effectus civilis", das heißt, sie haben den Zugang zur niederländischen Anwaltschaft. Dort, das ist der normale Weg, können die Absolventen drei Jahre lang eine Ausbildung zum Advocat unter Anleitung machen und wir werden von der Hanse-Law-School dafür sorgen, dass diese Ausbildung auch so ausgerichtet ist, dass deutsche Kanzleien daran beteiligt sind. Im Anschluß erhalten sie mit einer Zusatzprüfung nach Paragraph 16 Eurag Zugang zur deutschen Anwaltschaft ? diese Zusatzprüfung dürfte unseren Absolventen leicht fallen, denn sie haben ja deutsches und niederländisches Recht gleichermaßen studiert.
27 Plätze stehen in Deutschland, 25 in den Niederlanden zur Verfügung. Der Studiengang ist kostenfrei und zulassungsbeschränkt: Es entscheiden die Abiturnote und ein Sprachtest. Für das im Oktober beginnende Wintersemester haben sich dreimal mehr junge Leute beworben, als freie Plätze vorhanden sind. Die Neulinge müssen sich aber auf viel Arbeit einstellen, sagt Professor Lichtenberg von der Uni Bremen:
Da muss man schon von Anfang an richtig ranklotzen. Dazu kommen die sprachlichen Probleme, nämlich, man muss auf deutsch und englisch arbeiten, und wir verlangen von allen Studierenden, dass sie auch die niederländische Sprache lernen. Das ist eine große Herausforderung für die Studierenden, aber sie bekommen dafür auch etwas, nämlich eine ganz individuelle Betreuung durch die Professoren. Großvorlesungen finden Sie bei uns nicht, 25 ist das größte, und da kennt man sich und kann auch was für die Studierenden tun.
Zunächst ist die Lebensdauer der Hanse-Law-School auf fünf Jahre befristet, solange stellen private Sponsoren aus der Wirtschaft Geld für den neuen Studiengang zur Verfügung. Die Unternehmen hoffen, unter den Absolventen ihren künftigen Nachwuchs rekrutieren zu können, sagt Winfried Barnstedt von einer Oldenburger Bank:
Unabhängig von unserer Sponsorenschaft erhoffen wir uns Impulse für die Region. Es darf nicht sein, dass die Elite aus unserer Region abwandert in die Ballungsgebiete, sondern dass diese gut ausgebildeten jungen Leute in der Region gute und sichere Arbeitsplätze finden.
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