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Werben im Web

Das neue Waschmittel, das besonders schonend zu bunter Wäsche ist, oder die Zahncreme, die die Zähne viel weißer macht - bisher wurde dafür in Spots und Anzeigen geworben. Doch die Werbebranche hat das Web 2.0 mit Twitter, Facebook und Co. entdeckt. So nutzen Firmen die Sozialen Netzwerke für ihre Anliegen.

Von Jens Falkowski |
    Fast jeder Besucher bei den studentischen Medientagen ist bereits bei StudiVZ oder Facebook angemeldet. Die meisten von ihnen halten in den Sozialen Netzwerken Kontakt zu Freunden und Bekannten. Aber auch ihre potenziellen Arbeitgeber haben diese Plattformen im Visier. So findet Produktwerbung und Unternehmenskommunikation zunehmend in diesen Netzwerken statt. Für Nicole Kappler, eine der studentischen Organisatoren der Medientage, ein wichtiger Grund die Veranstaltung der Online-PR zu widmen.

    "Inzwischen haben eben auch Firmen das Internet und vor allem die Sozialen Netzwerke für sich entdeckt. Wir merken das auch an den Vorträgen – sehr viele Vorträge, die in Richtung "Social Media" gehen. Hier gibt es wirklich noch für viele Firmen Potenzial, aktiv zu werden und hier Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und auch so, dass das für die Firmen Erfolg verspricht."

    Die Botschaften der Firmen breiten sich in den Sozialen Netzwerken aus– virales Marketing nennen das die Experten. So wird über Produkt und Botschaft diskutiert und über Weiterempfehlungen breiten sie sich im Netzwerk aus. In einem der Workshops konnten die Studierenden lernen, wie man einen Firmenblog einrichtet und mit Twitter, Facebook und StudiVZ vernetzt. Georg Schwindler hat an der TU Chemnitz Germanistik studiert und sieht einen Teil seiner zukünftigen Arbeit darin, Firmen ins Web 2.0 zu führen.

    "Die stehen einfach vor der Notwendigkeit. In der Zeit der Überproduktion und des Überangebotes ist es absolut notwendig, im Prinzip Direktkontakte mit den Kunden und Meinungsführern aufzunehmen und dann Netzwerke aufzubauen, dass sich langsam Werbebotschaften in Soziale Netzwerke einfließen und sich dort perpeduieren also irgendwie fortpflanzen ohne dass man selbst ständig der Pusher ist, der da alles bestimmt. Es wird davon abhängen, dass sich Kunden untereinander beratend positiv über die Produkte, die man anbietet, unterhalten."

    Neben der Vermarktung der Produkte versuchen große Unternehmen sich einen ökologischen und sozialen Anstrich über das sogennante "Greenwashing" zu geben. Das findet auch in den sozialen Netzen statt. Caroline Glathe hat sich diesem Phänomen unter anderem in ihrer Masterarbeit gewidmet und festgestellt, dass es bislang gut funktioniert. Konsumenten vertrauen überwiegend den Informationen der Unternehmen, die auch mittels Online-PR ihr Image Grün färben. Doch im Web 2.0 bleibt dies nicht unbemerkt.

    "Eher kann man sagen, dass das Web 2.0 vielleicht eine Gefahr für das Greenwashing sein kann. Weil Greenwashing ja bedeutet dass man nicht ehrlich kommuniziert, sondern dass ein Unternehmen so tut als sei es grün und umweltfreundlich und sozial verantwortlich, obwohl es das nicht ist. Das Web 2.0, speziell Blogs oder soziale Netzwerke, können sehr schnell Gegeninformationen verbreiten und Kampagnen starten oder zu Antiaktionen aufrufen."

    Auf den Medientagen wurden aber auch andere Strategien im Umgang mit dem Web 2.0 diskutiert. Einige ihre Kommilitonen werden Strategien als PR-Mitarbeiter für Unternehmen planen. Doch nicht nur für die zukünftige Arbeit, sondern bereits bei der Bewerbung sollten die Studierenden für sich selbst in den Netzwerken werben. Annika Lehmann hat im vergangenen Jahr den Career-Service an der Uni Chemnitz mit gegründet. Sie bietet Workshops für die zukünftigen Absolventen an und legt Wert auf die Präsenz im Web 2.0.

    "Wenn man sich das anschaut in den Bereich, wie die Studenten, die das hier organisieren, aus den Medienbranchen, ist es wichtig sich darin zu präsentieren schon bei den potenziellen Arbeitgebern, diese eigenen Plattformen zu nutzen und damit umgehen zu können, für sich als eigene Person sich darstellen zu können. In bestimmten Bereichen denke ich ist es nicht ganz zwingend notwendig, beispielsweise in bestimmten geisteswissenschaftlichen Bereichen, spielt es noch nicht so eine enorme Rolle. Wenn es aber um Selbstpräsenz, Eigenpräsenz geht, wenn ich jetzt einfach daran denke aus einem Fachbereich aus dem ich auch komme, Pädagogik, in der Weiterbildung ist es auch wichtig."

    Unternehmen, die Mitarbeiter nur für das Marketing in den sozialen Netzen einstellen, kennt sie bisher noch nicht. Doch für ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nutzen viele Firmen bereits Twitter und Facebook für die Kommunikation, auch wenn es in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt.