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Werbemails einfach rausgefischt

Bei Werbemails im Internet kann inzwischen schon eher von Sintflut als von einer Flut gesprochen werden. Zu Abermillionen strömen sie jeden Tag den enervierten Anwendern entgegen, die dann meist per Hand diesen so genannten ''Spam'' in den Datenorkus schicken müssen. Enorme Probleme bereiten die unerwünschten Mails auch deutschen Hochschulen. Denn viele Unis unterhalten nämlich offene Server, damit Wissenschaftler und Studenten frei kommunizieren können. Aber genau diese frei zugänglichen Kapazitäten nutzen die Spammer – eigentliches Quell des Ärgers - gerne. Um dem Problem Herr zu werden, ließ sich das Rechenzentrum der Universität Köln jetzt einiges in Sachen Spam einfallen.

Maximillian Schönherr |
    "Spam" - ursprünglich ein harmloses Wort für amerikanisches Dosenfleisch - ist zum Anti-Wort des Internets geworden. Denn unter Spams versteht man unerwünschte Emails. Ihre Schreiber, die Spammer, versuchen, die Adressaten durch solche elektronische Werbepost auf ihre kostenpflichtigen Pornoseiten zu locken, ihnen Sonnenbrillen zu verkaufen oder, viel bösartiger, sie jubeln ihnen Viren unter oder installieren ungefragt so genannte Dialer-Programme, die sich zu horrenden Preisen ins Internet einwählen. Das Rechenzentrum der Universität Köln ist Vorreiter beim Bekämpfen von Spams und ergriff kürzlich effektive neue Maßnahmen, um das Problem einzugrenzen. Für die Uni Köln gab es zwei Gründe, offensiv gegen Spams vorzugehen: Erstens war das Mailaufkommen, das über ihre Rechner lief, wegen Spam-Mails erheblich gestiegen und fraß kostbare Bandbreite auf. Vor allem aber häuften sich die Beschwerden von Leuten, die das Rechenzentrum zum Abwickeln ihrer Emails nutzen und sich vor Spams kaum mehr retten konnten. Als primäre Maßnahme sperrten die Systembetreuer zunächst so genannte Open Relay Sever. Dazu Sebastian Hagedorn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Rechenzentrum:" Open Relay Server sind falsch konfigurierte Server, über die man Mails mit falschen Absender- und Adressatendaten versenden kann. Spammer nutzen nur diese Server, weil sie hier ihre Spuren verwischen können. Firmen, die sie betreiben, sind oft arglos. Die Universität prüft Datenbank solcher Server und schickt Mails von dort automatisch zurück." Außerdem werde der Server-Betreiber unterrichtet, damit er seinen Server entsprechend umkonfiguriert.

    Die Datenbank mit falsch konfigurierten Mail-Servern muss laufend aktualisiert werden, und selbst dann greift diese globale Filtermaßnahme nur beschränkt. Spam-Versender sind findig und nutzen immer neue Wege, um den geplagten Internetbenutzern ihre faulen Eier ins Nest zu legen. Um Spams wirklich weitgehend loszuwerden, muss man als Mail-Empfänger selbst tätig werden, denn würde etwa die Universität automatisch alle Mails mit asiatischem Zeichensatz aussortieren, nur weil über asiatische Server häufig Werbemails mit pornografischem Inhalt laufen, was würden dann die Mitarbeiter der Institute für Sinologie und Japanologie sagen, die in Korrespondenz mit ihren asiatischen Kollegen stehen? Aber auch hier zeigt sich das Rechenzentrum als Vorreiter: Sebastian Hagedorn installierte ein Programm namens Spam Assassin - der Spam-Attentäter, das eigentlich für Endverbraucher gedacht war, aber in einer optimierten Version auch auf dem Server läuft und sich nun jede in die Uni eingehende Mail auf Spamgehalt hin ansieht: "Spam Assassin vergibt Punktzahlen, negative für nicht verdächtig, positive für verdächtig. Nur in der Summe wird die Spam-Warnung relevant."

    Spam Assassin stellt jede Mail an den Empfänger zu, jedoch setzt das Werkzeug in den Absenderkopf eine mehr oder weniger starke Spam-Markierung in Form von Sternchen hinein. Der Empfänger kann dann relativ einfach sein normales Mailprogramm nutzen, um beispielsweise alle Post mit mehr als sieben solcher Sterne automatisch zu löschen. Ein gelegentlicher Blick in den Mail-Abfallkorb zeigt, wie gut das funktioniert. Die kombinierte Methode des Rechenzentrums, global und lokal zu filtern, hat so in viele Postfächer regelrechte Ruhe einkehren lassen.

    Nähere Informationen finden Sie auch auf den Internetseiten der Universität Köln.