"Anderes Beispiel: Lockerheit und Entspannung. Einatmen, da mache ich mich ganz locker, mache ein Hohlkreuz, - Ausatmen, da entspanne ich das Gesicht, lasse das Brustbein sinken, lasse die Rippen nach unten fallen und wie eine weiche Welle schwappt mein Becken nach oben - okay?"
In kleiner Runde präsentiert die Sportwissenschaftlerin und Fitnessberaterin Ute Weiler die neue Trendsportart Pilates für Menschen 50 Plus. Ihre Schnupperstunde gehört zur einer ganzen Reihe von Workshops für Ältere: Vom Nordic Walking für Beeinträchtigte, über eine Schulter- und Nacken-Schule, von Aerobic bis zum gezielten Training für die Sturzprophylaxe. Ein solches breites Angebot an praktischen Übungen ist ungewöhnlich im Programm einer wissenschaftlichen Tagung, hat aber guten Grund, erklärt Prof. Heinz Melching, der die Veranstaltung organisiert hat:
"Der Sinn dieser Veranstaltung ist natürlich im allerweitesten Sinne den älteren Menschen zu helfen. Auch dazu ist die Wissenschaft verpflichtet, aber der engere Sinn - da es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung handelt - ist natürlich die aktuellen Ergebnisse und Erkenntnisse unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen zusammenzutragen, die tatsächlich für den Bereich körperlicher Aktivität und Altern einen wichtigen Beitrag leisten können."
Das überkommene Bild vom menschlichen Alterungsprozess war fatalistisch: körperlicher Verschleiß, zunehmende Gebrechlichkeit, immer anfälliger für Krankheiten, auch der Geist lässt nach, Vergesslichkeit und Konzentrationsschwäche - kurzum: Das Alter ist ein Fluch, dem wir ohnmächtig ausgeliefert sind. Aber die Gegenwart zeigt auch, dass sehr viele Menschen bis ins hohe Alter ziemlich gesund sind und ihr Leben aktiv gestalten können, natürlich dank moderner Medizin, guter Ernährung, aber zuletzt auch, weil sie sich körperlich fit halten. Alte Menschen, die Sport treiben, hätte man früher für verrückt erklärt. Das hat sich geändert - zusammen mit der Vorstellung von Sport.
"Allein der Sportbegriff hat oft dazu geführt, dass Menschen insbesondere in etwas höherem Alter gesagt haben, das ist nichts für mich. Aber die Frage, die dahinter steht, ist letztlich die körperliche Aktivität, es ist Bewegung und es ist die Gesundheitswirksamkeit von körperlicher Aktivität und Bewegung - dass man Sport treiben kann, auch bis ins höchste Alter Sport treiben soll, ist eine ganz andere Frage - aber gesundheitswirksam sind schon minimale Aktivitäten, zum Beispiel beim strammen Spazierengehen, bereits von einer halben Stunde, drei Tage die Woche, führt dazu, dass Herzinfarktrisiken 25 bis 30 Prozent reduziert werden. Und wenn man das das weiß, müsste man sagen, eigentlich müsste man alle Menschen anhalten, körperlich aktiv zu bleiben, wenn sie es schon sind, und zu werden, wenn sie es noch nicht sind. "
Körperliche Aktivität für ältere und alte Menschen war der eine Schwerpunkt der Tagung. Hier diskutierte man die Frage: Wie steht es um die Kraftentwicklung, das heißt die Veränderungen der Muskulatur im Alter? Oder: Was weiß man über das Ausdauerverhalten?
Der zweite viel weiter gefasste Schwerpunkt hieß anspruchsvoll "Successful
Aging", erfolgreiches Altern. Dazu hatte man als Referentin auch die Entwicklungspsychologin Ursula Staudinger von der Internationalen Universität Bremen eingeladen:
"Ich spreche lieber von gelungenem Altern, von erfülltem Altern, ich glaube, um was es uns gehen soll, wie kann jeder für sich, wie kann aber auch ein Gemeinwesen, eine Gesellschaft, Alternsprozesse optimieren, verbessern, positiv beeinflussen. Und da gibt es unterschiedliche Kriterien, die man angelegen kann. Der Einzelne kann Kriterien anlegen, was für ihn selbst, das gelungene Altern bedeutet, ob es darin besteht, dass man sich kontemplativ mit viel Zeit Dingen widmen kann, denen man sich früher nicht widmen konnte, oder ob es bedeutet, aktiv zu sein, dabei zu sein, auch noch tätig zu sein. Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten innerhalb der Familie, in die Kommune herauszugehen. Wenn man es volkswirtschaftlich betrachtet, dann ist es schon klar, was unser Wunsch sein sollte, dass wir bei einer um 30 Jahre verlängerten Lebenserwartung auch einen - beträchtlichen - Anteil dieser 30 Jahre so gestalten können, dass die Menschen unabhängig leben können und auch noch einen Beitrag leisten können zur Gesellschaft in der einen oder in der anderen Form. "
Ursula Staudinger betont, dass es eine Vielfalt von Gestaltungsformen für das Alter gibt, wo jeder Einzelne individuell und nach Maßgabe seiner Bedingungen, insbesondere auch seiner körperlichen Verfassung entscheiden soll, wie er leben will. Wichtig ist in den Augen der Forscherin, dass alte Menschen so lange wie möglich ihre Unabhängigkeit wahren können, das heißt selbst über ihre Lebensgestaltung bestimmen. Allerdings kommt dem Sport und der Bewegung dabei eine besondere Rolle zu, nicht allein was die Gesundheit angeht, sondern auch in sozialer Hinsicht.
" Häufig übersehen wird der soziale Aspekt im Sport. Man findet gut Kontakte, und es belebt einen, es bringt positive Emotionen ins Leben, was manche Schwierigkeit, der Verlust nahe stehender Personen, mit dem man konfrontiert wird im Alter, und auch manches Zipperlein, wenn der Körper manchmal nicht so will, was dann auch hilft damit besser fertig zu werden. Es ist schon so, dass wir gegenwärtig in der Gesellschaft, sobald wir aus dem Berufskontext ausgeschieden sind, da gibt es keine natürlichen Räume, in denen man dann automatisch mit Menschen zusammenkommt, sondern jeder muss sich dann im Alter wieder sein neues soziales Umfeld suchen, und da ist Sport sicher eine ganz gute Möglichkeit."
Eigentlich scheint es für ein gelungenes Alter keine Alternative zu Sport und Bewegung zu geben. Aber Ursula Staudinger warnt davor, in die Falle der Machbarkeit zu tappen, wenn die Diskussion über Gesundheitsprämien bei den Krankenkassen wieder auflebt. Zwar trägt der Einzelne eine Verantwortung für sich, aber man kann niemanden zu einem bestimmten Lebensstil zwingen. Vor allem ist nicht jeder so fit, wie er es gern wäre.
Wo die Vergangenheit Gesundheit im Alter als pures Schicksal ansah, könnte die Zukunft ins entgegen gesetzte Extrem verfallen und Gesundheit zu einem Verdienst, zu einer Leistung erklären - und dann: wehe denen, die diese Leistung nicht erbringen.
"Es gibt ob der Vielfalt im Alter eben auch Menschen, die durch ihre Veranlagung es nicht mehr schaffen, dann aktiv zu sein, und eingeschränkt sind, ohne dass sie dafür verantwortlich sind. Also ohne dass man ihnen den Vorwurf machen kann, sie hätten sich nicht genug gekümmert, man muss also vorsichtig sein, dass es da nicht zu Stigmatisierungen oder sogar zu so einer Hexenjagd kommt, man muss sehr genau hingucken. Wir können das Alter positiv beeinflussen, wenn wir die nötige Energie dafür aufbringen, aber in Grenzen, und jeder hat seine eigenen Grenzen, gesteckt durch die Biologie, die ihm gegeben wurde von den Eltern. Dass wir hier über genetische Eingriffe etwas ändern können, das ist Zukunftsmusik, aber gegenwärtig ist es so, dass jeder mit diesen Grenzen leben muss, man könnte auch sagen: Man kann jedem raten, diese Grenzen in der positiven Richtung auch auszutesten. "
In kleiner Runde präsentiert die Sportwissenschaftlerin und Fitnessberaterin Ute Weiler die neue Trendsportart Pilates für Menschen 50 Plus. Ihre Schnupperstunde gehört zur einer ganzen Reihe von Workshops für Ältere: Vom Nordic Walking für Beeinträchtigte, über eine Schulter- und Nacken-Schule, von Aerobic bis zum gezielten Training für die Sturzprophylaxe. Ein solches breites Angebot an praktischen Übungen ist ungewöhnlich im Programm einer wissenschaftlichen Tagung, hat aber guten Grund, erklärt Prof. Heinz Melching, der die Veranstaltung organisiert hat:
"Der Sinn dieser Veranstaltung ist natürlich im allerweitesten Sinne den älteren Menschen zu helfen. Auch dazu ist die Wissenschaft verpflichtet, aber der engere Sinn - da es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung handelt - ist natürlich die aktuellen Ergebnisse und Erkenntnisse unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen zusammenzutragen, die tatsächlich für den Bereich körperlicher Aktivität und Altern einen wichtigen Beitrag leisten können."
Das überkommene Bild vom menschlichen Alterungsprozess war fatalistisch: körperlicher Verschleiß, zunehmende Gebrechlichkeit, immer anfälliger für Krankheiten, auch der Geist lässt nach, Vergesslichkeit und Konzentrationsschwäche - kurzum: Das Alter ist ein Fluch, dem wir ohnmächtig ausgeliefert sind. Aber die Gegenwart zeigt auch, dass sehr viele Menschen bis ins hohe Alter ziemlich gesund sind und ihr Leben aktiv gestalten können, natürlich dank moderner Medizin, guter Ernährung, aber zuletzt auch, weil sie sich körperlich fit halten. Alte Menschen, die Sport treiben, hätte man früher für verrückt erklärt. Das hat sich geändert - zusammen mit der Vorstellung von Sport.
"Allein der Sportbegriff hat oft dazu geführt, dass Menschen insbesondere in etwas höherem Alter gesagt haben, das ist nichts für mich. Aber die Frage, die dahinter steht, ist letztlich die körperliche Aktivität, es ist Bewegung und es ist die Gesundheitswirksamkeit von körperlicher Aktivität und Bewegung - dass man Sport treiben kann, auch bis ins höchste Alter Sport treiben soll, ist eine ganz andere Frage - aber gesundheitswirksam sind schon minimale Aktivitäten, zum Beispiel beim strammen Spazierengehen, bereits von einer halben Stunde, drei Tage die Woche, führt dazu, dass Herzinfarktrisiken 25 bis 30 Prozent reduziert werden. Und wenn man das das weiß, müsste man sagen, eigentlich müsste man alle Menschen anhalten, körperlich aktiv zu bleiben, wenn sie es schon sind, und zu werden, wenn sie es noch nicht sind. "
Körperliche Aktivität für ältere und alte Menschen war der eine Schwerpunkt der Tagung. Hier diskutierte man die Frage: Wie steht es um die Kraftentwicklung, das heißt die Veränderungen der Muskulatur im Alter? Oder: Was weiß man über das Ausdauerverhalten?
Der zweite viel weiter gefasste Schwerpunkt hieß anspruchsvoll "Successful
Aging", erfolgreiches Altern. Dazu hatte man als Referentin auch die Entwicklungspsychologin Ursula Staudinger von der Internationalen Universität Bremen eingeladen:
"Ich spreche lieber von gelungenem Altern, von erfülltem Altern, ich glaube, um was es uns gehen soll, wie kann jeder für sich, wie kann aber auch ein Gemeinwesen, eine Gesellschaft, Alternsprozesse optimieren, verbessern, positiv beeinflussen. Und da gibt es unterschiedliche Kriterien, die man angelegen kann. Der Einzelne kann Kriterien anlegen, was für ihn selbst, das gelungene Altern bedeutet, ob es darin besteht, dass man sich kontemplativ mit viel Zeit Dingen widmen kann, denen man sich früher nicht widmen konnte, oder ob es bedeutet, aktiv zu sein, dabei zu sein, auch noch tätig zu sein. Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten innerhalb der Familie, in die Kommune herauszugehen. Wenn man es volkswirtschaftlich betrachtet, dann ist es schon klar, was unser Wunsch sein sollte, dass wir bei einer um 30 Jahre verlängerten Lebenserwartung auch einen - beträchtlichen - Anteil dieser 30 Jahre so gestalten können, dass die Menschen unabhängig leben können und auch noch einen Beitrag leisten können zur Gesellschaft in der einen oder in der anderen Form. "
Ursula Staudinger betont, dass es eine Vielfalt von Gestaltungsformen für das Alter gibt, wo jeder Einzelne individuell und nach Maßgabe seiner Bedingungen, insbesondere auch seiner körperlichen Verfassung entscheiden soll, wie er leben will. Wichtig ist in den Augen der Forscherin, dass alte Menschen so lange wie möglich ihre Unabhängigkeit wahren können, das heißt selbst über ihre Lebensgestaltung bestimmen. Allerdings kommt dem Sport und der Bewegung dabei eine besondere Rolle zu, nicht allein was die Gesundheit angeht, sondern auch in sozialer Hinsicht.
" Häufig übersehen wird der soziale Aspekt im Sport. Man findet gut Kontakte, und es belebt einen, es bringt positive Emotionen ins Leben, was manche Schwierigkeit, der Verlust nahe stehender Personen, mit dem man konfrontiert wird im Alter, und auch manches Zipperlein, wenn der Körper manchmal nicht so will, was dann auch hilft damit besser fertig zu werden. Es ist schon so, dass wir gegenwärtig in der Gesellschaft, sobald wir aus dem Berufskontext ausgeschieden sind, da gibt es keine natürlichen Räume, in denen man dann automatisch mit Menschen zusammenkommt, sondern jeder muss sich dann im Alter wieder sein neues soziales Umfeld suchen, und da ist Sport sicher eine ganz gute Möglichkeit."
Eigentlich scheint es für ein gelungenes Alter keine Alternative zu Sport und Bewegung zu geben. Aber Ursula Staudinger warnt davor, in die Falle der Machbarkeit zu tappen, wenn die Diskussion über Gesundheitsprämien bei den Krankenkassen wieder auflebt. Zwar trägt der Einzelne eine Verantwortung für sich, aber man kann niemanden zu einem bestimmten Lebensstil zwingen. Vor allem ist nicht jeder so fit, wie er es gern wäre.
Wo die Vergangenheit Gesundheit im Alter als pures Schicksal ansah, könnte die Zukunft ins entgegen gesetzte Extrem verfallen und Gesundheit zu einem Verdienst, zu einer Leistung erklären - und dann: wehe denen, die diese Leistung nicht erbringen.
"Es gibt ob der Vielfalt im Alter eben auch Menschen, die durch ihre Veranlagung es nicht mehr schaffen, dann aktiv zu sein, und eingeschränkt sind, ohne dass sie dafür verantwortlich sind. Also ohne dass man ihnen den Vorwurf machen kann, sie hätten sich nicht genug gekümmert, man muss also vorsichtig sein, dass es da nicht zu Stigmatisierungen oder sogar zu so einer Hexenjagd kommt, man muss sehr genau hingucken. Wir können das Alter positiv beeinflussen, wenn wir die nötige Energie dafür aufbringen, aber in Grenzen, und jeder hat seine eigenen Grenzen, gesteckt durch die Biologie, die ihm gegeben wurde von den Eltern. Dass wir hier über genetische Eingriffe etwas ändern können, das ist Zukunftsmusik, aber gegenwärtig ist es so, dass jeder mit diesen Grenzen leben muss, man könnte auch sagen: Man kann jedem raten, diese Grenzen in der positiven Richtung auch auszutesten. "