Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Werbung für das Studium in Japan

Zum 150. Jubiläum des Freundschafts- und Handelsvertrags zwischen Japan und dem damaligen Preußen fördert das Bundeswissenschaftsministerium noch bis Ende des Jahres Japan-Wochen, um die Kontakte zwischen beiden Ländern zu intensivieren. In Düsseldorf sind die Beziehungen traditionell eng, denn nirgendwo sonst in Deutschland leben so viele Japaner, wie in der NRW-Landeshauptstadt.

Von Stephanie Kowalewski | 26.05.2011
    Etwas nervös sitzt Stefanie Müller auf dem Podium und berichtet den interessierten Zuhörern von ihren Erfahrungen im Land der aufgehenden Sonne.

    "Das ist natürlich ein Kulturschock. Deutschland, Japan - das sind zwei verschiedene Welten."

    Schon mehrfach war die Studentin der Sozial- und Kulturwissenschaften in Japan, zuletzt als dort im März die Erde bebte. In Tokio wollte sie ihre Bachelorarbeit beenden. Stefanie Müller überstand das schwere Erdbeben und den Tsunami unversehrt, doch die Nachrichten aus Fukushima machten ihr Angst.

    "Was eben doch beängstigend war, war eben die Strahlung. Und ich denke mir, ich bin 22 Jahre alt, und das sind Folgen, die wirklich lebenslang bleiben. Und von daher habe ich mich doch dafür entschieden, zurückzukehren."

    Nun bemüht sie sich, ihre Kommilitonen möglichst neutral über Japan zu informieren, was ihr nicht ganz leicht fällt, denn sie liebt das arg gebeutelte Land. Ganz ähnlich geht es auch den Organisatoren der Japan-Woche. Die Fachhochschule Düsseldorf unterhält sehr rege Beziehungen zu drei Partneruniversitäten in Japan. Kurz wurde überlegt, die Japan-Woche zu verschieben, doch nach Rücksprache mit der japanischen Gemeinde in Düsseldorf entschied man, sie mit einem veränderten Programm jetzt zu veranstalten, sagt Mitorganisatorin Karin Welkert-Schmitt, Professorin am Fachbereich Medien.

    "Wir wollten lustig, sportlich, kulturell unser Wissenschaftsprogramm begleiten. Wir haben das alles gestrichen. Es gibt keine Manga-Aufführung, es gibt keine sportlichen Vorführungen. Das hat sich verboten nach so einer Katastrophe."

    Letztlich konzentriert sich das Programm nun auf wissenschaftliche Workshops, Vorträge und japanisches Essen in der Mensa. Außerdem gibt es Informationsveranstaltungen zum Studierendenaustausch zwischen Deutschland und Japan.

    "Ja, herzlich willkommen zu dieser Informationsveranstaltung des International Office zum Thema 'Auslandssemester und Praktikum in Japan'. Wir sind heute weniger als wir erwartet, vielleicht eher gehofft haben."

    Gerade einmal vier Interessierte sitzen in dem Seminarraum. Im Januar, als das Seminar schon einmal angeboten wurde, waren es 30. Doch das war vor Fukushima. Die, die nun hier sitzen, wollen sich jedoch nicht von der derzeitigen Situation in Japan abschrecken lassen. Gabriel zum Beispiel war bereits als Schüler für ein Jahr in Japan. Jetzt studiert er an der FH in Düsseldorf Kommunikationsdesign.

    "Und würde jetzt gerne nach Osaka. Dort ist die Partner-Uni für den Designbereich. Und hoffe, das klappt irgendwie. Einerseits beunruhigt das natürlich schon, aber andererseits denke ich mir, die Leute da müssen auch irgendwie damit klarkommen, also wieso sollte ich damit nicht auch irgendwie klarkommen."

    Wenn Michael Cohen, Professor für Computer Arts an der University of Aizu, so etwas hört, lächelt er zufrieden. Er hofft, während der Japan-Woche an der Düsseldorfer Fachhochschule Studierende für seine Universität begeistern zu können.

    "Fukushima ist etwa 100 Kilometer entfernt und es sind zwei Berge dazwischen. Und die radioaktive Belastung in Düsseldorf ist nicht viel niedriger als bei uns in Aizu."

    Einige seiner Düsseldorfer Kollegen sehen das allerdings eher skeptisch. Karin Welkert-Schmitt ist eine von ihnen.

    "Ich habe sogar mit Kollegen darüber geredet, ob man ihnen überhaupt ein Stipendium geben sollte, denn wenn man ihnen kein Stipendium gegeben hätte, wären sie hier geblieben. Und dann haben wir Kollegen uns entschieden, zu sagen, sie sind erwachsen, sie entscheiden das selbst. Aber ich würde meine Tochter nicht hin lassen."

    Auch Michael Cohen kennt die Bedenken seiner Düsseldorfer Kollegen und verweist deshalb auf den bereits bestehenden regelmäßigen wissenschaftlichen Austausch der beiden Hochschulen via Videokonferenz. Doch das alleine reiche nicht, meint auch Jens Herder, der an der FH Düsseldorf "Virtuelle Realität" unterrichtet und die Universität in Aizu mit aufgebaut hat. Denn das Wegbleiben der Studierenden könnte ein Problem für die japanischen Universitäten werden.

    "Da fehlen auf einmal Japan die Studierenden, auch in den höheren Semestern oder in den Masterkursen, die ja auch die Forschung weitertreiben. Und wenn jetzt alle das abziehen, dann fehlt Japan was. Die Lücke müssen wir stopfen."

    Er betont, dass die Hochschulen seit dem Erdbeben näher zusammengerückt seien, der Kontakt über Facebook, Twitter und Co noch intensiver geworden sei. Letztlich müsse eben jeder Studierende das Für und Wider genau abwägen, sagt Jens Herder. Stefanie Müller, die das verheerende Erdbeben miterlebt hat, tut das auch. Sie wird ihre Bachelorarbeit hier beenden und dann:

    "Ich würde gerne wieder zurück. Ja - doch, ich fliege wieder."

    So wie hier in Düsseldorf richten noch 17 weitere Hochschulen im gesamten Bundesgebiet Japan-Wochen aus. Informationen dazu gibt es auf den Seiten der Hochschulrektorenkonferenz.