Freitag, 03. Mai 2024

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Werke von Zdenek Fibich und Bohuslav Martinu

Heute mit Kammermusik-Raritäten von Zdenek Fibich und Bohuslav Martinu.

Norbert Hornig | 31.01.1999
    Am Mikrophon begrüßt Sie Norbert Hornig. * Musikbeispiel: Zdenek Fibich - Quartett op. 11, 1. Satz Im Laufe ihres über zwanzigjährigen Bestehens ist es der "Musikproduktion Dabringhaus und Grimm" immer wieder gelungen, Interesse für weniger bekanntes, aber musikalisch wertvolles Kammermusik-Repertoire zu wecken. Zu den jüngsten discographischen Entdeckungen des Labels gehören Werke der böhmischen Komponisten Zdenek Fibich und Bohuslav Martinu, eingespielt von Mitgliedern des "Ensemble Villa Musica". Zdenek Fibich wurde 1850 in Prag geboren. Den größten Teil seiner musikalischen Ausbildung erhielt er jedoch im Ausland. Nach Studien bei Ignaz Moscheles am Leipziger Konservatorium vervollkommnete er sich in Paris und in Mannheim. Für eine kurze Zeit ließ sich Fibich als Musiklehrer im litauischen Wilna nieder und kehrte dann wieder in seine Heimatstadt Prag zurück. Dort gelang es ihm sehr bald als Komponist seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wobei ihm besonders seine Salonkompositionen schnelle Erfolge einbrachten. So ist der Name Zdenek Fibich vor allem durch das für Klavier geschriebene und vielfach bearbeitete "Poème" in Erinnerung geblieben. Doch Fibich war weit mehr als ein gefälliger Salonkomponist - aus seiner Feder stammen u.a. 3 Sinfonien, 2 Streichquartette, zahlreiche Klavierstücke und 7 Opern. Von jeher stand Fibichs Musik im Schatten der Werke Smetanas und Dvoráks. Obwohl ein Bewunderer Smetanas, fühlte sich Fibich stilistisch mehr zur deutschen Romantik hingezogen als zum böhmischen Nationalstil. So sind aus seinen Werken auch Einflüsse Webers, Schumanns und Wagners herauszuhören.

    Das Klavierquartett op. 11, aus dem Sie zu Beginn den Anfang des 1.Satzes hörten, trägt weder folkloristische Züge noch läßt es einen ausgeprägten persönlichen Stil erkennen. Dennoch ist es bereits ein souverän gearbeitetes und melodisch inspiriertes Werk. Als reifstes Kammermusikwerk Fibichs gilt das Quintett für Violine, Klarinette, Horn, Violoncello und Klavier op. 42, ein Spätwerk aus dem Jahre 1894. Im schwärmerisch leidenschaftlichen Tonfall des Quintetts soll der Komponist seiner Verehrung für seine Schülerin Anezka Schulzová klingenden Ausdruck verliehen haben. * Musikbeispiel: Zdenek Fibich - Quintett op. 42, 4. Satz Der 4. Satz aus dem Quintett für Violine, Klarinette, Horn, Violoncello und Klavier op. 42 von Zdenek Fibich. Es musizierten Mitglieder des "Ensemble Villa Musica". Das "Ensemble Villa Musica" ist das musikalische Aushängeschild der rheinland-pfälzischen "Stiftung Villa Musica", die sich intensiv um die Förderung des musikalischen Nachwuchses bemüht. Das Ensemble setzt sich zusammen aus namhaften Musikern und Professoren, die in führenden Positionen bei deutschen Sinfonieorchestern tätig waren. Seine Mitglieder sind sowohl als Dozenten wie auch als konzertierende Künstler in die Stiftungsarbeit eingebunden. Das "Ensemble Villa Musica" steht für die ganze Vielfalt der Kammermusik, wobei es immer wieder Akzente setzt mit weniger bekanntem Repertoire in ungewöhnlichen Besetzungen. Dabei kann es vom Solostück bis zum Nonett auch die ausgefallensten Instrumenten-Kombinationen aufbieten. Fast zeitgleich mit den Werken Zdenek Fibichs spielte das "Ensemble Villa Musica" eine CD mit selten zu hörenden Kompositionen von Bohuslav Martinu ein: Die sehr unterschiedlich besetzten Serenaden 1 - 4 sowie das Quartett für Klarinette, Horn, Violoncello und kleine Trommel. Im Gegensatz zu Fibich schöpfte Martinu zunächst vor allem aus dem Fundus der Volksmusik seiner böhmischen Heimat. Sein kompositorischer Horizont weitete sich jedoch während eines längeren Aufenthaltes in Paris. Unter Anleitung von Albert Roussel experimentierte er dort mit ganz unterschiedlichen Musikstilen, vom Neoklassizismus bis hin zum Jazz. Martinu verschmolz all diese Einflüsse zu einer sehr persönlichen und prägnanten Tonsprache. Sein Schaffen ist denkbar vielgestaltig und facettenreich. Neben großformatigen Orchester- und Bühnenwerken stehen eine Vielzahl von Kompositionen für ganz unterschiedliche kleinere Besetzungen - wie etwa die 4 Serenaden aus den Jahren 1932 und 1951. * Musikbeispiel: Bohuslav Martinu - Serenade IV, 1. Satz Der 1. Satz aus der Serenade Nr.4 für Violine, Viola, 2 Klarinetten und Violoncello von Bohuslav Martinu. Es musizierten Mitglieder des "Ensemble Villa Musica". Wie bei Fibich, bietet das "Ensemble Villa Musica" auch bei Martinu Interpretationen auf hohem künstlerischen Niveau. Das Spiel des Ensembles wirkt sehr einheitlich und ausgewogen, wie aus einem Guß. Das solistische Können der einzelnen Musiker geht auf in einem abgerundeten und homogenen Zusammenspiel, in dem sich keiner auf Kosten des anderen profiliert. Die Aufnahmetechnik unterstützt diesen Eindruck von Geschlossenheit. Das Timbre der Instrumente entfaltet sich in einer natürlichen Raumakustik, in der die einzelnen Stimmen genau ortbar sind. Hören sie das "Ensemble Villa Musica" nun noch mit dem 3. Satz aus dem Quartett für Klarinette, Horn, Violoncello und kleine Trommel von Bohuslav Martinu aus dem Jahre 1924. Das Vorbild Strawinsky ist hier genauso unüberhörbar wie die Originalität des Komponisten Bohuslav Martinu. * Musikbeispiel: Bohuslav Martinu - Quartett, 3. Satz Die Neue Platte. Heute stellten wir Ihnen Aufnahmen mit Kammermusik von Zdenek Fibich und Bohuslav Martinu vor. Zum Schluß hörten Sie den 3. Satz aus dem Quartett für Klarinette, Horn, Violoncello und kleine Trommel von Bohuslav Martinu. Es musizierte das "Ensemble Villa Musica". Beide CDs sind bei "Dabringhaus und Grimm" erschienen.

    Am Mikrophon verabschiedet sich Norbert Hornig.