Julia Murian schwankt hin und her, ob sie Deutsch oder Englisch sprechen soll. Sie entscheidet sich fürs Englische. Da ist sie sicherer. Julia steht am Stand des Deutschen Akademischen Austauschdienstes auf der Bildungsmesse im rumänischen Temeswar. Dort studiert sie im zweiten Semester Politikwissenschaften mit Scherpunkt auf internationalen Beziehungen- ein Fach, wo ein Auslandsaufenthalt geradezu zwingend ist. Die junge Rumänien liebäugelt mit Deutschland. Dort an einer Hochschule unterzukommen, sei nun viel einfacher als vor dem EU-Beitritt Rumäniens.
"Wir sind jetzt auch europäische Bürger. Da heißt: Die Gesetze haben sich für uns geändert. Das macht uns Studenten, die wir ins Ausland wollen, die Sache leichter: Wir haben schließlich mehr Rechte jetzt!"
Stimmt! Reimer Müller, Leiter des DAAD-Informationszentrums in Bukarest, berät die rumänischen Studierenden auf der Messe in Temeswar.
"Einfacher ist auf jeden Fall das Problem mit der Aufenthaltsbewilligung geworden. In der Vergangenheit musste man beweisen, dass man genügend Mittel hat, um sich in Deutschland aufzuhalten. Die ganze Visa-Problematik ist weggefallen. Bei der Zulassung an den Universitäten haben sich Kleinigkeiten geändert insofern, als dass sich die Rumänen nicht mehr auf Quoten für Ausländer bewerben müssen, sondern genauso wie Deutsche, wie alle anderen EU-Bürger, normal bei den Hochschulen bewerben und nicht mehr wie Ausländer behandelt werden, weil die Europäische Union eben ein gemeinsamer Bildungsmarkt ist."
Fragen nach Aufnahmeverfahren, nach Stipendien, nach der Anerkennung von Abschlüssen beantworten die DAAD-Experten wie am Fließband. Der Andrang auf der Messe ist groß; das Angebot ebenso: Da wirbt die University of Essex genauso um die Gunst der rumänischen Studierenden wie das American College of Thessaloniki und das International Hotel Management Institute Switzerland. Corinna Kupp ist über 250 Kilometer aus ihrer Heimatstadt Oradea zur Bildungsmesse nach Temeswar gefahren. Sie möchte Wirtschaftsingenieurwesen studieren - in Deutschland, nicht in Rumänien.
"Also alle, die Geld haben, können in Rumänien studieren. Deswegen ist die Qualität des rumänischen Studiums immer niedriger, weil auch die Lehrer dementsprechend nicht so gut bezahlt sind und alles hängt so in einem Teufelskreis. Die Qualität des Studiums ist in Rumänien nach der Revolution ziemlich stark gesunken."
Delia Rebacuk kommt ebenfalls aus Oradea. Sie informiert sich am Stand der englischen University of Essex. Deliah möchte dort Politikwissenschaften studieren. Die Bedingungen an den rumänischen Hochschulen sieht sie allerdings nicht so negativ.
"Also ich mag nicht, wie die Studenten in Rumänien zum Teil untergebracht werden, also diese veralteten, dreckigen Studentenheime hier. Aber ansonsten: Ich glaube schon, dass wir in unserem Land auf hohem Niveau studieren können. Nur die Unterkünfte sind ziemlich armselig."
Doch wie ein Studium in Deutschland, England oder anderswo finanzieren? Auch dies ist ein Thema auf der Hochschul-Messe in Temeswar. Die Stipendien, die zur Verfügung stehen, reichen nur für einen Bruchteil der vielen Tausend, die in die große Messehalle gekommen sind. Viele halten dennoch am Auslandsstudium fest. Corinna Kupp:
"Im Vergleich zum Beispiel zu den USA ist es in Deutschland viel besser. Denn in Rumänien wird das allmählich teurer, von der Miete und von den Studiengebühren. Da ist kein so großer Unterschied mehr zwischen Rumänien und Deutschland."
Viele Eltern gehören dem neuen rumänischen Mittelstand an, sind Unternehmer oder ordentlich bezahlte Angestellte. Sie haben die Mittel, ihre Kinder beim Studium zu unterstützen. Stina Britariu aus Lugoj kennt noch einen weiteren Aspekt, der fürs Auslandsstudium spricht:
"Im Ausland kannst du einen Teilzeitjob annehmen. In Rumänien geht das nicht. Die Gehälter sind dafür immer noch zu niedrig - du verdienst nichts. Und die Arbeitgeber hier scheren sich einen Dreck darum, ob zur Vorlesung oder zum Seminar musst. Das ist im Ausland besser."
Kommt drauf an, wo im Ausland: Manchmal sind die Kosten dort sogar billiger. Als einzige osteuropäische Hochschule wirbt auf er Messe in Temeswar das "International University College" aus dem bulgarischen Dobrich um rumänische Studierende. Das gesamte Kursangebot läuft auf Englisch, heißt es. Man kooperiere mit rumänischen Hochschulen. Deshalb erhalten die Absolventen sowohl einen bulgarischen als auch einen rumänischen Abschluss. Das Hauptargument aber, so der bulgarische Programmkoordinator Bozhidar Bozhkov:
"Die Lebenshaltungskosten, die Unterkünfte, die Gebühren sind bei uns viel niedriger, zum einen niedriger als in Rumänien, zum anderen viel niedriger, als wenn jemand beispielsweise in Dänemark studieren würde."
Für Alexandru Gihita, Präsident von Exekutiva Rumänien, sind die Studentenmessen dieser Tage erst der Anfang. Er glaubt, dass das Potential derjenigen Rumäninnen und Rumänen, die im Ausland studieren wollen, noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft ist:
"Derzeit gehen bei uns etwa 3000 bis 4000 Studierende jedes Jahr ins Ausland. Doch wenn wir diesen Anteil mit den Zahlen aus Deutschland oder England vergleichen, läge das Potential bei 30 000 bis 40 000 rumänischen Auslandsstudenten pro Jahr. Wir sind ebenso glücklich darüber, dass viele, die in andere Länder gehen, von Anfang an planen, wieder nach Rumänien zurückzukehren. Das dürfte mehr als die Hälfte sein."
Denn Rumänien, sagen die meisten Studierenden, bietet nun Perspektiven und Karrieremöglichkeiten. Gigilia Uslevskki aus dem rumänischen Caransebes:
"Ich denke, dieses Land hat eine Zukunft. Und wir, die neue Generation, können die Zukunft noch besser gestalten. Du musst zwar viel büffeln. Aber dann hast du eine gute Chance, Karriere zu machen, hier, in Rumänien."
"Wir sind jetzt auch europäische Bürger. Da heißt: Die Gesetze haben sich für uns geändert. Das macht uns Studenten, die wir ins Ausland wollen, die Sache leichter: Wir haben schließlich mehr Rechte jetzt!"
Stimmt! Reimer Müller, Leiter des DAAD-Informationszentrums in Bukarest, berät die rumänischen Studierenden auf der Messe in Temeswar.
"Einfacher ist auf jeden Fall das Problem mit der Aufenthaltsbewilligung geworden. In der Vergangenheit musste man beweisen, dass man genügend Mittel hat, um sich in Deutschland aufzuhalten. Die ganze Visa-Problematik ist weggefallen. Bei der Zulassung an den Universitäten haben sich Kleinigkeiten geändert insofern, als dass sich die Rumänen nicht mehr auf Quoten für Ausländer bewerben müssen, sondern genauso wie Deutsche, wie alle anderen EU-Bürger, normal bei den Hochschulen bewerben und nicht mehr wie Ausländer behandelt werden, weil die Europäische Union eben ein gemeinsamer Bildungsmarkt ist."
Fragen nach Aufnahmeverfahren, nach Stipendien, nach der Anerkennung von Abschlüssen beantworten die DAAD-Experten wie am Fließband. Der Andrang auf der Messe ist groß; das Angebot ebenso: Da wirbt die University of Essex genauso um die Gunst der rumänischen Studierenden wie das American College of Thessaloniki und das International Hotel Management Institute Switzerland. Corinna Kupp ist über 250 Kilometer aus ihrer Heimatstadt Oradea zur Bildungsmesse nach Temeswar gefahren. Sie möchte Wirtschaftsingenieurwesen studieren - in Deutschland, nicht in Rumänien.
"Also alle, die Geld haben, können in Rumänien studieren. Deswegen ist die Qualität des rumänischen Studiums immer niedriger, weil auch die Lehrer dementsprechend nicht so gut bezahlt sind und alles hängt so in einem Teufelskreis. Die Qualität des Studiums ist in Rumänien nach der Revolution ziemlich stark gesunken."
Delia Rebacuk kommt ebenfalls aus Oradea. Sie informiert sich am Stand der englischen University of Essex. Deliah möchte dort Politikwissenschaften studieren. Die Bedingungen an den rumänischen Hochschulen sieht sie allerdings nicht so negativ.
"Also ich mag nicht, wie die Studenten in Rumänien zum Teil untergebracht werden, also diese veralteten, dreckigen Studentenheime hier. Aber ansonsten: Ich glaube schon, dass wir in unserem Land auf hohem Niveau studieren können. Nur die Unterkünfte sind ziemlich armselig."
Doch wie ein Studium in Deutschland, England oder anderswo finanzieren? Auch dies ist ein Thema auf der Hochschul-Messe in Temeswar. Die Stipendien, die zur Verfügung stehen, reichen nur für einen Bruchteil der vielen Tausend, die in die große Messehalle gekommen sind. Viele halten dennoch am Auslandsstudium fest. Corinna Kupp:
"Im Vergleich zum Beispiel zu den USA ist es in Deutschland viel besser. Denn in Rumänien wird das allmählich teurer, von der Miete und von den Studiengebühren. Da ist kein so großer Unterschied mehr zwischen Rumänien und Deutschland."
Viele Eltern gehören dem neuen rumänischen Mittelstand an, sind Unternehmer oder ordentlich bezahlte Angestellte. Sie haben die Mittel, ihre Kinder beim Studium zu unterstützen. Stina Britariu aus Lugoj kennt noch einen weiteren Aspekt, der fürs Auslandsstudium spricht:
"Im Ausland kannst du einen Teilzeitjob annehmen. In Rumänien geht das nicht. Die Gehälter sind dafür immer noch zu niedrig - du verdienst nichts. Und die Arbeitgeber hier scheren sich einen Dreck darum, ob zur Vorlesung oder zum Seminar musst. Das ist im Ausland besser."
Kommt drauf an, wo im Ausland: Manchmal sind die Kosten dort sogar billiger. Als einzige osteuropäische Hochschule wirbt auf er Messe in Temeswar das "International University College" aus dem bulgarischen Dobrich um rumänische Studierende. Das gesamte Kursangebot läuft auf Englisch, heißt es. Man kooperiere mit rumänischen Hochschulen. Deshalb erhalten die Absolventen sowohl einen bulgarischen als auch einen rumänischen Abschluss. Das Hauptargument aber, so der bulgarische Programmkoordinator Bozhidar Bozhkov:
"Die Lebenshaltungskosten, die Unterkünfte, die Gebühren sind bei uns viel niedriger, zum einen niedriger als in Rumänien, zum anderen viel niedriger, als wenn jemand beispielsweise in Dänemark studieren würde."
Für Alexandru Gihita, Präsident von Exekutiva Rumänien, sind die Studentenmessen dieser Tage erst der Anfang. Er glaubt, dass das Potential derjenigen Rumäninnen und Rumänen, die im Ausland studieren wollen, noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft ist:
"Derzeit gehen bei uns etwa 3000 bis 4000 Studierende jedes Jahr ins Ausland. Doch wenn wir diesen Anteil mit den Zahlen aus Deutschland oder England vergleichen, läge das Potential bei 30 000 bis 40 000 rumänischen Auslandsstudenten pro Jahr. Wir sind ebenso glücklich darüber, dass viele, die in andere Länder gehen, von Anfang an planen, wieder nach Rumänien zurückzukehren. Das dürfte mehr als die Hälfte sein."
Denn Rumänien, sagen die meisten Studierenden, bietet nun Perspektiven und Karrieremöglichkeiten. Gigilia Uslevskki aus dem rumänischen Caransebes:
"Ich denke, dieses Land hat eine Zukunft. Und wir, die neue Generation, können die Zukunft noch besser gestalten. Du musst zwar viel büffeln. Aber dann hast du eine gute Chance, Karriere zu machen, hier, in Rumänien."