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Werben um Kinder, Alte und Sponsoren

Hier sieht's irgendwie wie im Kino aus, so ungefähr, nur ein bisschen heller, und der Mann vorne fragt uns manche Sachen, die können wir dann beantworten, dann müssen wir aufzeigen, und dann können wir noch zum Beispiel jetzt rausgehen, und dann sind da noch ganz viele andere Anbietungen, zum Beispiel Steine, der Kosmos. Hat mir meine Mutter alles schon gesagt. Und das find ich ganz schön hier eigentlich.

Von Armin Himmelrath und Britta Mersch |
    Und als meine Pensionierung anstand, hatte ich so ein halbes Jahr vorher echte Panik, wie soll alles gehen, wenn du mal nichts mehr zu tun hast, und dann dachte ich, das wäre auch wohl noch was, einmal so ein Studium im Alter zu machen, und dann habe ich das auch sofort angefangen, nachdem ich pensioniert worden bin, das heißt die Pensionierung war im August und das Semester begann ja dann im Oktober und November, und das habe ich dann auch ganz richtig gemacht.

    Früher war alles ganz einfach: Studierende waren Anfang 20, und wer mit grauen Haaren noch im Hörsaal unterwegs war, war entweder Professor oder Hausmeister. Heute dagegen schreiben sich 70jährige an den Hochschulen als normale Studenten ein, und acht-jährige besuchen Vorlesungen und Seminare. Und sie werden von den Universitäten dazu sogar noch ermuntert. So wie Mitte September in der Universität Köln, wo sich in den Hörsälen tagelang Hunderte von Kindern tummelten.

    Eine Vorlesung über die Konkurrenz zwischen Gameboy und Büchern. Vorne redet der Professor, vor ihm sitzen mehr als einhundert Grundschüler, und das ganze heißt Kinderuniversität. Der acht-jährige Galan erklärt, um was es genau geht.

    Hier wird so über Schriftsteller vorgelesen und was die gemacht haben, über die Geschichte, was die gemacht haben, wo die waren, wieso die gestorben sind, über das alles erzählt der gerade.

    Warum bist du hierhin gekommen? Warum wolltest du das alles wissen?

    Also, meine Mutter hatte mir das vorgeschlagen, und dann hat die gesagt: Hier gibt's über Steine und andere und Schriftsteller, und dann fand ich das einfach interessant, und dann bin ich hierher gekommen und gucken, um zu gucken, wie das geht.

    Und wie gefällt's dir hier an der Uni?

    Sehr gut!

    Auch Peter Brenner sieht zufrieden aus. Er ist Professor am Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Köln. Die Kindervorlesung sieht Brenner nicht nur als fachlich-pädagogische Herausforderung, sondern auch als Beitrag zur Profilierung seiner Universität.

    Wir sind grad dabei, uns in der deutschen Bildungs-, Kultur- und Wirtschaftslandschaft neu zu positionieren, und da gehört so was dazu. Das ist, muss man auch ganz nüchtern sehen, eine Imagesache, die wir hier machen, und das ist auch nicht verwerflich. Das gehört dazu, dass wir auch bei den Kleinen ansetzen, dass die einen Begriff dafür kriegen, was Uni ist, und dass die das ihren Eltern und Lehrern weitergeben. Also, unter dem Aspekt sehe ich das zur Hälfte auch, was ich hier mache.

    Aktivitäten wie in Köln gibt es seit einigen Jahren deutschlandweit. Kaum eine Universität, die nicht ebenfalls Kindervorlesungen im Angebot hat; kaum eine Fachhochschule, die nicht schon Kontakte zu Schulen im Umland knüpft. Hintergrund ist die sich abzeichnende Überkapazität an Studienangeboten: Bis zum Ende des Jahrzehnts sagen Statistiker einen Rückgang der Schülerzahlen von über sechs Prozent in Deutschland voraus. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Hochschulen mit weniger Studierenden zu kämpfen haben. Um ihre Ausbildungsangebote im heutigen Maßstab aufrecht zu erhalten, müssen sie deshalb die Werbetrommel rühren – je früher, desto besser. Doch trotz positiver Rückmeldungen und trotz des großen Kinderinteresses an seinem Vortrag ist Peter Brenner immer noch die Skepsis anzumerken, mit der er diesem neuen, jungen akademischen Publikum gegenüber tritt.

    Man müsste noch mal genauer drüber nachdenken und ein bisschen mehr Erfahrungen sammeln und schauen, wie das aufgenommen wird. Ich sehe ein bisschen die Gefahr, dass das mehr was ist für Erwachsene. Also, dass die Uni sich hier ein Renommee aufbaut, was auch gut und richtig ist, dass die Uni die Pforten nach außen öffnet, aber die Resonanz dann am Ende in den Medien da ist, die von den Kindern nicht wahrgenommen werden. Ist immer so ein Risiko, dass das Gefahr läuft, an den Kindern vorbeizulaufen.

    Während das akademische Personal noch zweifelt, gehören für die Hochschulen solche Angebote längst zu den Standard-Marketing-Instrumenten. Denn Universitäten und Fachhochschulen sollen sich, so die Vorgabe aus der Bildungspolitik, gezielt profilieren und für den Wettbewerb der Bildungseinrichtungen untereinander stärken. Leider ersetze dabei aber Lokalpatriotismus oftmals den Blick für die wirklichen Herausforderungen, kritisiert Klaus Landfried, Politikwissenschaftler und früher Professor an der Universität Kaiserlautern.

    Also, der Versuch, immer zusagen: Wettbewerb ist nur Bremen gegen Oldenburg und Oldenburg gegen Hamburg und Hamburg gegen Kiel – nein, ich sehe da schon größere Verbünde. Denn wir sind im internationalen Wettbewerb nur dann gut aufgestellt, wenn wir auf einigen Feldern in der Forschung wie auch in der Ausbildung die kritische Masse für Spitzenleistungen haben, und das geht nicht, indem "my university is my castle" oder "my faculty is my castle" gilt, sondern nur dann, wenn wir wirklich große Einheiten haben. Nicht nur, aber große Einheiten, Forschungszentren, die international sichtbar machen: Hier wird Spitzenleistung betrieben.

    Mit anderen Worten: Nicht Vorlesungen für Kinder, sondern solide Leistungen in Forschung und Lehre sorgen in erster Linie dafür, dass es einer Universität gut geht. Klaus Landfried war bis zum vergangenen Jahr Präsident der Hochschul-Rektorenkonferenz und arbeitet seither als freier Hochschulberater. Sein Credo: Die Hochschulen müssen offensiv ihren Platz zwischen lokalen Anforderungen und internationalen Herausforderungen finden. Kinderuniversitäten können dabei ein Element sein, nicht aber die Quintessenz der Profilbildung.

    Dass es ein Kirchturmsdenken gibt, ist einerseits nicht zu leugnen, das ist ein Faktum, hat aber auch seine Berechtigung im Hinblick auf die regionale Rolle, die Hochschulen haben. Die Hochschulen müssen sich auf ihre Region stützen können. Sie haben eine Mehrfach-Aufgabe: Sie müssen sich auf ihre Region stützen können, aus der sie Kraft und Unterstützung ziehen können, für die sie ja auch etwas tun als Motoren der wirtschaftlichen Entwicklung zum Beispiel, aber sie sind gleichzeitig Einheit eines größeren Systems, dass den Standort Deutschland kulturell und wirtschaftlich in der Welt vertritt.

    Und auch von anderer Seite werden Anforderungen an die Hochschulen herangetragen: Politik, Wirtschaft und Studierende melden ihre Ansprüche an. So zum Beispiel Manfred Erhardt. Als früherer CDU-Wissenschaftssenator von Berlin kennt er die Wünsche der Bildungspolitiker, als heutiger Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft vertritt er die Interessen der Wirtschaft an Forschungsfragen.

    Seit die Haushalte in Deutschland, die öffentlichen Haushalte, so angespannt sind, geht es also nicht mehr nur darum, mehr Geld für Bildung und Wissenschaft zu bekommen, sondern auch mehr Bildung und Wissenschaft für das vorhandene Geld. Das heißt, es gilt zu optimieren; es geht auch darum, Strukturen so zu gestalten, dass sie Erträge abwerfen, ohne dass ständig neuer finanzieller Input hereinkommt.

    Zu größerer Effizienz gehöre aber nicht nur ökonomisches Denken, sondern auch ein stärkeres Bewusstsein für die Darstellung der eigenen Stärken nach außen, so Erhardt. Mit dieser Kombination ließen sich jene Ziele erreichen, die den Hochschulen per Gesetz ohnehin aufgegeben sind: zu forschen, die wissenschaftliche Ausbildung zu garantieren, aber auch die wissenschaftliche Weiterbildung zu realisieren. Der Mut zu Veränderungen muss dabei vor allem aus den Hochschulen selber kommen. Die Universitäten, sagt Manfred Erhardt, hätten keine andere Wahl, als sich als Anbieter auf einem internationalen Markt zu verstehen und zu präsentieren. Die Zeiten weltabgewandter Forschung im Elfenbeinturm seien jedenfalls vorbei.

    Denn das ist eigentlich das Neue an unserer Situation, dass wir sozusagen die Spielregeln in unserem Bereich nicht mehr im nationalstaatlichen Biotop aushandeln und vereinbaren können, sondern dass wir uns durch die Internationalisierung der Bildungsmärkte, die Internationalisierung der Arbeitsmärkte natürlich so verhalten müssen, dass wir den Besten entsprechend mithalten können.

    Doch gegen diese reine Marktorientierung wehrt sich Hochschulberater Klaus Landfried. Es gehe nicht nur um Effizienz, sondern auch um eine ordentliche Finanzierung. Den Staat will Landfried an dieser Stelle nicht aus der Verantwortung entlassen.

    Dass wir in den Hochschulen unterfinanziert sind – im Verhältnis zur ETH in Zürich sind die deutschen Hochschulen, im Durchschnitt haben sie etwa die Hälfte deren Budget pro Student, die Universitäten wohlgemerkt! Die Fachhochschulen noch weniger. Und dass wir im Verhältnis zu Amerika noch mal um einen Faktor mehr unterfinanziert sind, das ist ganz offensichtlich.

    Ortstermin an der Universität Münster. Der Elfenbeinturm hat sich geöffnet, und ganz neue Studentengruppen haben sich hinein gewagt.

    Ich bin Fleischermeister, fast 40 Jahre, selbständig, 35, 36 Jahre selbständig und hab dann vor zwei Jahren meinem Sohn das Geschäft übergeben, und dann stand auch bei mir die Frage an, was macht man in der Freizeit, obwohl die noch relativ knapp bemessen ist, ich bin immer noch im Geschäft tätig, aber nicht mehr in der vordersten Reihe.

    Wilhelm Grunden, 69 Jahre. Seniorenstudent im Fachbereich Katholische Theologie.

    Und hab dann jetzt mich auch schon für das dritte Semester angemeldet, zwei Semester habe ich schon hinter mir und für mich war es absolutes Neuland, ich kannte das ja nicht, aber das hat mich eigentlich immer interessiert, vor allen Dingen auch Theologie, das war eigentlich immer das Thema, was mich mein ganzes Leben eigentlich mehr oder weniger stark verfolgt hat, na ja gut, in den Sturm- und Drang-Jahren nicht so sehr, aber irgendwann kommt es dann wieder, und da habe ich mich dann auch gleich für Katholische Theologie entschieden, und ich muss sagen, das gibt mir doch einiges.

    In den Hörsälen an der Universität Münster ist Wilhelm Grunden keine Ausnahme. 40.000 Studierende gibt es hier, darunter auch 2.200 Seniorenstudenten wie Grunden und seinen Freund Hans Frye. Der 70-jährige war 40 Jahre lang Lehrer und hat nach seiner Pensionierung noch einmal dem Drang zur Universität nachgegeben.

    Das war für mich immer das Besondere, ich hatte immer so ein Halbwissen, so ein kleines Wissen, und durch das Hören dieser Vorlesungen habe ich doch ein Fundament bekommen, und ich sage auch heute immer noch, es gibt keine Vorlesung, in der ich nicht mindestens fünfmal, sechsmal denke, aha, so ist das, all die Verbindungen, die ich da doch bekommen habe.

    Dabei machen es die Hochschulen ihren Seniorenstudenten denkbar einfach. Niemand muss Klausuren schreiben, es gibt keine Abschlussprüfungen, jeder Gasthörer kann so lange studieren wie er möchte. Wilhelm Grunden.

    Es gibt auch keine Bewerbung. Man schreibt da hin, man möchte das mitmachen, dann kriegt man ein Überweisungsformular und überweist die Summe, und dann kriegt man einen Gasthörerausweis, da tut man die Quittung rein, und dann kann man überall rein, wo man hin will, das heißt es gibt ja diese Broschüren, Studium im Alter und alle Veranstaltungen, die da drin stehen, können von uns besucht werden, auch noch andere, wenn man sich mit dem Professor verständigt.

    Für die Hochschulen ist das Angebot für Seniorenstudenten nicht nur Werbung in eigener Sache, sondern auch ein lukratives Geschäft. 75 Euro Verwaltungsgebühr sind in Münster pro Semester fällig – zusätzliche Arbeit hat die Universität mit den Seniorenstudenten anschließend nicht mehr. Dennoch gibt es auf dem Campus nicht nur Befürworter dieses akademischen Sonderangebots.

    Also ich finde das so ein bisschen nervig, wenn man abgehetzt in die Vorlesung kommt, und dann sind die ersten zwei Drittel der Bänke mit grauhaarigen Herren besetzt und man darf dann irgendwo auf dem Fußboden sitzen. Ansonsten stören die natürlich nicht, und es ist natürlich schön, wenn sie sich im Alter noch für andere Sachen interessieren.

    Ja das fällt mir vor allem auf in Fächern wie Geschichte und Philosophie, und ich finde das, wie soll man sagen, wenn die sich zu arg einmischen mit eigenem Wissen, dann finde ich das nervig. Zum Beispiel in Italienisch-Sprachkursen fällt das auf, dass die Leute oft, die Kurse hintereinander machen oft und sich oft einmischen und ein bisschen vorlaut sind, das finde ich nervig.


    Also es gibt natürlich die eine Sorte und die andere Sorte, die einen, die dann sich in den Vordergrund stellen und alles mitmachen wollen, und die anderen, die sich im Hintergrund halten und sagen, ne, wir lassen eher die Jüngeren nach vorne, also ich habe jetzt nicht so eine wirkliche Meinung dazu, ich finde es nicht schlecht, sie stören nicht, mich besonders nicht, deshalb habe ich auch nichts dagegen.

    Vorbehalte gegen Senioren im Hörsaal gibt es aber nicht nur auf dem Campus, sondern auch außerhalb der Universität, sagt Wilhelm Grunden.

    Viele reagieren so wie sie gerade, was hat ein Metzger mit Theologie zu tun, so ungefähr, aber längst nicht alle wissen das, ich hänge das nicht an die große Glocke, meine Frau hatte neulich ein Erlebnis in einem Geschäft irgendwo, und da ruft ihr einer zu "Was hab ich gehört, dein Mann wird Priester", das hat der ernst gemeint, die hat wohl gesagt, nein, "Ja, Diakon denn?", "Nein, der macht das nur so", solche Dinge kommen natürlich schon mal auf, aber natürlich nicht.

    Gezielt Werbung macht auch die Universität Bremen. Ihre Zielgruppe sind jedoch nicht bildungswillige Senioren, sondern ausländische Studierende und Berufstätige. Seit 17 Jahren gibt es in Bremen internationale Sommerkurse, in denen akademische Fortbildung und die Rekrutierung neuer Bildungskunden kombiniert werden. Ziel ist es, den Ruf der Universität weltweit zu stärken. Christine Rodewald vom International Office der Universität.

    Wir haben immer wieder die Folge, dass Studierende, die eigentlich erst mal für vier Wochen zum Sommerkurs gekommen sind, dann auch für ein längeres Studium hier nach Bremen kommen.

    Die Idee ist simpel – und höchst effizient. Wer einmal da war, kommt nach guten Erfahrungen gerne wieder. Deshalb behandeln die Kurse, für die allein in diesem Sommer rund 200 Teilnehmer aus allen Teilen der Welt nach Bremen gekommen sind, auch nicht nur rein wissenschaftliche Fragestellungen.

    Im Moment, vormittags haben wir den Sprachunterricht, Deutsch als Fremdsprache, dann nachmittags das Rahmenprogramm, das Veranstaltungen hier an der Uni beinhaltet, zum Beispiel bei dem ersten Durchgang, Besuch im Schülerlabor Chemie, da konnten die Studierenden selber Creme herstellen, das ist sehr gut angekommen und haben dann nebenher auch Besuche hier in der Stadt. Das Universum wird besucht, Stadtführung bei Becks, da gibt es immer eine Brauereibesichtigung.

    Solche Abschweifungen seien sogar besonders wichtig, findet Martin Mehrtens, Dezernent für Organisation und Personalentwicklung an der Uni Bremen.

    Marketing ist ja immer ein schwieriger Begriff, weil wir keine Produkte klassischer Herkunft am Markt offerieren, aber es trägt natürlich zum Image bei, wenn die Universität Kooperationen nicht nur formell begründet, sondern auch lebt, dass Menschen auch nach Bremen kommen und wir darüber ein Netzwerk pflegen können, das in allen Bereichen, nicht nur in Wissenschafts- und Forschungsbereichen, sondern auch in Lebensbereichen oder sonstigen Kooperationen.

    Für die Hochschule jedenfalls haben sich die Kennenlern-Kurse ausgezahlt. Immerhin konnte die Universität Bremen dank der massiven Marketing-Maßnahmen die Zahl ausländischer Studierender in den letzten sechs Jahren von rund 1.000 auf heute über 3.500 steigern. Solche Hochschulstrategien, die den internationalen Bildungsmarkt fest im Blick haben, sind auch ganz im Sinne des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft. Und dessen Experten können sich noch viel mehr vorstellen: Nicht nur das offensive Werben der Hochschulen um Studierende aller Altersstufen und Nationalitäten, sondern auch das Werben um Geldgeber aus der Industrie, die von Image und Marketing der Hochschule profitieren wollen.

    Das Hochschul-Sponsoring muss so ausgestaltet sein, dass die Freiheit von Forschung und Lehre nicht beeinträchtigt wird,

    sagt Achim Westebbe, Experte für Bildungs-Sponsoring beim Stifterverband.

    Es gibt einen, den Sponsor, ist meist ein Unternehmen, dieser Sponsor gibt der Hochschule irgendetwas. Das kann Geld sein, das können Instrumente sein, Geräte, Bibliotheksausstattung. Es können auch Dienstleistungen sein, angesprochen wurde das Secondment, also dass man einen Mitarbeiter der Hochschule für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung stellt unentgeltlich oder alles, da ist jede beliebige Leistung denkbar.

    Tatsächlich jede beliebige Leistung? Achim Westebbe winkt ab. Der Markt werde sich von selbst regulieren, sagt er. Bedenken um eine mit Werbebotschaften vollgemüllte Universität brauche man sich nicht zu machen.

    Der Professor mit Jägermeister-T-Shirt wird wahrscheinlich weder an der Hochschule die Wahnsinns-Akzeptanz erlangen noch wird das Jägermeister sehr viel nützen. Man muss also hochschul-adäquate Werbeformen finden für diese Dinge, aber das ist unproblematisch. Wir haben da ja schon 'ne ganze Reihe von Beispielen: Die Benennung von Stiftungsprofessuren, die Kennzeichnung gesponserter Bücher durch Aufbringen irgendwelcher Logos und so weiter, ein Vortrag des gesponserten Professors vor ausgewählten Kunden des Sponsors oder andere Dinge.

    Das könnte möglicherweise eine zu große Öffnung der Hochschulen hin zur Industrie sein, warnt dagegen der amerikanische Philosophieprofessor David Brown von der Wake Forest University, der US-Universitäten bei Kooperationsprojekten mit der Industrie berät.

    Ich sehe da schon Probleme. Das Wichtigste für eine Universität ist es, ihre Unabhängigkeit zu behalten. Wenn Studenten glauben, ihnen wird Propaganda vorgesetzt, dann werden sie die Uni verlassen – zu Recht. Wenn Professoren zur Propaganda angehalten werden, werden sie die Uni verlassen – zu Recht. Hochschulen müssen Partnerschaften eingehen, aber nur so, dass sie diese Partnerschaft auch wieder aufkündigen können, wenn der Partner die akademische Freiheit nicht akzeptiert.

    Vielleicht aber sieht das eine andere Generation ja auch mit ganz anderen Augen. Wer in einer von Marketing und Werbung überfluteten Umwelt aufwächst, wird sich an Professoren mit Werbeaufdruck auf dem Hemdkragen vielleicht gar nicht mehr stören. Einstweilen reicht den Studierenden von morgen aber noch die Faszination des Unbekannten, die sie in den Kindervorlesungen entdecken können. So wie die sieben-jährige Doreen, die sich mit großen Augen im Hörsaal an der Universität Köln umblickt: So spannend kann eine Universität sein.

    Vor der Bühne steht ein Skelett, und auf der Bühne auf dem Stuhl steht eine Mülltonne. Die erzählen hier eine Geschichte. Und die Geschichte heißt "Wenn der Knochen bricht". Und das ist sehr, sehr schlimm, wenn der Knochen bricht.