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Wes Anderson und Co. in Cannes

Für die einen sind seine Filme Kult, für die anderen merkwürdige Konstrukte. Schauspieler spielen bei Wes Anderson immer gerne mit, auch für weniger Gage. Das gilt auch für seinen neuen Streifen "Moonrise Kindgom", der beim Filmfest in Cannes als Eröffnungsfilm seine Weltpremiere feierte.

Von Sigrid Fischer | 17.05.2012
    "I, I I, ..."

    Ein souveräner Podiumsredner ist Wes Anderson nicht. Fast jede Antwort verstolpert er am Anfang, Cannes ist eben nicht irgendein Festival, da befindet man sich – wenn's schlecht läuft - in der Höhle des Löwen. Bill Murray will's dann auch genau wissen.

    "How did you like the movie by the way?" – Applaus

    Was Wes Anderson eigentlich sagen wollte auf die Frage, wie viel seine Filme, die immer in kindlichen Welten und Retrosettings spielen, was die mit seinen eigenen Erinnerungen zu tun haben, ist, dass er vor allem das erinnere, was nach seinem Wunsch hätte passieren sollen.

    "I, I I use my memory of what I wanted to have happened. But also the memory of the emotion of falling in love as a kid that is something that never left me and I hope people will kind of share."

    Und das Gefühl, sich als Kind zu verlieben, werde er nie vergessen. Für seinen Cannes Auftritt hat Wes Anderson sich einen passenden Anzug herausgesucht. Er trägt sie ja gerne ein bis zwei Nummern kleiner, und sieht darin aus wie der große Junge, der aus seinem Kommunionsanzug herausgewachsen ist. Auch seine Filme wirken so, als hätte sie jemand gedreht, der sich weigert, erwachsen zu werden und nach seinen eigenen Spielregeln lebt. Autobiografisch geprägt sei das in Moonrise Kingdom vor allem in einer Szene, erklärt er, in der das Mädchen dem Jungen ein Buch mit dem Titel "Wie man mit einem stark gestörten Kind umgeht" zeigt.

    "She shows this book, which is not a great feeling."

    Sie sagt ihm, sie habe dieses Buch auf dem Kühlschrank gefunden. Das ist autobiografisch, ich hab das auf dem Kühlschrank gefunden. Ich war ja nicht das einzige Kind im Haus, aber ich wusste genau, wer hier das gestörte Kind ist. Wenn meine Brüder das Buch gefunden hätten, hätten sie nicht an sich dabei gedacht. Das ist kein schönes Gefühl.

    Das etwas Ungelenke zelebriert Anderson also nicht nur bei seinen Filmfiguren, sondern auch bei sich selbst. Als Regisseur muss er sein Set aber im Griff haben, sonst würden ihn seine Stars nicht so ernst nehmen. Bruce Willis schwärmt geradezu, für ihn war es ungewohnt, dass mal jemand mit einem über die Rolle spricht und bestimmte Vorstellungen davon hat, wie sie zu spielen sei.

    "I found it really refreshing to be asked to work in a certain way."

    Bill Murray kennt das schon, er ist ein Wiederholungstäter, er hat in fast allen Wes Anderson Filmen mitgespielt.

    "I don't get any other work but through Wes, so I just sit by the phone."

    Ohne Wes sei er arbeitslos, sagt er, und sitze den ganzen Tag am Telefon. Edward Norton vergleicht die Arbeit an Moonrise Kingdom mit einem Sommercamp, in dem Wes Anderson quasi Nortons Rolle spiele, die des Chefscouts, was Spaß mache, und deshalb wünsche sich jeder Schauspieler beim nächsten Anderson dabei zu sein.

    "All actors wanna be in it, not just us scout troop leader."

    Nicht nur seine Film kreise meist um das Thema Familie, Wes Anderson mag's auch bei der Arbeit familiär. Seine Crew setzt sich aus zwar wechselnden, aber immer wieder gleichen Leuten zusammen, er arbeitet gerne mit Freunden, sagt er, und er hofft, dass ähnlich wie bei einer Theatertruppe auch einige aus dem Moonrise Kingdomteam demnächst wieder an Bord sein werden.

    "Well, I like to work with friends a bit like a theatre company."

    Eigentlich kann sich Wes Anderson als Independent Regisseur einen Cast wie den von Moonrise Kingdom gar nicht leisten, aber die Gage ist Nebensache. Wie bei Woody Allen ist dabei sein schon alles.

    "This is what we call art movies."

    Kunstfilm heißt das dann erklärt Bill Murray – ohne Geld, in eigenen Klamotten gespielt, so schaffe man dann auch nach Cannes, Man habe ja Geld aus anderen Produktionen gespart, so könne man immer wieder mit Wes drehen

    "So we can work with Wes over and over again."