Dieser Ablauf allein ist indes ein herkömmlicher Versuchslablauf in der Verhaltensforschung. Doch die Affen in Buffalo haben daneben auch noch eine dritte Option: sie können eine Frage auch verweigern und direkt zum nächsten Bild weitergehen, genauso wie bei vielen Fernseh-Quizshows, berichtet John David Smith: "In diesem Fall muss das Tier sein Gedächtnis bewerten und sagen, ich erinnere mich nicht wirklich deutlich, aber das Bild ist auch nicht wirklich unbekannt. Ich weiß nicht, ob ich mich erinnere. Die Tiere verwenden diese Möglichkeit ganz ähnlich, wie das Menschen in genau dem gleichen Experiment tun. Das zeigt, dass es eine große Verwandtschaft zwischen den geistigen Fähigkeiten dieser beiden Arten gibt." Je schwieriger die Aufgaben waren, desto häufiger wollten Affen wie Menschen lieber zur nächsten Frage weitergehen, statt sich festzulegen, ob sie ein Bild wirklich schon gesehen hatten. Daraus schlussfolgert Smith, dass bei so ähnlichem Verhalten auch die Denkvorgänge sich gleichen sollten. Wenn aber auch Rhesusaffen zweifeln können, dann verfügen sie auch die Fähigkeit zur Metakognition. Mehr noch, denn wie bei Fernsehkandidaten führt auch bei den Affen das Nachdenken über die eigenen Gedanken öfter in die Irre. Hierin sieht Professor Smith einen weiteren Hinweis, dass die Ergebnisse wirklich Metakognition nachweisen und nicht nur einen niedrigen geistigen Reflex. Das Phänomen indes beschränkt sich nicht allein auf Rhesusaffen: Auch ein Delfin offenbarte so seine Zweifel. Ratten dagegen, ebenso Tauben, bewiesen lediglich die Verarbeitung ihrer Umwelt, nicht aber der Qualität der eigenen Gedanken.
Der Zweifel an eigenen Gedanken, so der Verhaltensforscher, sei sicher nicht allein für Quizshows angelegt, sondern helfe auch im Dschungel oder der Tiefsee entscheidend weiter: "Manchmal geraten Tiere in Situationen, die sie nicht kennen und nicht wissen, was zu tun ist. Dann ist es schlecht, auf Autopilot zu schalten. Viel besser dagegen ist es, wenn ein Tier einen geistigen Raum hat, indem es erst einmal in Ruhe seine Informationen abwägen kann, um sich dann für die beste Möglichkeit zu entscheiden." Für diesen Raum scheint ein Mindestmaß an schierer Nervenmasse nötig zu sein, wie die durchgefallenen Kandidaten – Ratten und Tauben - in Buffalo zeigten. Dass die zweifelnden Tiere sich aber bewusst seien, dass sie über Gedanken denken, glaubt John David Smith kaum. Trotzdem ist er sicher, dass die Metakognition beim Menschen ein wichtiger Baustein für ein Gefühl der eigenen Identität und des Bewusstseins ist: "Die meisten Forscher glauben, dass die Metakognition zu den komplexesten geistigen Fähigkeiten des Menschen gehört. Dass Tiere ähnliche Fähigkeiten haben, erhöht unsere Wertschätzung für ihren Verstand."
[Quelle: Volkart Wildermuth]